Hamburg. 14.000 Polizisten schützen das Gipfeltreffen. Preise für Hotelzimmer am 7. und 8. Juli verdreifacht. Trump im Vier Jahreszeiten?

Es sind noch gut 120 Tage bis zum wichtigsten Politiker-Treffen in der Geschichte Hamburgs. Doch schon jetzt hält der G20-Gipfel am 7. und 8. Juli die Polizei und das Gastgewerbe in Atem. Nach Abendblatt-Informationen plant die Polizei beispiellose Sicherheitsmaßnahmen. Es wurden bereits sechs Gegendemonstrationen angemeldet, zu denen bis zu 140.000 Teilnehmer erwartet werden. In der Hotellerie herrscht Goldgräberstimmung.

Allein für die Delegierten des Gipfels und Medienvertreter werden mehr als 9000 Zimmer benötigt: „Wir gehen davon aus, dass die innenstadtnahen Hotels ausgelastet sein werden. Auch die Hotels in den Randgebieten werden mit einer guten Auslastung rechnen können“, sagte Kirsten Knight, Geschäftsstellenleiterin von Interplan, dem Abendblatt. Die Agentur „blockt“ im Auftrag des Auswärtigen Amtes die Zimmer in den Hotels für die Delegationen, die am G20-Gipfel teilnehmen. Nach Abendblatt-Informationen wurden 6000 Übernachtungen für Polizisten aus anderen Bundesländern reserviert. Insgesamt werden etwa 14.000 Polizisten im Einsatz sein.

Staatsgäste konkurrieren um Luxushotels

Einige Häuser haben ihr gesamtes Zimmerkontingent für die Zeit rund um den Gipfel an Interplan vergeben. Das heißt: Für alle anderen Hamburg-Besucher werden Zimmer in dieser Zeit knapp – und deshalb explodieren die Preise. Das hat eine Abendblatt-Recherche bei Onlinebuchungsplattformen ergeben. Wer zum Beispiel über HRS ein Doppelzimmer im Sofitel (5 Sterne) am Alten Wall buchen möchte, der bezahlt vom 7. auf den 8. Juli 675 Euro pro Nacht ohne Frühstück. Die gleiche Zimmerkategorie wird beispielsweise vom 10. auf den 11. März für 208 Euro angeboten. Der Preis zum G20-Gipfel würde sich also mehr als verdreifachen.

Aber das gilt nicht nur für die Innenstadt: Im Best Western Hotel Amedia (4 Sterne) nahe dem Ohlsdorfer Friedhof werden bei ebookers.de vom 7. auf den 8. Juli für ein Einzelzimmer 466 Euro ohne Frühstück verlangt. Im The Rilano (4 Sterne Superior) auf Finkenwerder kostet das Einzelzimmer in diesem Zeitraum bei Booking.com 319 Euro. Nach Abendblatt-Informationen ist sicher, dass die Deutsche Delegation wie beim OSZE-Treffen im Atlantic Kempinski an der Außenalster wohnt. Das Luxushotel ist bereits ausgebucht. Es wird wohl auch ein Zimmer für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dort reserviert sein.

Allein die Amerikaner benötigen 600 Zimmer

Das Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten hat kein Kontingent an Interplan vergeben, sondern verhandelt selbst mit mehreren Ländern. Darunter sollen auch die USA sein. Bereits zum OSZE-Treffen im Dezember hatte sich der damalige US-Außenminister John Kerry mit seiner Entourage in dem Fünf-Sterne-Superior-Haus einquartiert. Steigt diesmal der neue US-Präsident Donald Trump in dem Luxushotel ab? Noch ist nicht entschieden, ob das Vier Jahreszeiten tatsächlich den Amerikanern den Zuschlag erteilt. Die Delegation muss sich ohnehin auf mehrere Hotels verteilen, weil die Amerikaner etwa 600 Zimmer benötigen.

Allein die Leibgarde des US-Präsidenten besteht aus etwa 300 Agenten. „Die Amerikaner werden keinen Millimeter an Abstrichen bei ihren Vorstellungen machen“, heißt es im Hamburger Polizeipräsidium. Dass die Polizei die Staatsgäste wie beim OSZE-Treffen im Dezember lediglich mit einer Motorradeskorte durch den regulären Verkehr „schleust“, ist für den G20-Gipfel nahezu ausgeschlossen. Denn es besteht die Sorge, dass mehrere Tausend Demonstranten die Zufahrten zum Tagungsort mit Sitzblockaden verstopfen könnten. „Es wird nicht ohne anhaltende, weiträumige Absperrungen gehen“, sagt ein Beamter. Es könnten 10.000 gewaltbereite Personen aus dem In- und Ausland anreisen, vermuten Polizeikreise. „Uns erwartet der größte Einsatz seit der großen Sturmflut“, sagte Gerhard Kirsch, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Für die Polizisten sollen etwa 100.000 Lunchpakete geschnürt werden.

Polizeitaucher suchen jetzt schon nach Sprengstoff

Joachim Lenders, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), sieht „erhebliche Gewalttaten“ auf Hamburg zukommen. Er will den Polizeipräsidenten Ralf-Martin Meyer auffordern, frühzeitig auswärtige Kräfte anzufordern – wichtige Gebäude müssten bereits Wochen vor dem Gipfel bewacht werden. Auch die Gefahr von terroristischen Anschlägen spielt eine große Rolle. Die Polizei begann bereits im Januar damit, Brücken mit Tauchern regelmäßig auf Sprengstoffe und andere Manipulationen abzusuchen.