Hamburg. 15 Gaststaaten und Organisationen erwartet. Saudis bringen traditionell Kamele mit, Trump begleiten 40 teils bewaffnete Fahrzeuge.
Der G20-Gipfel am 7. und 8. Juli in Hamburg wird die größte politische Veranstaltung in der Geschichte der Hansestadt werden. Was jedoch kaum jemand weiß: In Wahrheit ist es ein G35-Gipfel. Denn neben den 19 Staaten und der EU, die die G20 bilden, sind auch noch sieben Gaststaaten und acht internationale Organisationen in Hamburg vertreten, die die ohnehin große Teilnehmerzahl um mehrere Tausend Menschen erhöhen.
So wird unter anderem die Uno in Hamburg prominent vertreten sein: „Neben den Staats- und Regierungschefs kommt auch der neue Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, in unsere Stadt“, bestätigte Wolfgang Schmidt (SPD), Hamburgs Staatsrat für auswärtige Angelegenheiten, dem Abendblatt.
IWF, WHO, WTO und OECD kommen
An dem Treffen teilnehmen werden außerdem der Internationale Währungsfonds (IWF) mit seiner schillernden Vorsitzenden Christine Lagarde, die Weltbank, die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Welthandelsorganisation (WTO), der Finanzstabilitätsrat (FSB), die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) und nicht zuletzt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Das Außenministertreffen der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) im vergangenen Dezember in Hamburg galt als Testlauf für den G20-Gipfel.
Kommentar: G20-Gipfel ist eine Chance
Hinzu kommen noch sieben Gaststaaten, die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als amtierende G20-Vorsitzende eingeladen hat: Norwegen, die Niederlande und Singapur, Guinea als Vertreter der Afrikanischen Union (AU), die von Vietnam vertretene Asiatisch-Pazifische Wirtschaftsgemeinschaft (APEC) und die Neue Partnerschaft für die Entwicklung Afrikas (NEPAD), vertreten durch Senegal.
Hamburgs Weltoffenheit auf großer Bühne
„Hamburg wird für einige Tage in den Blickpunkt der Weltpolitik rücken“, prophezeit Staatsrat Schmidt. Schon lange vor dem Gipfel kämen internationale Delegationen und Journalisten an die Elbe – eine große Chance für die Stadt, glaubt Schmidt: „So haben wir die Gelegenheit, Hamburgs Weltoffenheit und Gastfreundschaft auf internationaler Bühne zu präsentieren.“
Jede Delegation beim Gipfeltreffen umfasst zum Teil mehrere Hundert Mitglieder. Die größte dürfte die der USA mit bis zu 800 Teilnehmern sein. Insgesamt werden daher bis zu 20.000 offizielle Gipfeldelegierte erwartet. Hinzu kommen bis zu 4000 Journalisten aus aller Welt und etwa 15.000 Polizisten sowie weiteres Sicherheitspersonal. Sie alle müssen rund um den 7. und 8. Juli – Freitag und Sonnabend – untergebracht werden. Eine enorme Herausforderung.
G20-Gipfel – Warum mitten in der Stadt?
Das beginnt schon am Flughafen. Die meisten Staatschefs werden bereits am Donnerstagabend in kurzen Abständen in Hamburg eintreffen, sodass der Flughafen und die Anfahrtswege zu den Hotels in der Innenstadt zu Hochsicherheitszonen werden. Stark gefährdete Politiker wie US-Präsident Donald Trump, Russlands Präsident Wladimir Putin oder der türkische Staatschef Recip Tayyip Erdogan werden gleich von einem ganzen Tross eigener Sicherheitsleute begleitet. Dem US-Präsidenten reist beispielsweise überall auf der Welt „The Beast“ voraus, die schwer gepanzerte Präsidentenlimousine, in der Regel eskortiert von rund 40 zum Teil bewaffneten Begleitfahrzeugen.
Daneben treiben solche Treffen auch skurrile Blüten, die es zu bewältigen gilt. So sollen die Herrscher aus Saudi-Arabien, das ebenfalls zu den G20 zählt, traditionell Kamele mitbringen – damit ihnen jederzeit frische Kamelmilch zur Verfügung steht.
Bund stellt Hamburg 50 Millionen Euro bereit
Inwiefern solche Spezialwünsche den organisatorischen Aufwand und die Kosten erhöhen, ist zwar schwer bezifferbar, zumal die exakten Kosten erst im Nachhinein ermittelt werden. Aber klar ist: So ein Treffen von 35 Staaten und Organisationen ist sehr teuer. So stellt der Bund als offizieller Veranstalter Hamburg für den „kleinen“ OSZE-Ministerrat im vorigen Dezember und den „großen“ G20-Gipfel im Juli insgesamt 50 Millionen Euro zur Verfügung – vor allem für einmalige Ausgaben wie den Einsatz auswärtiger Polizeikräfte.
„Der Senat ist sehr zufrieden, in den Verhandlungen mit der Bundesregierung ein so gutes Ergebnis erzielt zu haben“, sagt Staatsrat Schmidt und betont, „dass der Bund damit nahezu die gesamten einmaligen Sicherheitskosten Hamburgs übernimmt, nicht nur einen prozentualen Anteil. Diese Art der Kostenbeteiligung ist ein Novum.“