Hamburg. Am Südende der HafenCity ist ein 200 Meter hoher Wolkenkratzer geplant. Stadt will gesamten Planungs- und Bauprozess überwachen.

Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) ließ es sich nicht nehmen, den spektakulären Schlusspunkt der HafenCity selbst zu setzen. Mit Oberbaudirektor Jörn Walter und HafenCity-GmbH-Chef Jürgen Bruns-Berentelg stellte er am Mittwoch im Rathaus die Idee eines „Elbtowers“ vor. Bis zu einer Milliarde Euro soll das Gebäude kosten, 200 Meter hoch soll es werden.

Seit gut 20 Jahren wird darum gerungen, was auf der rund 12.000 Qua­dratmeter großen Fläche am nördlichen Ende der beiden Elbbrücken errichtet werden soll. Schon der Hamburger Stararchitekt Volkwin Marg hatte 1997 in seiner „Prinzipskizze“ für die HafenCity an diesem Ort zwei Hochhäuser als östlichen Abschluss des neuen Stadtviertels vorgesehen.

„Der richtige Moment gekommen“

1999 wurden im Rahmen eines städtebaulichen Wettbewerbs für die HafenCity gleich mehrere Entwürfe präsentiert, die an diesem Ort Wolkenkratzer vorsahen. Sowohl der Masterplan als auch das städtebauliche Konzept der HafenCity sehen eine Hochhausbebauung vor. In den vergangenen Jahren wurden zudem wiederholt spektakuläre Gebäudeideen präsentiert.

„Wir haben gewartet, bis die Zeit für so ein Gebäude reif ist“, sagte Scholz am gestrigen Mittwoch. „Und jetzt ist der richtige Moment gekommen.“ Der Bürgermeister bezog sich damit auf den Baufortschritt in der HafenCity, auf den die Vertreter der Stadt am kommenden Dienstag verweisen könnten, wenn sie auf der Immobilienmesse in Cannes das Projekt finanzstarken Investoren schmackhaft machen wollen.

Am Baakenhafen liege für fast alle Projekte die Baugenehmigung vor, so Scholz. An einigen Gebäuden werde bereits gearbeitet. Hinzu komme der künftige „Bahnhof Elbbrücken“, eine Verbindung zwischen S- und U-Bahn, die fertig sein werde, wenn 2020 oder 2021 in unmittelbarer Nähe der Bau des Elbtowers starte. Zudem würden dann im öst­lichen Teil der HafenCity bereits viele Tausend Menschen leben und arbeiten.

Auf die Frage, ob Hamburg überhaupt ein Hochhaus benötige, reagierte der Bürgermeister mit dem Satz: „Wir brauchen eines, und wir brauchen es an dieser Stelle.“ Scholz und Walter waren sichtlich bemüht, möglichen Bedenken, der Elbtower könnte Auftakt zum Bau einer Vielzahl von Wolkenkratzern werden, den Wind aus den Segeln zu nehmen. „Hamburg wird keine Hochhausstadt werden“, sagte Walter. Und Scholz ergänzte, dass der Elbtower für die kommenden 100 Jahre das einzige wirkliche Hochhaus bleiben werde.

Notfalls ohne Architekten weiterbauen

Ebenso wichtig war Scholz der Hinweis darauf, dass – anders als bei der Elbphilharmonie – die Stadt über den gesamten Planungs- und Bauprozess Herr des Verfahrens bleiben werde – und das, obwohl es sich hier um eine private Investition handeln solle. „Wir werden das nur machen, wenn alle in der Stadt den Vorschlag toll finden. Die Architektur muss so gut sein, dass alle sich darin verlieben.“ Sollte die Qualität nicht reichen, „werden wir die Baugenehmigung nicht erteilen“, sagte Scholz.

Um zu verhindern, dass ein bereits begonnener Bau länger unterbrochen wird oder als Bauruine endet, werden ausgearbeitete Verträge Bestandteil des Ausschreibungsverfahrens sein. „Die Rechte bleiben immer bei der Stadt“, sagte Scholz. „Wir werden, wenn es notwendig ist, auch ohne die Architekten weiterarbeiten können.“ Vor allem Konflikte mit den Architekten hatten den Bau der Elbphilharmonie verzögert.

Nur finanzstarke Interessenten

Zu guter Letzt machte Scholz deutlich, dass nur finanzstarke Interessenten für das Projekt infrage kämen. „Ich möchte nicht abhängig werden von einem schwachbrüstigen Investor, der nicht die Kraft hat und auf halber Strecke verreckt.“ HafenCity-Chef Bruns-Berentelg ergänzte, das Bauwerk müsse von Anfang bis Ende durchfinanziert sein. Gut wäre eine Bankgarantie, die nicht vom Stand der Vermietung des Gebäudes abhängig gemacht werde.

In der Bürgerschaft stießen die Pläne weitgehend auf Zustimmung. CDU, FDP und AfD mahnten jedoch eine solide städtebauliche und finanzielle Planung an. Die SPD-Fraktion sprach von einem „Schlussstein der HafenCity und einem „Scharnier zum Hamburger Osten“. Zurückhaltend reagiert die Grünen-Fraktion. Das Projekt könne nur umgesetzt werden, wenn es eine breite Mehrheit in der Bevölkerung überzeuge.