Lübeck/Hamburg. Erneut Futtertüten mit Phosphor in Lübeck entdeckt. Weitere Fälle im Norden. Auch Hamburgs Hunde leben gefährlich.

Die Giftattacken auf Hunde reißen nicht ab. Im Visier der Hundehasser ist jetzt Lübeck. In der Straße "Zum Mühlbachtal" wurde zum zweiten Mal eine Tüte entdeckt, die an einem niedrigen Ast hing. Darin befanden sich Fleischstücke, die Phosphor enthalten. Die Polizeistation Kücknitz hat ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts einer Straftat nach dem Tierschutzgesetz eingeleitet.

Hundehalter gewarnt

Zuvor hatte ein Golden Retriever eine Giftattacke nur knapp überlebt. Eine 41 Jahre alte Hundehalterin entdeckte ebenfalls in der Lübecker Straße "Zum Mühlbachtal" eine Tüte. Darin befanden sich Rosinen, Brot und Käse. Ihr Vierbeiner hatte davon gefressen und zeigte einen Tag später gravierende Lähmungserscheinungen. Wie die Analyse eines Chemielabors ergab, bestand der Giftköder aus Phosphor. Dem Hund geht es inzwischen wieder besser. Doch die Hundehalter in Lübeck sind seitdem gewarnt und in Angst.

Giftköder in Wentorf in einer Schweinekeule: Er wurde im Februar von der Polizei fotografiert
Giftköder in Wentorf in einer Schweinekeule: Er wurde im Februar von der Polizei fotografiert © Polizei | Polizei

Zwei Labradore sterben

Dass Hunde mit Giftködern getötet werden sollen, ist kein Einzelfall. Im Wolfenbüttel wurden Anfang April Wurststücken mit Glassplitter gespickt. In Lübeck-Moisling entdeckten Tierfreunde rohes Mett, in dem sich Schneckenkorn befand. Anfang des Jahres kamen zwei Labrador-Hunde in der Gemeinde Scheeßel (Landkreis Rotenburg) qualvoll ums Leben. Unbekannte Täter hatten an einem Weg Hundefutter mit einem Insektizid ausgelegt. Obwohl die Tiere sofort in veterinärmedizinische Behandlung kamen, konnten sie nicht mehr gerettet werden.

In Wentorf hatten bislang Unbekannte im Februar einen Fleischköder ausgelegt und damit fast einen Hund getötet. Nachdem das Tier von der Schweinekeule gefressen hatten, musste es erbrechen. Das Fleisch war mit einer giftigen Paste bestrichen worden.

Gefahren in Hamburg

Hunde in Hamburg leben ebenfalls gefährlich. Wie aus Schriftlichen Kleinen Anfragen des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Dennis Thering hervorgeht, ist die Zahl der Attacken mit Giftködern weiterhin relativ hoch. Noch 2011 gab es keinen einzigen Fall. 2012 waren es zwei, 2013 drei und 2014 sogar zehn Fälle, in denen Hunde vergiftet wurden. Von Januar 2015 bis einschließlich Juli 2016 wurden von der Innenbehörde bereits 56 Fälle dokumentiert. Es handele sich um ein stadtweites Problen, sagt Dennis Thering. Der Hamburger Senat räumt ein, dass das Risiko für die Hundehasser entdeckt zu werden, "sehr gering" sei. Über aktuelle Fälle von Giftködern informieren mehrere private Giftradarwebseiten, die zum Teil kostenpflichtig sind.

Was Tierschützer raten

Die Tierschutzorganisation PETA rät, die Hunde beim Auslauf aufmerksam zu beobachten. Verdächtige Fälle und Funde sollten unbedingt der Polizei gemeldet werden. Hat ein Hund einen verdächtigen Köder gefressen, sollte umgehend ein Tierarzt aufgesucht werden. Reste des Giftköders und eventuell Erbrochenes sollten eingesammelt werden, raten die PETA-Experten.

Das Gesetz

Nach Paragraf 17 des Tierschutzgesetzes drohen Geld- oder sogar Freiheitsstrafe dem, der ein Tier ohne Grund tötet oder ihm erhebliches Leid zufügt.