Hamburg . In drei Bundesländern ist die Zahl noch höher. In manchen Stadtteilen Hamburgs ist sogar jedes zweite Kind von Kinderarmut betroffen.
Schlechte Nachrichten zum internationalen Kindertag, bei dem jedes Jahr am 1. Juni auf die besonderen Bedürfnisse und Rechte der Kleinsten in der Gesellschaft aufmerksam gemacht wird: In Hamburg ist jedes fünfte Kind von Hartz-IV-Leistungen abhängig – genau sind es 20,4 Prozent aller Mädchen und Jungen in der Hansestadt. Das geht aus einer Daten-Auswertung der Linken-Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann anlässlich des internationalen Kindertags hervor.
Damit ist die Lage in Hamburg deutlich schlechter als in vielen anderen Bundesländern. Insgesamt ist rund jedes siebte Kind in Deutschland auf Hartz IV angewiesen. Im vergangenen Jahr waren im Schnitt 1,54 Millionen unter 15-Jährige betroffen. Das waren gut 30.000 mehr als im Vorjahr. Die Angaben stammen von der Bundesagentur für Arbeit.
"Armut verhindert Zukunftschancen"
„Kinderarmut ist in Hamburg keine Randerscheinung, sondern betrifft in manchen Stadtteilen jedes zweite Kind", sagt Joachim Speicher, Geschäftsführender Vorstand des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Hamburg. Die Quote sei wie in den vergangenen Jahren erschreckend hoch und zeige, dass die gute Arbeitsmarktentwicklung bei Alleinerziehenden und Familien im Hartz-IV-Bezug und somit bei den Kindern kaum ankomme.
"Armut bedeutet dabei nicht nur fehlende finanzielle Mittel, sondern verhindert soziale und kulturelle Teilhabe, Bildungschancen und damit Zukunftsperspektiven", sagt Joachim Speicher. Wer Kinder aus dem Hartz-IV-Bezug herausholen möchte, muss nach Ansicht des Paritätischen Hamburg die Eltern etwa durch den Ausbau öffentlich geförderter Beschäftigung in auskömmliche und längerfristige Arbeit bringen, bei Bedarf auch mit Unterstützung von Sozialarbeitern. Speicher: "Darüber hinaus muss der Hamburger Senat die Quartiere stärken, in denen die Hartz-IV-Quoten besonders hoch sind und gemeinsam mit der Wirtschaft konkrete Maßnahmen auf dem Arbeitsmarkt für Alleinerziehende entwickeln.“
Trauriger Spitzenplatz: Berlin und Bremen
Nur in drei anderen Bundesländern sind noch mehr Kinder und deren Eltern von einer finanziell schwierigen Situation betroffen als in Hamburg: So ist in Bremen und Berlin mit 31,5 Prozent fast jedes dritte Kind unter 15 Jahren von Hartz-IV-Leistungen abhängig. In Sachsen-Anhalt sind es 21,8 Prozent, gefolgt von Hamburg mit 20,4 Prozent. Prozentual am wenigsten Betroffene gibt es in Bayern mit 6,5 Prozent.
Insgesamt sind in Ostdeutschland 20,3 Prozent der unter 15-Jährigen Hartz-IV-abhängig, in Westdeutschland 13 Prozent. Den stärksten Anstieg gegenüber dem Vorjahr gab es mit 2,1 Prozentpunkten in Bremen, den deutlichsten Rückgang mit minus 0,7 Prozentpunkten in Brandenburg und Sachsen.
Linke fordern Erhöhung der Regelsätze
Genau betrachtet gehe es beim Thema Kinderarmut nicht unmittelbar um die Armut der Kinder, sondern um die Armut ihrer Eltern und deren Auswirkung auf die Kinder, sagte die Linken-Politikerin Sabine Zimmermann. „In der enormen Anzahl der Hartz-IV-Beziehenden mit Kindern spiegeln sich die in vielen Regionen immer noch angespannte Arbeitsmarktlage mit viel zu wenigen Arbeitsplätzen und Niedriglöhnen wider.“ Der Koalition warf die stellvertretende Vorsitzende der Linkenfraktion vor, zu wenig gegen das seit Jahren bekannte Problem zu tun. So müssten die Regelsätze für Kinder erhöht werden.