Hamburg. Hamburg geht mit fünf Forschungsgebieten in den Bundeswettbewerb. Präsident Lenzen sieht gute Chancen.
Die Universität Hamburg hat einen ersten Schritt in Richtung „Exzellenzuniversität“ gemacht: Im Rahmen der „Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder“ müssen bis zum 3. April alle Antragsskizzen bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in Bonn eingereicht sein – fünf davon kommen aus der Hansestadt, wie die Universität am Mittwoch berichtete.
Im Herbst 2018 wird entschieden, ob die Projekte gefördert werden. „Natürlich wäre es zu früh, um zu feiern“, sagte Uni-Präsident Dieter Lenzen. „Trotzdem ist es ein wichtiger Moment, wenn die Skizzen eingereicht sind, ein Etappenziel ist damit markiert.“
Zwei Förderlinien
533 Millionen – gut eine halbe Milliarde Euro – das ist die Summe, die von Bund und Ländern für die Förderung von Hochschulen im Rahmen der Exzellenzstrategie von 2019 an jährlich zur Verfügung gestellt wird. Das Programm gliedert sich in zwei Förderlinien: In der ersten werden einzelne Forschungsbereiche gefördert, Cluster genannt; die zweite widmet sich der Auszeichnung ganzer Hochschulen. Insgesamt sollen elf Universitäten in Deutschland die Auszeichnung „Exzellenzuniversität“ erhalten und für einen siebenjährigen Zeitraum gefördert werden.
Da die Angst vor Kopien bestehe, würden „nur wenige so früh öffentlich werden“, sagte Universitätspräsident Lenzen. Die Forschungsvorhaben seien jedoch hochkomplex und von den beteiligten Wissenschaftlern so gut ausgearbeitet, dass man sich darüber in Hamburg keine Sorgen machen würde. „Wir wollen Transparenz walten lassen“, so Lenzen weiter.
Ein geisteswissenschaftliches Projekt
Das einzige geisteswissenschaftliche Projekt, an dem jedoch auch Naturwissenschaftler beteiligt sind, kommt aus dem Bereich der Manuskriptforschung und beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Mensch und Schrift. Dabei werde das Phänomen des Schreibens aus einer globalen Perspektive von den Anfängen bis ins digitale Zeitalter untersucht, erläutert der Sinologe Michael Friedrich.
Alle weiteren Forschungsvorhaben sind naturwissenschaftlich ausgerichtet. Die Gemeinsamkeiten zwischen Immun- und Nervensystem und deren gegenseitige Beeinflussung bilden eines dieser Cluster. Durch das Projekt würden die beiden bislang getrennt voneinander untersuchten Bereiche Neurowissenschaften und Immunologie enger zusammengebracht, so Marcus Altfeld, Leiter des Instituts für Immunologie am Universitätsklinikum Eppendorf.
Urmenschliches Interesse nach Wissen
Im Cluster „Quantum Universe“ wird die Physik des Urknalls untersucht, um Erkenntnisse über Masse und Gravitation zu gewinnen. Warum die Erforschung des Urknalls so interessant ist, dafür hat Physiker Jan Louis eine Erklärung: „Es entspringt dem urmenschlichen Interesse nach dem Wissen um die Schöpfung.“
Was die Bausteine der Natur dazu antreibt, sich in einer bestimmten Art und Weise zusammenzufügen und welche neuen Funktionen dadurch entstehen, untersucht ein Forschernetzwerk auf dem Campus Bahrenfeld. Mit den dortigen Geräten gelingt es, die Bewegung von Atomen in Echtzeit sichtbar zu machen. Die Erkenntnisse sollen dazu beitragen, neue Materialien und Medikamente herzustellen, so Horst Weller vom Institut für Physikalische Chemie der Uni Hamburg.
Einreichen der Projektskizzen nur erster Schritt
Ob und vor allem wie es möglich ist, die Erderwärmung auf zwei, besser noch 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, untersuchen schließlich die hochrenommierten Klimawissenschaftler des Forschungsverbunds „Climate, Climatic Change, and Society“. Mit den Ergebnissen wolle man „zu einer zielgerichteten Klimapolitik für die Zukunft beitragen“, sagt Detlef Stammer, Direktor des Zentrums für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit der Universität Hamburg.
Das Einreichen der Skizzen stellt die erste Phase des Auswahlverfahrens dar. Ende September gibt die DFG bekannt, welche Antragsskizzen als vollständige Anträge eingereicht werden können. Damit solle verhindert werden, dass Arbeitskraft in Anträge investiert werde, die chancenlos seien, erläutert Dieter Lenzen das Verfahren.
Förderung von Clustern
Die Förderung von Clustern ist dabei nicht nur für die jeweiligen Forschungsprojekte, sondern für die gesamte Hochschule von großer Bedeutung: Mindestens zwei Exzellenzcluster muss eine Universität einwerben, um sich insgesamt als „Exzellenzuniversität“ bewerben zu können. In Hamburg geht man laut Lenzen mit „einem guten Gefühl in den Wettbewerb“.
Bei der Auswahl spielen Kriterien wie die Eignung zur internationalen Sichtbarkeit, Innovationskraft, aber auch die wissenschaftliche Nachwuchsförderung eine Rolle. Grund zur Hoffnung besteht: In der zurückliegenden Exzellenzinitiative wurden bereits zwei Exzellenzcluster der Uni Hamburg von der DFG gefördert.