Hamburg. Allein die gefälschten Düfte haben einen Wert von fast 40 Millionen Euro. Was der Zoll in Hamburg sonst noch beschlagnahmt hat.
Höher und höher steigt der Lkw-Auflieger. Als er fast senkrecht in der Luft steht, purzeln Dutzende Kartons heraus und schlagen hart auf dem Boden auf. Macht nichts – ihr Inhalt wird ohnehin vernichtet. Denn in den vom Hamburger Zoll sichergestellten Kartons befinden sich gefälschte ParfümFlakons bekannter Labels. Mit der richtigen Bezeichnung nehmen es die Fälscher aus Fernost offenbar nicht so genau. Auf einem Flakon etwa steht Loacaste. Statt Lacoste.
Das demonstrative Auskippen der Plagiate am Zollamt Waltershof ist auch als Hinweis auf ein Phänomen zu verstehen, das den Zoll seit Jahren immer stärker beschäftigt. „Markenpiraterie ist ein großes Problem“, sagt Michael Schrader, Leiter des Hauptzollamts Hamburg-Hafen. Durch Beschlagnahmung von Plagiaten habe der Zoll im Vorjahr einen wirtschaftlichen Schaden von rund 85 Millionen Euro verhindert.
500.000 gefälschte Parfüms im Wert von fast 40 Millionen Euro
Allein die gefälschten Parfüms mit nicht selten gesundheitsgefährdenden Inhaltsstoffen hätten einen Originalverkaufswert von mehr als 39 Millionen Euro. Die Beamten hatten 500.000 Flakons in elf Containern aus China entdeckt. Außerdem wurden 149.000 gefälschte Sportschuhe im Gesamtwert von 15,3 Millionen Euro konfisziert. Insgesamt kontrollierten die Beamten mehr als 1,2 Millionen Container.
Alle drei Hauptzollämter zusammen verzeichneten 30,5 Milliarden Euro Einnahmen. Das ist fast ein Viertel der Summe, die der Zoll bundesweit einnimmt. Schwarzarbeit verursachte in Hamburg einen Schaden von rund elf Millionen Euro. Im Zusammenhang damit leiteten die Beamten über 2300 Straf- und 435 Bußgeldverfahren ein.
Tödliche Zwillen, Rosinen aus Rohopium und andere Kuriositäten
Während der Jahresbilanzkonferenz zeigten die Beamten zudem eine Auswahl von Produkten, die sie im Vorjahr aus dem Verkehr gezogen haben. Hunderte Zwillen etwa, die in Deutschland verboten sind. Durch eine Schiene, die beim Zielen auf dem Arm liegt, ist die Durchschlagskraft derart erhöht, dass selbst ein Schuss mit einer Glasmurmel auf kurze Distanz „absolut tödlich“ sei, sagte ein Beamter.
Sein Kollege vom Flughafen präsentierte einen kuriosen Schmuggelversuch: Kriminelle hatten versucht, Drogen in einem Beutel Studentenfutter durch den Zoll zu schleusen. Bei den Rosinen handelte es sich allerdings um schwarzes, gepresstes Roh-Opium. Rauschgift werde zunehmend über die Rip-off-Methode geschmuggelt, sagte Schrader. Dabei würden Drogen in eine Reisetasche gepackt und im Zielhafen über Bord geworfen. Die Empfänger spürten die Lieferung dann mithilfe eines Peilsenders auf.