Hamburg. Kritik an den Plänen zur Umgestaltung des Ortskerns in Blankenese wächst. Dabei sollen die Arbeiten noch im April starten.
Es könnte alles so schön sein. Im April sollen nach einigen gescheiterten Versuchen und jahrelangem Ringen die Bagger rollen. Die Umbauarbeiten am Martini-Block an der Ecke Blankeneser Bahnhofstraße und Propst-Paulsen-Straße bilden den Auftakt zur Umgestaltung des Blankeneser Ortskerns. Doch nun gibt es massiven Streit vor Ort.
Geplant sind fünf Bauabschnitte, in deren Verlauf sich der Marktplatz in einen barrierefreien und modernen Treffpunkt verwandeln soll. Am Montag stellten die Mitglieder des dafür gebildeten Arbeitskreises die Pläne vor.
Marktplatz soll offener werden
Das ist derzeit geplant: Der Marktplatz soll wie in alten Zeiten wieder deutlich offener werden. Dafür sollen Hecken und Mauern wegfallen, die angrenzenden Straßen verkehrsberuhigt werden. Außerdem soll durch einheitliche Bepflasterung, die ans Treppenviertel erinnern könnte, Weite entstehen. „Der Marktplatz wird aufgeräumt und auf das Notwendigste reduziert“, erklärt Peter Köster vom Planungsbüro.
Im ersten Bauabschnitt wird jetzt die Propst-Paulsen-Straße umgebaut und nach Norden versetzt. Dafür entstehen 17 neue Parkplätze vor den örtlichen Geschäften sowie ein doppelt so breiter Fußweg. Die Parkplätze sind als kleiner Ersatz für die wegfallenden Stellplätze auf dem Marktplatz gedacht. Der soll zukünftig autofrei werden. 500.000 Euro kostet alleine der erste Bauabschnitt laut Bezirksamt. Die Gesamtkosten sind noch unklar, grobe Schätzungen gehen von 1,5 Millionen Euro aus. Die Finanzierung ist laut Bezirkspolitik gesichert, das Geld soll aus dem Bezirkstopf fließen.
Mit Autos versuchten Bürger, Baumfällungen zu verhindern
Das Problem: Hinter des Kulissen gibt es scharfe Auseinandersetzungen, und längst nicht jeder ist mit der Planung einverstanden. Kritisiert werden fehlende Bürgerbeteiligung und mangelnde Transparenz, auch das Aussehen des Platzes sorgt für Streit. Ausgerechnet jetzt, wo es losgehen soll, mehren sich die kritischen Stimmen. Dafür haben wiederum diejenigen, die das Projekt vorantreiben, wenig Verständnis.
Zu denen, die von den derzeitigen Umbauplänen gar nichts halten, gehört das Ehepaar Lühmann. Die ehemaligen Betreiber der gleichnamigen Teestube in Blankenese haben schon mehrfach für ihren Ort gekämpft und viel erreicht. Auch Pläne für den Abriss alter ortsprägender Häuser in der Bahnhofstraße konnten sie vor Jahrzehnten verhindern, nicht aber, dass nun einige Bäume für die Umgestaltung des Marktplatzes gefällt wurden. Dabei haben sie es versucht. Mit ihrem Wagen blockierten sie die Zufahrt. Am Ende half es nichts, die Bäume sind weg.
"Gesamtplanung fehlt"
„Ich wollte ein Zeichen setzen“, erklärt Uwe Lühmann. „Es fehlt bis heute eine Gesamtplanung. Trotzdem mussten für eine vorübergehende Situation bis zu 60 Jahre alte Bäume gefällt werden. Das ist dilettantisch.“ Tatsächlich sind noch einige Fragen bezüglich der Marktplatz-Gestaltung offen. In die Detailplanung soll es erst im Herbst geben, so Eberhard Fledel vom Zukunftsforum Blankenese. Er ist Sprecher der Arbeitsgruppe, zu der unter anderem auch Vertreter des Bürgervereins, der Kirche und Politiker gehören.
Trotzdem verteidigt die Gruppe die Fällung von sieben Bäumen als nötig und verweist darauf, dass 14 neue Bäume vorgesehen sind. „Wenn eine vernünftige Gesamtplanung an dem Geld scheitert, bin ich bereit, dafür zu sammeln“, bietet Lühmann an. Er ist wie so einige Blankeneser mit dem Ergebnis dessen, was aus dem Ortskern werden soll, nicht zufrieden.
"Öde Gestaltung"
Auch die stellvertretende Blankenese Bürgervereinschefin Jutta von Tagen sowie einige Anwohner kritisieren die Planung. „Die vorgesehene öde Gestaltung entbehrt jeder Aufenthaltsqualität, wie wir sie schon zur Genüge aus dem innerstädtischen Bereich kennen“, heißt es in einem Protestbrief, den die Architektin von Tagen an das Bezirksamt geschrieben hat und der bereits von 30 Anwohnern unterzeichnet wurde. Sie fordern eine Überplanung. Vor allem aber bemängeln von Tagen und ihre Mitstreiter, dass nun über die Köpfe der Blankeneser hinweg entschieden werde.
Das weisen die Vertreter der Arbeitsgruppe vehement zurück. „Die Bürgerbeteiligung in Blankenese ist vorbildlich. Davon können sich andere Stadtteile in Hamburg ein Beispiel nehmen“, sagt Harris Tiddens als Vorsitzender des Zukunftsforums Blankenese. Der SPD-Bezirksabgeordnete Wolfgang Kaeser ergänzt wütend: „Bürgerbeteiligung kann nicht heißen, dass man die Planungen komplett in Frage stellt und wieder bei null anfängt, sonst kommen wir bei keinem Projekt in der Stadt mehr voran.“
Was wird aus dem Markthäuschen?
Völlig unklar ist auch noch, ob das aus den 1950er-Jahren stammende Markthäuschen neu gebaut werden wird. Das Gebäude, das sich Marktaufsicht und Blankeneser Bürgerverein teilen, gilt als zu klein und nicht mehr zeitgemäß. Untersuchungen hatten gezeigt, dass eine Umgestaltung ungefähr 300.000 Euro, ein Neubau nur etwa 10.000 Euro mehr kosten würde. Auch die Verlagerung des Häuschens wurde angedacht, die Planung stockt aktuell.
Klar ist, dass es nun am 8. April eine Informationsveranstaltung geben soll. Von 14 Uhr an werden die Pläne in der Gorch-Fock-Schule präsentiert. Zudem werden die Blankeneser um ihre Meinung gebeten. In engen Grenzen gebe es laut Arbeitsgruppe Ortskern nämlich noch Gestaltungsspielraum, beispielsweise bei den Blumenbeeten.