Hamburg. Insgesamt 70 Sondermaschinen werden zum G20-Gipfel am Hamburg Airport erwartet. Wenn der US-Präsident landet, müssen alle warten.

Die hochrangigen Gäste kommen erst in vier Monaten, doch auf dem Hamburger Flughafen laufen die Vorbereitungen auf den G20-Gipfel am 7. und 8. Juli in der Hansestadt schon längst. Und schon jetzt ist klar: Bei An- und Abreise der Teilnehmer müssen die anderen Passagiere zurückstehen und mit Verzögerungen rechnen.

Um die Beeinträchtigungen gering zu halten, versuche man in Hamburg, von den Erfahrungen anderer zu profitieren, sagt Lutz Tilgner. Er leitet das Koordinierungsteam am Hamburg Airport, das die An- und Abreise der Gipfelteilnehmer plant und dabei von den Erfahrungen anderer Städte profitiert: „Wir stehen in engem Kontakt mit Kollegen in Antalya und Brisbane.“ In dem türkischen Urlaubsort hatten sich die Staats- und Regierungschefs der 20 wichtigsten Indus­trie- und Schwellenländer im November 2015 getroffen, ein Jahr zuvor waren sie in der Stadt in Australien zusammengekommen.

Der G20-Gipfel hat eine andere Größenordnung als das OSZE-Treffen

Einen Vorgeschmack auf das Großereignis im Sommer bekamen die Hamburger schon im Dezember beim Gipfeltreffen der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in der Hansestadt. „Wir haben jetzt ein eingespieltes Team, das die Abläufe schon kennt“, sagt Tilgner. Aber er ist sich bewusst, dass ein G20-Treffen in einer anderen Größenordnung rangiert als ein OSZE-Gipfel: „Im Dezember hatten wir hier 15 Sonderflüge, für G20 erwarten wir rund 70 Flugzeuge.“ Und natürlich ist es ein Unterschied, ob Außenminister einfliegen oder unter anderem US-Präsident Donald Trump und der russische Staatspräsident Wladimir Putin. Manche der Delegationen reisen sogar mit mehr als einem Jet an. „So ein Ereignis hatten wir hier am Flughafen noch nicht“, sagt Tilgner.

Seit vier Wochen kümmert sich ein Team von 14 Personen um die Vorbereitung, Anfang Mai wird es auf 25 aufgestockt. Dann beginne die heiße Phase, erste Vorabdelegationen träfen ein, sagt Tilgner. Er ist einer der Geschäftsführer der für Bodenverkehrsdienste zuständigen Flughafen-Tochter Hamburg Airport Ground Handling. Beginnen wird das Gipfeltreffen am 7. Juli – einem Freitag – gegen Mittag, etwa 24 Stunden später endet die Veranstaltung. Zwischen der Landung der ersten Sondermaschine und dem Start der letzten können aber gut und gerne drei Tage vergehen.

Für „Air Force One“ und Co. ist das Vorfeld 2 reserviert

In der An- und Abreisephase müssten normale Passagiere in Hamburg mit Verzögerungen von zehn bis 15 Minuten rechnen. Denn: Regierungsflugzeuge wie die „Air Force One“ des US-Präsidenten haben Vorrang. Weil es auf den Straßen zwischen dem Flughafen und der Innenstadt zu zeitweiligen Sperrungen kommen dürfte, „sollten Fluggäste auf ihrem Weg zum Airport besser eine halbe Stunde bis eine Stunde mehr Zeit einplanen als sonst“, so Tilgner. „Wir erwarten aber nicht, dass es innerhalb der Terminals zu Störungen des normalen Betriebs kommt.“

Für die Regierungsjets ist – wie schon beim OSZE-Gipfel – das Vorfeld 2 nahe dem Geschäftsfliegerzentrum und abseits der beiden Passagierterminals reserviert. Die Stellplätze dort werden diesmal aber nicht ausreichen. Daher habe das Flughafen-Team bereits Kontakt mit Lufthansa Technik aufgenommen. Auch auf den Vorfeldflächen und in den Hallen des Wartungsbetriebs werden voraussichtlich Sondermaschinen einen Platz finden.

Vergleichsweise unkritisch für die regulären Passagiere dürfte sich nach Einschätzung von Tilgner die Abreise der Delegationen am Wochenende gestalten: „Die Rückreise fällt voraussichtlich in die ohnehin verkehrsärmeren Zeiten am Flughafen.“ Längere Sperrungen der Flughafen-Aussichtsterrasse sind derzeit nicht geplant. Während des OSZE-Treffens war die Terrasse nur kurzzeitig nicht zugänglich.

Wie beim OSZE-Treffen wird der Luftraum über Hamburg gesperrt

Wenn alles so abläuft, wie Tilgner und sein Team erwarten, sollten sich die Einschränkungen für andere Passagiere in Grenzen halten. Anders sieht das für Sportflieger und Flugschulen aus: Wie beim OSZE-Treffen wird der Luftraum über Hamburg gesperrt. In einem Umkreis von 30 nautischen Meilen (55,6 Kilometer) um die Binnenalster dürfen unterhalb von etwa 3000 Metern Höhe dann außer Linienjets und dem Airbus-Werksverkehr praktisch nur Rettungshubschrauber fliegen. Damit sind auch Starts und Landungen von Sportfliegern in Uetersen, Itzehoe, Hartenholm und Lübeck-Blankensee verboten.

Nach Angaben des Senats kommen zum G20-Gipfel mehr als 6000 Delegierte und über 3000 nationale und internationale Medienvertreter, „mehrere Tausend“ Sicherheitsbeamte seien im Einsatz. Die Sicherheitsleute von Teilnehmerländern, die – wie die USA – eigenes Personal einfliegen, sind dabei noch gar nicht eingerechnet.