Hamburg. Die Straßen Bellevue und Schöne Aussicht sollen zu Fahrradstraßen werden. Jeder dritte Parkplatz könnte wegfallen.

Fahrradfahrer, die am östlichen Alsterufer unterwegs sind, können derzeit nur neidisch auf die andere Seite blicken. Während es auf ihrem engen Fahrradweg durch entgegenkommende oder langsamere Radfahrer, durch Fußgänger oder Jogger oft zu Konflikten kommt, haben die Radler auf der Fahrradstraße Harvestehuder Weg ausreichend Platz. Und immer Vorfahrt.

Immer mehr Hamburger schwingen sich aufs Rad

Die Stadt lässt für ihr Projekt „Alster Fahrradachsen“ um die gesamte Außenalster langfristig komfortable Radwege anlegen. Nach der Umgestaltung des westlichen Alsterufers (Harvestehuder Weg zwischen Krugkoppelbrücke und Alter Rabenstraße) sollen nun die Bellevue und die Schöne Aussicht am Ostufer zu Fahrradstraßen werden, in denen nur Anliegerverkehr erlaubt ist. Entsprechende Planungen stellten Vertreter der Verkehrsbehörde am Donnerstagabend im Literaturhauscafé vor rund 100 interessierten Besuchern vor.

Mit dem Fahrrad in die Innenstadt

Es war bereits die dritte Informationsveranstaltung, die vom Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) zur Umgestaltung der Ostseite angeboten wurde. Im Herbst waren schon Radfahrer, Fußgänger und Autofahrer in einer Straßenbefragung um ihre Meinung gebeten worden.

„Von allen Verkehrsteilnehmern kamen Hilferufe, vor allem von den Fußgängern“, sagt Kirsten Pfaue, Hamburgs Radverkehrskoordinatorin, zum Ergebnis. Diese kämen durch die zu engen Rad- und Fußwege ständig mit den Radfahrern ins Gehege. Durch die Umgestaltung des östlichen Alsterufers solle die „Aufenthaltsqualität für Fußgänger“ verbessert werden. Gleichzeitig wolle man die Hamburger motivieren, für ihre Wege in die Innenstadt möglichst häufig das Fahrrad zu nutzen.

Die konkreten Pläne wurden von Heinke Wiemer vom LSBG vorgestellt. Die Verkehrsplanerin hatte die Gesamtstrecke zwischen Krugkoppelbrücke und Schwanenwik in zehn Bereiche unterteilt. Für die meisten Abschnitte hatte sie zwei Planungsvarianten erstellt, von der sie jeweils einer den Vorzug gab.

Bellevue wird für Durchfahrtsverkehr gesperrt

Im Norden, am Anfang der Strecke, sollte ihrer Meinung nach der Harvestehuder Weg durch einen Kreisverkehr an die Krugkoppel angebunden werden. Die Alternative einer Kreuzung mit Radfahrstreifen nannte sie „unübersichtlich“. Für den Weg über die Krugkoppelbrücke schlug sie Radfahrstreifen auf jeder Straßenseite vor statt einem Zweirichtungsradweg, wie er jetzt dort verläuft. Die Bellevue soll zu einer 5,50 Meter breiten Fahrradstraße werden, die – anders als der Harvestehuder Weg – für den Durchfahrtsverkehr gesperrt wird. Hier dürfen nur Anlieger entlangfahren und parken; neben den Anwohnern sind das beispielsweise auch Jogger und Spaziergänger.

Die Bitte von Anwohnern und künftigen Nutzern, die Durchfahrtsberechtigung für Reisebusse zu überprüfen, wurde von Heinke Wiemer und Kirsten Pfaue aufgenommen. Geparkt werden soll an der Bellevue künftig entweder land- und wasserseits zwischen den Bäumen oder alternativ landseits auf der Fahrbahn. Entlang der Sierichstraße, über die Langenzugbrücke hinweg, soll der jetzige Zweirichtungsradweg auf 3,50 verbreitert werden. Im Verlauf der Straße Schöne Aussicht schlug Heinke Wiemer landseitiges Parken zwischen Bäumen vor, um den Blick auf die Alster nicht durch Autos zu behindern.

Nach der Vorstellung des Projekts begann eine Diskussion, die im Vergleich zu ähnlichen Veranstaltungen ruhig und konstruktiv blieb. Eine von vielen Zuhörern vorgebrachte Forderung war, an konfliktträchtigen Einmündungen und Kreuzungen unbedingt die Sicherheit der Radfahrer zu berücksichtigen. Auch der Erhalt möglichst vieler Parkplätze gehörte dazu. Je nach Planungsvariante könnten offenbar von den bestehenden 384 Parkplätzen bis zu 130 Parkplätze (jeder dritte) wegfallen.

„Wir sind noch ganz am Anfang der Planungsphase“, sagte Heinke Wiemer und versprach. „Unter Berücksichtigung Ihrer Argumente werden wir dann eine Vorzugsvariante festlegen, mit der wir dann in die Detailplanung und letztlich in die Genehmigungsphase gehen.“ Einen konkreten Zeitplan für die Umsetzung nannte sie nicht.