Hamburg. Volkwin Marg diskutiert mit Börries von Notz über spektakuläre Ideen von Studenten. Ideen nur maritime Luftschlösser?

Etwa 90 Meter reckt sich ein turmartiges Bauwerk in die Höhe, dessen technoide Form wie ein Industriegebäude anmutet, aber zugleich wahrzeichenhaft wirkt. Ein dunkler Kubus lässt sich über eine schwimmende Brücke erreichen und verändert seine Struktur mit dem Tidenhub. In einem der Museumsgebäude bewegen sich Container, die als Fahrstühle dienen und die Besucher auch zu unterschiedlichen Bereichen transportieren.

Drei Wochen lang haben sich, wie berichtet, 20 Architekturstudenten aus Asien und Deutschland in der von dem gmp-Stiftung getragenen Academy for Architectural Culture (aac) in einem Workshop mit dem Projekt eines Deutschen Hafenmuseums beschäftigt.

Entwürfe kein Teil des Verfahrens

Die Entwürfe sind allerdings nicht Teil des offiziellen Verfahrens, es gab auch keinen Auftrag vonseiten der Stiftung Historische Museen, zumal ja gegenwärtig noch nicht einmal über den Standort des künftigen Museums entschieden worden ist. Und doch zeigt sich Börries von Notz, der Chef der Historischen Museen, sichtlich beeindruckt, als ihm der Architekt Volkwin Marg jetzt die Studentenentwürfe zeigt und erläutert.

„Wir haben der Fantasie bewusst keine Zügel angelegt, haben keine Budgets vorgegeben, sondern wollten sehen, was dieses Projekt für Ideen freizusetzen vermag“, sagt Marg, der sich mit Börries von Notz darin einig ist, dass ein neues Museum dieser Art auch einen zeitgemäßen architektonischen Ausdruck braucht.

Standort steht noch nicht fest

So sind die 50er-Schuppen, in denen das heutige Hafenmuseum Hamburg untergebracht ist, auch kein Bestandteil der Projekte, die jedoch alle Bezug zur Stadt nehmen. Wichtig ist vor allem die direkte Blickachse zur Elbphilharmonie, wobei die Viermastbark „Peking“ als Eyecatcher dienen soll.

Überhaupt ist die Sicht zu Stadt und Hafen Bestandteil der meisten Entwürfe, die für die einzelnen Ausstellungsmodule geschlossene Räume vorsehen, die immer wieder durch offene Bereiche abgelöst werden, die eine visuelle Verbindung zum Umgebung gestatten. Die in mehreren Entwürfen vorgesehenen Türme bieten einen Überblick und lassen die Besucher das komplexe System des modernen Hafens mit seinen vielfältigen Funktionen begreifen.

Doch über den Standort, der für die Studenten bereits vorgegeben war, ist eben noch keineswegs entschieden. „Wir rechnen damit, dass die Standortpotenzialanalyse, die wir bei dem Büro Albert Speer + Partner in Auftrag gegeben haben, im Frühsommer vorliegt. Dann wird die Museumsstiftung eine Standortempfehlung abgeben, doch aufgrund der enormen Bedeutung für die Stadtentwicklung ist eine politische Entscheidung notwendig, für die ich mir ein möglichst großes Einvernehmen über alle Parteigrenzen hinwegwünsche“, sagt Börries von Notz.

Nur maritime Luftschlösser?

Sind die fünf Entwürfe des Studentenworkshops daher nur maritime Luftschlösser? „Nein, es sind großartige Ideen, die zeigen, welche enorme Kreativität dieses Projekt freizusetzen vermag. Es lohnt sich sehr, sich mit einigen dieser Ansätze näher auseinanderzusetzen“, sagt der Chef der Museumsstiftung, der allerdings auch weiß, dass das Budget am Ende Grenzen setzen wird. „Für den reinen Bau mit der Infrastruktur stehen 94 Millionen Euro zur Verfügung, das ist ganz ordentlich, aber keineswegs luxuriös.“