Firmen aus der Metropolregion bringen viele Innovationen auf den Markt. Heute: Der Milchsnack my little Cow Cow.
Einkaufen mit Kindern kann eine Herausforderung sein – insbesondere für Eltern, die auf Ernährung ihres Nachwuchses achten. So landete Carl-Clemens Köhler, 35, mit seiner Tochter oft unfreiwillig am Kühlregal, wo diese zielsicher nach dem Milchsnack eines großen Süßwarenherstellers griff. „So etwas müsste es doch in Bioqualität geben“, dachte sich der Chef des Hamburger Start-ups Cow Cow. Die Idee für ein neues Produkt war geboren.
Gut ein Jahr später sitzen Köhler und sein Geschäftspartner Thomas Bohnenstengel, 35, in ihrem Büro an der Rindermarkthalle auf St. Pauli. Um die beiden Freunde herum herrscht kreatives Chaos. Gerade haben sie mit der Auslieferung ihres neuen Biomilch-Snacks my little Cow Cow begonnen. Mitten im Raum steht eine freundlich dreinblickende Papp-Kuh. Die Chefs räumen einige Testmuster zur Seite, um Platz zum Sitzen zu schaffen.
Biomilch-Snack my
little Cow Cow im Test:
Preis-Leistungs-Verhältnis:
Nicht ganz
billig. Der Viererpack kostet in der Regel
1,99 Euro. Ein Fünferpack Milchschnitte
ist schon für 1,29 Euro zu haben.
Nährwertangaben/Inhaltsstoffe: Der
Snack trägt das Biosiegel nach der EU-Ökoverordnung,
das garantiert, dass
mindestens 95 Prozent der Rohstoffe
aus ökologischer Landwirtschaft stammen.
Das gilt sowohl für die verwendete
Vollmilch (26 Prozent), als auch für
Palmfett, Zucker, Weizenmehl, Vollei,
Milchpulver, Honig und Kakao. Verschiedene
Zusatzstoffe wie etwa Reisstärke
gibt es nach Unternehmensangaben
nicht in Bioqualität. Trotz des Ökosiegels
ist der Snack aber nur bedingt gesund. Der Brennwert liegt pro 28-
Gramm-Riegel bei 127 Kilokalorien und
damit sogar leicht über den 118 Kilokalorien
einer normalen Milchschnitte,
die exakt dasselbe Gewicht auf die Waage
bringt. Auch der Zuckeranteil ist mit
zehn Prozent bei der Hamburger Biovariante
etwas höher als beim Original
(neun Prozent).
Einkaufsmöglichkeiten: In Hamburg ist
der Biosnack in den Ökomärkten von
Alnatura und denn’s, sowie bei Budni
und in einigen Edeka- und Rewe-Märkten
erhältlich.
Geschmack: Anders als die echte Milchschnitte,
aber trotzdem lecker. Die
Milchcreme schmeckt ein wenig frischer
und weniger künstlich, der Biskuitboden
ist etwas körniger, aber weniger
schokoladig. Fans dürften den Original-
Geschmack vermissen.
Fazit: Für ökologisch bewusste Verbraucher
ist my little Cow Cow eine
echte Alternative zur Milchschnitte. Geschmacklich
kann der Hamburger Snack
gut mithalten. Das Biosiegel bürgt für
Zutaten aus der ökologischen Landwirtschaft.
Wirklich gesünder ist der Snack
aber nicht. Er ist und bleibt eine Süßigkeit.
Testurteil: vier Sterne.
Köhler und Bohnenstengel haben schon einige Erfahrung mit der Herstellung ökologisch korrekter Süßigkeiten. Ihr Firmenname leitet sich von ihrem ersten Produkt, der Bio-Trinkschokolade Cow Cow ab. Seit 2015 sind die beiden Betriebswirte damit am Markt. Eine Alternative zu einem so schlichten Produkt wie der Milchschnitte zu entwickeln, hätte also nicht so schwer sein dürfen. Oben und unten Biskuitboden und dazwischen etwas Creme mit Honig. Ein Kinderspiel, oder?
„Wenn wir geahnt hätten, auf was wir uns da einlassen, hätten wir es wohl nicht gemacht“, sagt Carl-Clemens Köhler und lässt sich ein wenig erschöpft ins Bürosofa sinken. „Es war extrem hart.“ Zunächst einmal experimentierten die Chefs wochenlang in der heimischen Küche mit verschiedenen Rezepturen. „Unser Snack sollte eine angenehme Süße und einen vollmundigen Milchgeschmack haben“, sagt Bohnenstengel. Freunde und Familie dienten als Testesser. So weit, so gut.
Qualität begann plötzlich schwanken
„Die erste, große Herausforderung bestand darin, einen Snack-Hersteller zu finden, der bereit war, extra für uns seine Produktion auf Bio umzustellen“, erzählt Köhler. Der bisherige Partner für die Herstellung der Trinkschokolade kam nicht infrage, fündig wurden die Hamburger schließlich in Italien. „Es war eine Menge Überzeugungsarbeit nötig, schließlich sind wir ein kleines Unternehmen und das Risiko ist nicht unerheblich“, sagt Bohnenstengel.
Im Herbst vergangenen Jahres waren die Hamburger dann so weit, in die Testproduktion zu gehen. Alles lief gut, doch dann begann die Qualität der Milchsnacks plötzlich zu schwanken. Die Creme verflüssigte sich so stark, dass den Jungunternehmern ihr neues Produkt förmlich durch die Finger rann. „Das Biofett, das wir eingekauft hatten, hatte einen stark schwankenden Fettgehalt“, erzählt Köhler. Kurzfristig stand das ganze Projekt auf der Kippe. Ein Lieferantenwechsel brachte in letzter Sekunde die Lösung.
„Nachfrage nach unserem Snack ist sehr gut“
Im Nachhinein scheint sich die Zitterpartie gelohnt zu haben. „Die Nachfrage nach unserem Snack ist sehr gut“, sagt Bohnenstengel. Rund 200.000 Stück haben die Jungunternehmer in den ersten vier Wochen bereits ausgeliefert. „Damit ist es uns aus dem Stand gelungen, in die schwarzen Zahlen zu kommen“, sagt Köhler. „Bei der Markteinführung haben uns die schon bestehenden Geschäftskontakte geholfen. Aber auch die klare Positionierung hat sich ausgezahlt.“ Im Gegensatz zur zuvor entwickelten Trinkschokolade spricht das neue Produkt gezielt Kinder an – daher auch der Name my little Cow Cow. „Hier sehen wir noch viel Potenzial. Daher planen wir, in den kommenden Monaten noch weitere Snacks für Kinder herauszubringen.“
Die Trinkschokolade für Erwachsene hat sich dagegen nicht so gut verkauft wie erhofft. Rund 500.000 Packungen à 0,33 Liter hat Cow Cow im vergangenen Jahr abgesetzt – zu wenig, um damit die Kosten zu decken. „Bei Schokodrinks ist der Preiskampf extrem hart“, sagt Thomas Bohnenstengel. Bei jeder Aktion eines großen Wettbewerbers drohe man aus den Regalen der Supermärkte zu fliegen.
Hoffnungen liegen auf neuem Biomilch-Snack
Auch aus diesem Grund setzen die Cow-Cow-Chefs ihre Hoffnungen nun ganz auf den neuen Biomilch-Snack. Allerdings könnte Marktführer Ferrero den Hamburgern noch einen Strich durch die Rechnung machen. Der Cow- Cow-Snack gleicht nämlich so sehr der originalen Milchschnitte, dass der Konzern seine Markenrechte verletzt sehen könnte. Im schlimmsten Fall müsse man das eigene Produkt noch leicht abändern, meint Bohnenstengel.
Nächster Test: Jeden Dienstag im Wirtschaftsteil. Am 2. Mai: Der Firmenlieferdienst Snackultur. Alle bisherigen Tests gibt es unter www.abendblatt.de/testserie