Hamburg. Besonders auffällig: Die Zahl der unter Dreijährigen, die in einer Bedarfsgemeinschaft leben, ist sogar um 6,2 Prozent gestiegen.

Die Zahl der Kinder, die in Hamburg in einer Hartz-IV-Familie aufwachsen, ist weiter gestiegen. Ende 2016 lag sie bei 60.126 – das sind 2,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie aus aktuellen Daten der Bundesagentur für Arbeit hervorgeht. Demnach liegt der Anteil der Minderjährigen, die in einer sogenannten Bedarfsgemeinschaft leben, bei 19,9 Prozent, nach 19,4 Prozent im Vorjahr.

Dass diese Quote, anders als die absoluten Zahlen, nur leicht steigt, liegt daran, dass die Bevölkerung in Hamburg insgesamt wächst. Damit gilt weiterhin die Faustformel: Jedes fünfte Kind in der Hansestadt wächst in Armut auf. Besonders auffällig: Die Zahl der unter Dreijährigen, die in einer Bedarfs­gemeinschaft leben, ist sogar um 6,2 Prozent auf 11.251 gestiegen.

Sozialbehörde reagiert zurückhaltend

„Das sind bedauerliche Zahlen“, sagte Sabine Boeddinghaus, Familien­expertin und Fraktionschefin der Linkspartei. Kinderarmut hänge unmittelbar mit der Armut der Eltern zusammen: „Deshalb sind die Ursachen der Zunahme der Betroffenen in den Arbeits- und Lebensverhältnissen der Erwachsenen zu suchen“, so Boeddinghaus. Sie verwies darauf, dass Hamburg „Hauptstadt der Langzeitarbeitslosen“ sei, es viele Alleinerziehende und Migranten gebe, die häufiger von Armut betroffen seien.

Die Sozialbehörde kommentierte die Zahlen zurückhaltend: „Wir haben in Hamburg steigende Geburtenzahlen. Dass sich das auch bei den Bedarfsgemeinschaften niederschlägt, überrascht nicht“, sagte Sprecher Marcel Schweitzer. Mit gebührenfreien Kitas, einer kostenlosen Nachmittagsbetreuung an Schulen und Unis ohne Studiengebühren versuche der Senat, Chancengerechtigkeit für alle Kinder herzustellen, unabhängig vom Elternhaus.

Andere Stadtstaaten stehen schlechter da

Im Ländervergleich steht Hamburg mittelmäßig da: Die Quote von 19,9 Prozent liegt zwar über dem bundesweiten Wert von 14,1 Prozent. Die anderen beiden Stadtstaaten stehen allerdings deutlich schlechter da: In Berlin und in Bremen leben jeweils 30,5 Prozent der Kinder in Hartz-IV-Familien. Selbst in Flächenländern wie Sachsen-Anhalt (21,5 Prozent), Saarland (19,0) und Nordrhein-Westfalen (18,1) sind die Zahlen nicht besser. In Schleswig-Holstein liegt die Quote bei 14,9, in Niedersachsen bei 14,0 Prozent.