Hamburg. In Hammerbrook entsteht das Zukunftslabor Digital Space. Die Hansestadt soll damit zu einer Metropole des digitalen Wandels werden.

Im Osten geht etwas auf: Im derzeit spannendsten Stadtteil planen das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) und das Kreativunternehmen Interpol Studios ein Zukunftslabor, einen Ort, der zu einer Keimzelle der Stadt von morgen werden soll. Hammerbrook wird Hammerbrooklyn – und die Hansestadt soll zu einer Metropole des digitalen Wandels werden. „Die digitale Transformation wird das Leben in der Stadt, die Zukunft des Zusammenlebens und der Arbeit massiv verändern“, sagt Mathias Müller-Using, Geschäftsführer bei Interpol. „Mit dem Digital Space bekommt Hamburg einen Ort, an dem Stadt der Zukunft erlebbar wird.“

Hamburg betritt mit dem geplanten Digital Space Neuland. „Das Modell ist einzigartig, weil es neben der Transformation von Unternehmen und Branchen auch die Stadt und die Stadtentwicklung mit einbezieht“, sagt HWWI-Chef Henning Vöpel. „Wissenschaft, Wirtschaft und die Stadtgesellschaft bekommen ein Labor, um dort Lösungen für die Zukunft zu entwickeln.“ Ein Silicon Valley mit Elbblick.

Der ehemalige US-Pavillon bietet die perfekte Architektur

Beide sind sich einig, dass die Digitalisierung für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft einen Systemwechsel bringt. „Sie ist eine große Expedition in eine unbekannte Welt, für die wir keine Landkarte haben“, heißt es in den Grundsätzen für „Hammerbrooklyn“. Nun soll an der Elbe ein Ort für Innovation, Experimente und Querdenker entstehen: „Wir können an digitaler Transformation nun konkret arbeiten, statt immer nur darüber zu reden“, sagt Vöpel.

Spektakuläre Ideen benötigen eine spektakuläre Architektur. Und die haben die Initiatoren schon im Blick: Der US-Pavillon der Mailänder Weltausstellung 2015 soll nach Hamburg umziehen, die Verhandlungen über einen Kauf sind offenbar weit gediehen. Starke Partner haben Vöpel und Müller-Using schon ins Boot geholt: Nach Informationen des Abendblatts haben große Unternehmen ihr Interesse an einer Zusammenarbeit im Hammerbrooklyn bekundet. Die Hochbahn ist ebenso im Gespräch wie die Haspa, Siemens und die Hamburg Port Authority. Weitere Namen könnten bald folgen. Auch die Hansestadt wird sich über die Wirtschafts- und Kulturbehörde für die privatwirtschaftliche Initiative Hammerbrooklyn engagieren. Der Senat betrachtet den Digital Space, so heißt es in der Wirtschaftsbehörde, als „wichtiges Projekt, um die digitale Transformation in Hamburg voranzutreiben“. Mit der Denkfa­brik aus Forschung, Qualifizierung und Projektentwicklung könnte die Stadt, so die Hoffnung, zu den Internethochburgen München und Berlin aufschließen.

Die Stadt stellt den Standort am Stadtdeich zur Verfügung, der fußläufig vom Hauptbahnhof erreichbar ist und bis in die Hafencity und nach Hammerbrook strahlen soll. Die Behörden sagen zudem ihre Unterstützung bei Genehmigung und Realisierung zu. Der Zeitplan ist ambitioniert: Schon Ende des laufendes Jahres könnte der Pavillon bezogen werden, ein weiteres Gebäude vor Ort bis 2018 entstehen. Insgesamt ist von einer Investitionssumme im deutlich zweistelligen Millionenbereich die Rede.

Das Zukunftslabor ist als Ort konzipiert, der Besuchern offensteht. „Hammerbrooklyn ist ein Ort zum Anfassen, an dem man Zukunft ausprobieren und erleben kann“, sagt Müller-Using. „Digital wird real, anfassbar für alle.“ Eine grüne Promenade öffnet das Gelände hin zum Elberadweg und dem Fluss, eine modernen Gastronomie ist Teil des Konzeptes. Und auch urbane Landwirtschaft – der Anbau von Nahrungsmitteln in mehrstöckigen Gebäuden – könnte in Hammerbrooklyn Wirklichkeit werden.

Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit sind die zentralen Fragen. Die Arbeitswelt von morgen soll an der Elbe heute schon Realität werden, wenn etablierte Unternehmen mit Start-ups, öffentliche Verwaltung mit Wissenschaftlern und Verbänden unter einem Dach zusammenarbeiten. Auch die Mobilität in der Stadt von morgen soll in Hammerbrook neu gedacht werden. „Sie ist Treiber einer Entwicklung, an deren Ende Lebensqualität neu definiert wird“, meint Müller-Using. Die Hochbahn will mit ihren Partnern VW und Siemens im Osten der Stadt neue Mobilitätsangebote entwickeln.

Hammerbrooklyn vernetzt Wissenschaft und Gründer

Der Innovationscampus wird, so hoffen die Macher, zu einem Entwicklungs-, Demonstrations- und Erprobungsraum für die Stadt der Zukunft: „Hammerbrooklyn soll der zentrale Knoten im digitalen Netzwerk der Stadt werden“, sagt Müller-Using. Interdisziplinär sollen Lösungen für die Stadt von morgen erdacht und ausprobiert werden. „Für Hamburg ergibt sich die Chance, näher an globale Innovationen heranzurücken und den Technologietransfer vor Ort völlig neu zu organisieren“, glaubt Vöpel. Das HWWI wird selbst als Mieter nach Hammerbrook ziehen, um dort die Idee und das Konzept inhaltlich zu begleiten und vor Ort für die Partner präsent zu sein.

„Wir müssen in Zeiten der Digitalisierung über neue Innovationssysteme nachdenken“, sagt Vöpel. Hammerbrooklyn solle „Wissenschaft dichter an Innovationsprozesse, an Entwicklung und Umsetzung heranführen“. Zu diesem Zweck gründet das HWWI eine neue Digitaltochter unter dem Namen ideas@hwwi.