Hamburg. 37 Millionen Euro stehen für die Wiedereröffnung bereit, aber es fehlen noch ein Betreiber und ein Zeitplan für Bauarbeiten.

Der Hamburger Fernsehturm soll wiedereröffnet werden. Das wurde bereits im November vergangenen Jahres verkündet. Doch ein Plan für die Inbetriebnahme des Heinrich-Hertz-Turms liegt noch nicht vor.

Offensichtlich gibt es viele offene Fragen, die die Eigentümerin Deutsche Funkturm GmbH (DFMG) und die Stadt Hamburg zu klären haben: „Verbindliche Informationen zu den im Einzelnen notwendigen Baumaßnahmen, (...) wie auch den Kosten der Maßnahmen insgesamt, sind erst nach einer ordnungsgemäßen Bauplanung möglich, die noch nicht erfolgt ist“, antwortet der Senat auf eine schriftliche Anfrage des FDP-Bürgerschaftsabgeordneten Jens Meyer.

Die Geschichte des Fernsehturms

Senatssprecher Jörg Schmoll bestätigt auf Abendblatt-Anfrage, dass es auch noch keinen Zeitplan für die Wiedereröffnung des Fernsehturms gibt. Zunächst war vom Jahr 2021 als Eröffnungstermin die Rede gewesen.

Der Fernsehturm ist bereits seit 2001 geschlossen. Danach gab es immer wieder Ideen, wie der Heinrich-Hertz-Turm wieder zugänglich gemacht werden sollte. Doch kein Konzept konnte umgesetzt werden.

2016 war der Durchbruch

Im November 2016 dann der Durchbruch: Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages bewilligte einen Zuschuss in Höhe von 18,5 Millionen Euro für die „Revitalisierung“ des Fernsehturms. Eingefädelt hatten das die Hamburger Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs (SPD) und Rüdiger Kruse (CDU). Die andere Hälfte der geschätzten Kosten soll von der Stadt Hamburg bezahlt werden. Das heißt, es stehen rund 37 Millionen Euro für die Sanierung zur Verfügung.

Das Geld ist zwar sicher, aber es muss noch ein Betreiber für den Fernsehturm gefunden werden. Wie früher sollen zwei Ebenen als Aussichtsplattform und für Gastronomie genutzt werden. Aber es ist noch nicht einmal klar, wie die Auswahl des Betreibers ablaufen soll: „Ob es eine Ausschreibung geben wird, wird noch geklärt“, sagte Jörg Schmoll. Als Favorit gilt die TV Turm Alexanderplatz Gastronomiegesellschaft mbH, die bereits den Berliner Fernsehturm betreibt.

Caterer Brunckhorst ebenfalls interessiert

Dass die Stadt und die DFMG bereits Gespräche mit den Berlinern geführt haben, bestätigte Schmoll. Oder wird es ein Betreiber aus Hamburg?

Nach Abendblatt-Informationen hat die Hanse Lounge am Rathausmarkt Interesse bekundet. In dem exklusiven Club mit Restaurant verkehren die Spitzen aus Wirtschaft und Politik. Der traditionsreiche Caterer Brunckhorst soll ebenfalls interessiert sein – ebenso wie das europaweit agierende niederländische Cateringunternehmen Maison van den Boer.

Wird Hamburg an den Einnahmen aus der Pacht beteiligt, die der Betreiber bezahlen muss? Und wer erhält die Eintrittsgelder? Dazu sagt Senatssprecher Schmoll: „Das ist offen, weil man diese Fragen mit einem Betreiber besprechen müsste. Es wird mit 700.000 Besuchern pro Jahr gerechnet.

Während die Stadt bereitwillig Auskunft gibt, lehnte die Telekom-Tochter DFMG mit Hinweis auf das „laufende Verfahren“ eine Stellungnahme ab. Kritik übt FDP-Politiker Jens Meyer: „Weiter Stillstand beim Telemichel. Ein Bauvorbescheid liegt seit Mitte 2015 vor, Millionenbeträge vom Bund sind versprochen. Und dennoch bewegt sich nichts.“ Deshalb forderte Meyer: „Es muss nun ein konkreter Zeitplan für die Sanierung vorgelegt und ein leistungsfähiger Betreiber gefunden werden.“

SPD-Politiker Kahrs zuversichtlich

Unterdessen gibt sich SPD-Politiker Kahrs zuversichtlich: „Ich bin voller Hoffnung, dass die Hamburger und Touristen ab 2021 wieder diese einzigartige Aussicht vom Fernsehturm auf die Stadt genießen können. Die Finanzierung ist gesichert, alles andere ist jetzt politisches Handwerk.“ Er sei zuversichtlich, dass die Stadt und die DFMG nun gemeinsam die Wiedereröffnung vorantreiben.

Auch die Stiftung Fernsehturm „Hamburg Aufwärts“, die eine private Initiative ist, sieht dringenden Handlungsbedarf: „Es muss nun schnellstmöglich ein Zeitplan vorgelegt werden, damit dieses Wahrzeichen spätestens in vier Jahren öffentlich genutzt werden kann“, sagt der Vorstandsvorsitzende Heinfried Strauch.