Nienstedten. Kollegen und Konkurrenten hoffen, dass Jost Deitmar nach seiner Entlassung Hamburg erhalten bleibt. Mitarbeiter sind schockiert.

Die überraschende Entlassung von Hoteldirektor Jost Deitmar sorgt für großen Wirbel in Hamburg. Der Chef des Luxushotels Louis C. Jacob muss, wie berichtet, kurzfristig gehen, sein im Herbst auslaufender Vertrag wird nach rund 20 Jahren nicht mehr verlängert.

Dem Vernehmen nach hat Deitmar von seinem Rauswurf erst in der vergangenen Woche erfahren. An der am vergangenen Montag einberufenen Abteilungsleiterkonferenz im Hotel soll er dann schon nicht mehr teilgenommen haben. Die Hotelmitarbeiter sind schockiert, wollen sich aber öffentlich nicht äußern, und auch Deitmar selbst ist nicht erreichbar. Für Insider sind das Indizien dafür, dass die Trennung abrupt erfolgte – und dass sie den beliebten Direktor relativ unvorbereitet traf.

Deitmar galt hamburgweit als das Gesicht des Louis C. Jacob

Nur sehr wenige Hoteldirektoren werden so stark mit ihrem Haus identifiziert, wie das in den vergangenen Jahren bei Jost Deitmar der Fall war. Der 2,01 Meter große, stets souverän und freundlich agierende Hausherr galt hamburgweit als das Gesicht des Louis C. Jacob – und entsprechend können sich viele den jetzt anstehenden Wechsel an der Spitze des Hotels noch gar nicht richtig vorstellen. „Das Louis C. Jacob verliert mit Jost Deitmar einen exzellenten Gastgeber“, sagt Ingo C. Peters, Direktor vom Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten, „und damit auch das Gesicht für die vielen Stammgäste, die ihn sicher sehr vermissen werden.“ Peters weiter: „Ich wünsche Jost Deitmar viel Kraft, Zuversicht und Glück für die Zukunft und hoffe, dass er uns in Hamburg erhalten bleibt.“

Auch Ulrike von Albedyll, Dehoga-Landesgeschäftsführerin, findet warme Worte für Deitmar: „Das überraschende Ausscheiden von Jost Deitmar aus dem Hotel Louis C. Jacob bedauere ich außerordentlich. Er hat uns in Verbandsangelegenheiten sehr unterstützt.“ Besonders verdient machte sich Jost Deitmar aus Sicht des Dehoga Hamburg um das Thema Ausbildung: „Durch sein Engagement zählt das Hotel zu den besten Ausbildungsbetrieben Hamburgs.“

In den Elbvororten ist man über die Entlasssung des Hotelchefs entsetzt

Auch und vor allem in den Elbvororten sitzt der Schock über Deitmars Demission tief. Der Blankeneser Lions Club hält seine Treffen regelmäßig im Louis C. Jacob ab, Deitmar ist selbst Mitglied des Clubs. Der amtierende Präsident, der Blankeneser Augenarzt Dr. Peter Kaupke, zeigte sich entsetzt. „Mir fehlen die Worte, ich bin völlig überrascht“, so Kaupke. „Zum einen tut es mir menschlich wahnsinnig leid, zum anderen ist mir aber auch völlig unbegreiflich, warum ein Unternehmen einen Mann mit diesen Fähigkeiten und diesem Netzwerk nicht halten kann.“ Peter Kaupke ist sich sicher: „Es wird für den Nachfolger sehr schwer, an das anzuknüpfen, was das Haus unter Jost Deitmar in den vergangenen Jahren erreicht hat.“

So sieht es auch Klaus Schümann, dessen Stadtmagazin „Klönschnack“ im Louis C. Jacob jährlich den viel beachteten Neujahrsempfang veranstaltet. „Ich verstehe nicht, warum ein so erfolgreicher Kapitän eines Top-Hauses von der Brücke geholt wird“, so Schümann. „Der Nachfolger wird große Fußstapfen zu füllen haben.“ Mit Blick auf die vielen oft glanzvollen Events, die in den vergangenen Jahren im Louis C. Jacob gefeiert wurden, sagt Schümann: „Ich hoffe, dass diese Veranstaltungen dort weiterhin ein Zuhause finden werden. Sie sind prägend für unsere Stadt.“

Die lange Geschichte des Hotels spricht auch der stellvertretende Vorsitzende des Blankeneser Bürgervereins Helmut Wichmann an: „Es wäre schade, wenn diese Trennung jetzt auch die Abkehr von der Tradition des Louis C. Jacob bedeuten würde“, so Wichmann, „denn auch dafür stand Jost Deitmar.“ Der Nachfolger sei laut Wichmann gut beraten, an dessen Arbeit möglichst nahtlos anzuschließen.

Dass er neue Angebote bekommen wird, gilt als sicher

Für Jost Deitmar war das Louis C. Jacob wie ein zweites Zuhause, und er kannte das Hotel bis ins kleinste Detail. Bekannte gehen davon aus, dass sich Deitmar nach den vielen aufreibenden Jahren an der Spitze des Luxushotels jetzt erst einmal eine Ruhepause gönnen wird. Dass er danach neue Angebote bekommen wird, gilt als sicher. „Er muss sich jetzt vermutlich erst mal sammeln“, sagt eine Vertraute.

Erst im vergangenen Jahr war Deitmar vom Gastro-Magazin „Rolling Pin“ als „Hotelier des Jahres“ ausgezeichnet worden. Der gebürtige Münsterländer wurde am Celler Fürstenhof zum Hotelkaufmann ausgebildet, internationale Erfahrungen sammelte er unter anderem in der Schweiz und in London.