Hamburg. Bürger hängen dort Kleider, Decken und Essen an Gitter. Doch das Erfolgsprojekt muss umziehen.
Zwei Frauen in gelben Warnwesten ziehen einen Bollerwagen voll Plastikbeutel und einen weiteren mit heißem Kaffee zum Hamburger Hauptbahnhof. Antje und Christa sind ehrenamtliche Helferinnen von der Organisation „Engel in den Straßen“ und kümmern sich um Obdachlose. Zweimal pro Woche hängen sie durchsichtige Beutel mit Spenden an einen Drahtzaun – den „Hamburger Gabenzaun am Hauptbahnhof“. Auf jedem Beutel steht, was drin ist: „Strickjacken für Damen, Größe 38 und 40“ hängt neben „Dicke Decke“. Heute gebe es besonders viele Hygieneartikel, Zahnbürsten und Tampons, sagt Antje.
60 Beutel am Tag wechseln Besitzer
Sobald die beiden Helferinnen die Beutel befestigt haben, bildet sich eine Menschenmenge um den Zaun. Er werde von Obdachlosen so gut angenommen, dass der Zaun fast immer leer sei, sagt Antje. Es gebe Tage, an denen rund 60 Beutel den Besitzer wechselten, bestätigen auch die Initiatoren des Gabenzaun-Projekts.
Vor allem warme Kleidung, Lebensmittel, Schlafsäcke, Wolldecken und allerlei Hygieneartikel stecken in den Beuteln. Bedürftige würden die Spender regelrecht erwarten, sagen die Initiatoren. Einige Obdachlose kümmern sich um den Gabenzaun. Günter ist einer von ihnen. Zusammen mit zwei weiteren Obdachlosen achtet er darauf, dass die Beutel nicht achtlos aufgerissen werden und der Müll nicht auf dem Boden landet.
„Der Gabenzaun ist eine wundervolle Idee“, sagt Willy Ahlers. Er komme täglich vorbei und freue sich besonders über Hundefutter für seinen kleinen Hund, sagt der Obdachlose. Die Aktion habe sich nach dem Start Ende Januar „in Windeseile herumgesprochen“, sagen die Initiatoren.
Der Zaun muss weg
In den nächsten Monaten soll er jedoch abgerissen werden. Der Abriss der Balustrade samt Zaun sei Bestandteil des Umbaus am Hauptbahnhof, sagt ein Sprecher des Bezirksamts Hamburg-Mitte. Seit Ende 2016 gebe es konkrete Maßnahmen, den Südteil am Bahnhof freundlicher und offener zu gestalten.
Noch im März gebe es einen konkreten Plan für den Umbau, heißt es aus der Verkehrsbehörde. Der Gabenzaun werde dann an anderer Stelle und mit Genehmigung der Stadt weitergeführt, sagen die Initiatoren des Projekts. Hamburg habe bekanntlich genügend Brücken und Zäune. Der Gabenzaun sei am Bahnhof zwar genau am richtigen Platz, sagt auch Antje. „Wenn der Zaun aber woanders hinkommt, gehen wir eben dort hin.“