Hamburg . Die Hamburger Optiker-Kette will ihre Filialen deutlich vergrößern. 2020 könnte es einen Wechsel an der Unternehmensspitze geben.
Zuverlässig wie ein Uhrwerk verbessert die Optiker-Kette Fielmann Jahr um Jahr ihre Geschäftszahlen. Absatz, Umsatz, Gewinn und die Dividende für die Aktionäre legten 2016 zum zwölften Mal in Folge zu; der Aktienkurs hat sich in den vergangenen 15 Jahren annähernd verzehnfacht.
Firmengründer und Vorstandschef Günther Fielmann sieht folglich keinen Grund, sich mit 77 Jahren in den Ruhestand zurückzuziehen. „In den nächsten drei Jahren führe ich das Unternehmen“, sagte er am Donnerstag in Hamburg. „Ich verantworte die Philosophie und die Umsetzung. Ich mache das jetzt seit 45 Jahren, und bisher sind wir ganz gut damit gefahren.“
Sohn Marc ist Marketingvorstand
Günther Fielmanns Sohn Marc, 50 Jahre jünger als der Vater, ist als Marketing-Vorstand der Fielmann AG schon in der Verantwortung und soll nahtlos den Chefsessel des börsennotierten Familienunternehmens übernehmen. Er macht sich auch Gedanken über die Digitalisierung des Unternehmens. „Bei Kontaktlinsen sind wir vorn, die kann sich der Kunde aus einer App nach Hause bestellen.“
Bei Brillen bleibt Fielmann aber bei seiner Strategie, die wegen des besonderen Produktes anders sein müsse als in anderen Branchen des Einzelhandels. Weil sich Brillen nicht online anpassen lassen, setzt Fielmann auf die persönliche Beratung in einer der Filialen. Bestärkt fühlt sich der Vorstand dabei durch die Branchenzahlen: Online-Optiker können zwar im Einzelfall beeindruckendes Wachstum vorweisen, ihr Umsatzanteil am gesamten Markt liegt jedoch bei nur einem Prozent. „Wie beobachten das sehr genau, investieren auch, und denken vor allem über Service-Dienstleistungen online nach“, sagte Marc Fielmann.
Expansion in Bayern und Baden-Württemberg
Die mittelfristigen Wachstumsziele für die nächsten fünf bis sieben Jahre sind festgeschrieben: 800 Filialen in Europa (heute gut 700), 2,5 Milliarden Euro Konzernumsatz (heute 1,3 Milliarden Euro). Die Wachstumstreiber sind nicht nur klassische Brillen, sondern auch Kontaktlinsen, Hörgeräte, Sonnenbrillen und vor allem Gleitsichtbrillen, die vier Mal so teuer sind wie einfache Sehhilfen.
In Deutschland sieht Fielmann vor allem in Bayern und Baden-Württemberg noch Raum für Expansion, der Schwerpunkt liegt aber auf Um- und Neubauten an bestehenden Standorten. „Damit können wir zweistellige Zuwächse erreichen“, sagte Fielmann. Die Fläche der Shops kann sich nach einem Umbau schon mal verdoppeln.
Auch Italien im Fokus
Außerhalb des deutschen Kernmarktes steht bei Fielmann gegenwärtig Italien im Fokus, wo Fielmann gerade die sechste Niederlassung in Trento eröffnet hat. Der Zuspruch der Italiener ist so enorm, dass die Expansion möglicherweise beschleunigt wird. Bislang sind 20 Niederlassungen geplant, vor allem in Norditalien.
Qualifizierte Mitarbeiter und geeignete Flächen sind die Engpässe, die das Wachstum bremsen könnten. „Aber dafür bilden wir ja auch 40 Prozent des Nachwuchses in der Branche aus“, sagte Fielmann. Zum Jahresende beschäftigte das Unternehmen fast 17.00 Mitarbeiter, davon rund 3200 Auszubildende. Ins laufende Jahr ist Fielmann stark gestartet. Der Konzernumsatz erhöhte sich in den ersten drei Monaten gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um 8,1 Prozent auf 341,9 Millionen Euro.
Gewinn steigt um 12,1 Prozent
Noch stärker stieg der Gewinn. Er kletterte um 12,1 Prozent auf 43 Millionen Euro. Fielmann verkaufte 1,95 Millionen Brillen, gegenüber 1,87 Millionen im Vorjahreszeitraum. Dabei sei zu berücksichtigen, dass im ersten Quartal zwei zusätzliche Verkaufstage gegenüber dem Vorjahr anfielen.