Firmen aus der Metropolregion bringen viele Innovationen auf den Markt. Heute: der Büro-Lieferdienst Snackultur.
Sie wollten keine Schokolade mehr. Zumindest keine von den üblichen Sorten mit viel Zucker und wenig Kakao. Aber in der Marketing-Agentur, in der Nora Klähn und Fabian Gramberg bis vor Kurzem als Projektentwickler gearbeitet haben, gab es nichts anderes, wenn man am Nachmittag mal einen kleinen Energieschub brauchte. „Da stand ein Snackautomat auf dem Flur“, sagt die Hamburgerin Klähn. Der Süßkram, den man ziehen konnte, habe aber nur für den Moment glücklich gemacht. „Dann ging der Blutzuckerspiegel schnell wieder runter.“
Eine unbefriedigende Situation, fanden Klähn und Gramberg. Im August 2016 gründeten sie SnacKultur, einen Lieferdienst für gesunde Leckereien. Seit Januar kann man ihre handgemachten Holzkisten mit Obst, Riegeln, Nüssen und Drinks bestellen. Das Angebot richtet sich vor allem an Firmen, die die Boxen für ihre Mitarbeiter bestellen. „Unsere Produkte bieten Vorteile für Arbeitgeber und Beschäftigte“, sagt Gramberg. Tschüs, schnöder Schokoriegel. Ausgewogene Ernährung am Arbeitsplatz ist in vielen Firmen ein Thema. Auch der Büro-Snack soll motivieren, leistungsfähiger machen und, so die SnacKultur-Eigenwerbung, „für gesündere Geschäftsbeziehungen“ sorgen.
Sie entwickelten sich zu „Snack-Scouts“
Die Gründer, beide mit Studienabschlüssen im Bereich Wirtschaft, nahmen sich mehrere Monate Zeit, um sich einzuarbeiten. Sie lasen Bücher über gesunde Ernährung, knüpften Kontakte. „Wir sind auch auf den Großmarkt gefahren und haben mit Händlern gesprochen“, sagt Jungunternehmerin Klähn, die wie Gramberg einen Gründerzuschuss bei der Arbeitsagentur beantragt hatte und ihr gesamtes Erspartes in die Geschäftsidee investierte. Sie suchten einen Hersteller für ihre Snack-Boxen und testeten Versandmöglichkeiten. Um ein Lager einzurichten, räumte die Familie Gramberg sogar ein Zimmer.
Und sie entwickelten sich zu „Snack-Scouts“, wie Klähn mit einem Augenzwinkern sagt. Inzwischen arbeitet das Duo mit mehreren kleinen Betrieben und Manufakturen zusammen. „Wichtig ist, dass sie besonderes Augenmerk auf die Rohstoffe legen, ohne künstliche Zusätze und fair produzieren“, sagt Gramberg.
Bestellung/Anlieferung: Die Teamboxen abonniert man für eine längere Laufzeit. Geliefert wird wöchentlich oder zweiwöchentlich. Es gibt drei verschiedene Größen für 8, 15 oder 25 Personen. Die Meeting- und Präsentboxen lassen sich einzeln bestellen. Die Abwicklung läuft unkompliziert über die Internetseite www.snackultur.de. Geliefert wird jeweils zu Wochenbeginn. Bei einem Abo-Vertrag wird die leere Kiste bei der nächsten Lieferung in einer Art Pfandsystem wieder mitgenommen. Der Service lief im Test reibungslos.
Inhalt: Für den Abendblatt-Test haben wir eine kleine Teambox bestellt. Die versprochenen vier Kilo Obst waren in der Holzkiste enthalten. Bananen, Äpfel, Birnen, Trauben und Clementinen waren von guter Qualität und frisch. Dazu gab es acht Energieriegel, sechs Mini-tütchen mit Nüssen, zwei Tüten Kokosnuss- Chips und Energiepralinen – mit Blattgold.
Geschmack/Nutzung: Die Kiste ist ein Hingucker. Das Obst kam besonders gut an, beim Snack-Angebot war das Stimmungsbild gemischt. Positiv fanden viele, dass sie Neues ausprobieren konnten. Kritik gab es etwa an der Blattgold- Garnitur („überflüssige Spielerei“) und an den Kokoschips („zu kleinteilig“). Vermisst wurde Schokolade. Auch die aufwendige Verpackung wurde moniert. In einem Team von acht Personen war die Box nach drei Tagen nahezu leer. Nur die Kokoschips mit scharfem Wasabi blieben übrig.
Preis-Leistungs-Verhältnis: Auf den ersten Blick wirkt die Teambox für 49 Euro teuer. Das Nachrechnen ergibt allerdings: Wenn man alle Teile einzeln gekauft hätte, hätte das etwa 42 Euro gekostet. Addiert man die Lieferkosten dazu, ist der Preis durchaus berechtigt.
Fazit: Gesund ist prima, aber der Inhalt der Box ist ein – ziemlich teures – Zusatzangebot. Ob es zum Umdenken beim Süßigkeiten-Konsum führt, ist fraglich.
Abendblatt-Urteil: drei von fünf Sternen
