Eine Stadt wie Hamburg kann es sich nicht leisten, ein Wahrzeichen, so unfassbar lange leer stehen und verfallen zu lassen.

Hamburg ist eine schöne Stadt. Wie schön, erkennt man vor allem von oben und am besten vom Fernsehturm. Das wissen all die, die das Glück hatten, einmal in dem ehemaligen, sich drehenden Restaurant gesessen zu haben, bei teurem Kuchen und einem nicht zu bezahlenden Rundumblick. Die Bilder vom Fernsehturm haben sich in die Erinnerungen unzähliger Hamburger und Touristen eingebrannt. Und es wäre einfach großartig, wenn aus der verschlossenen endlich wieder eine echte Sehenswürdigkeit werden würde. Zumal es keine Alternative dazu gibt, ein Abriss ist ausgeschlossen.

In den Plänen zur Hamburger Olympiabewerbung hatte der Fernsehturm, der sich wie kein anderes Gebäude der Stadt für wirkungsvolle Projektionen eignet und in den vergangenen Jahren oft dazu genutzt wurde, eine große Rolle gespielt. Offensichtlich hat man im Rathaus auch nach dem Aus für Olympia daran festgehalten und hinter den Kulissen weiter an einer Neueröffnung gearbeitet. Nun könnte es konkret werden, und seien wir ehrlich: Es wird höchste Zeit.

Eine Stadt wie Hamburg kann es sich nicht leisten, ein derart prägendes Gebäude, ja, ein Wahrzeichen, so unfassbar lange leer stehen und verfallen zu lassen. Zumal der Betrieb eines Fernsehturms eben nicht per se defizitär sein muss, wie Beispiele aus Deutschland und Europa zeigen. Und selbst wenn – der „Tele-Michel“ wäre nicht das erste Hamburger Aushängeschild, das von Staats wegen unterstützt werden müsste.

Er sollte es uns wert sein.

Auch weil das Umfeld des Fernsehturms heute ein deutlich anderes ist, als es das bei seiner Schließung war. Die Lücke zwischen seinem Standort und dem Schanzenviertel ist geschlossen und attraktiver geworden, ein Besuch des Turms lässt sich wunderbar etwa mit einem Abstecher zur Rindermarkthalle oder zur Gastro-Meile rund um Tim Mälzers Bullerei oder das Alte Mädchen verbinden. Wenn man denn am Boden essen will und nicht über den Dächern und Grünflächen Hamburgs. Wie gut das richtige gastronomische Angebot in luftiger Höhe funktionieren kann, zeigt das Restaurant Clouds in den Tanzenden Türmen auf der Reeperbahn – es kann sehr lange dauern, bis man dort einen Tisch erhält. Keine schlechte Aussichten für den Betreiber eines Fernsehturm-Restaurants.

Die Wiedereröffnung der Plattform passt ideal ins Konzept des neuen Hamburg, an dem der Senat arbeitet. Motto: In einer Stadt, in der es immer mehr zu sehen gibt und die hoch hinaus will, ist es absurd, wenn der spektakulärste Aussichtspunkt leer steht. So könnte die Wiedereröffnung ein weiterer Höhepunkt in den an Höhepunkten nicht armen kommenden Jahren werden. Die Elbphilharmonie wird eingeweiht, der A-7-Deckel kommt tatsächlich, genau wie die Neue Mitte Altona. An mehreren Stellen der Stadt werden zum Teil sehr lange gehegte Träume wahr, da darf der Turm als sichtbarste Wunde der inneren Stadt einfach nicht fehlen. Zumal die Kosten, im Vergleich zu anderen Projekten, überschaubar sein dürften.

Ganz nebenbei hat sich die Zahl potenzieller Besucher in den vergangenen Jahren deutlich erhöht. Hamburg war nie beliebter bei Touristen, und nie zuvor haben die Tourismusbeauftragten so sehr nach neuen Zielen jenseits der bekannten und viel genutzten an Alster und Elbe gesucht. Der Fernsehturm wäre auch ideal, um die Touristenströme weiter zu entzerren und in andere Richtungen zu lenken.