Hamburg. Hamburger Hafenbetrieb steigert Gewinn und Umsatz. Rückschläge sind in diesem Jahr aber nicht ausgeschlossen.
Die neue Chefin der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), Angela Titzrath, kann auf ein gutes Geschäftsjahr zurückblicken, das allerdings noch ihr Vorgänger Klaus-Dieter Peters zu verantworten hatte. Der Terminalbetreiber hat seine Zahlen für 2016 vorgelegt und diese zeigen: Das Unternehmen ist im Aufwind. Der Umsatz hat um drei Prozent auf 1,2 Milliarden Euro zugelegt, der Umschlag um 1,5 Prozent auf 6,7 Millionen Standardcontainer. Der Vorsteuergewinn liegt mit 163 Millionen sechs Millionen Euro höher als 2015 und übertrifft sogar die Prognosen. Das Umfeld für Titzraths Start ist also durchaus vielversprechend. Dennoch liegt vor der Managerin ein hartes Jahr – Rückschläge sind nicht ausgeschlossen.
Das hängt nicht zuletzt mit der Entscheidung des Bundesverwaltungsgericht vom vergangenen Donnerstag zusammen. Die Richter haben die Elbvertiefung bis auf Weiteres gestoppt. Bis die Planer die von den Richtern aufgezeigten Mängel an dem Vorhaben aufgearbeitet haben werden Monate vergehen – wenn nicht sogar Jahre. Deshalb werden die Verkehrsbeschränkungen auf der Elbe weiter bestehen – und das trifft vor allem die HHLA.
Existenz hängt an Entwicklung des Hafens
Anders als Konkurrent Eurogate betreibt die HHLA ihren Containerumschlag nämlich fast ausschließlich in Hamburg. Das heißt: Ihre Existenz hängt an der Entwicklung des hiesigen Hafens. Zwar hat das Unternehmen noch eine kleine Beteiligung im ukrainischen Schwarz-Meer-Hafen Odessa, wo der Umschlag im vergangenen Jahr sogar um 10,6 Prozent auf 300.000 Standardcontainer (TEU) gewachsen ist. Das sind aber nur 4,5 Prozent des Gesamtumschlags. Die Hauptarbeit erfolgt über Hamburg.
Experten warnen seit Längerem vor dieser starken Konzentration des Umschlagsgeschäfts auf einen Standort. Auch Anleger zeigen sich nervös: Die Richter in Leipzig hatten am Donnerstag ihr Urteil noch gar nicht zu Ende gesprochen, da rutschte die Aktie schon um annähernd 14 Prozent in den Keller: Auf 19,42 Euro war das HHLA-Wertpapier Anfang Februar geklettert. Jetzt steht es bei rund 17,80 Euro.
Immer wieder Gerüchte
Zudem kommen immer wieder Gerüchte auf, dass mehrere große Linienreedereien Hamburg verlassen wollen. Eine mögliche Umstellung plant „The Alliance“, also ausgerechnet jene großen Allianz, bei der Hamburgs Reederei Hapag-Lloyd den Ton angibt. Wie dieReederei mitteilte, werden die Nordamerikadienste in Deutschland künftig möglicherweise nur noch über Bremerhaven abgewickelt. Bisher waren es Bremerhaven und Hamburg.
Die HHLA muss also reagieren, und zwar schnell. Um längerfristig nicht mehr fast ausschließlich vom Hamburger Hafen abhängig zu sein, muss Titzrath die Expansion des Unternehmens vorantreiben. Anfang Dezember hat der frühere Vorstand beim Schiffsfinanzierer Lloyd Fonds und Leiter des Arbeitskreises Wirtschaft und Finanzen im Landesvorstand der SPD, der Bürgerschaftsabgeordnete Joachim Seeler, eine Denkschrift zur Weiterentwicklung des Hafens verfasst. Darin fordert er, es müsse konsequenter geprüft werden, inwieweit die HHLA über Hamburg und Odessa hinaus als Terminalbetreiber tätig werden kann. „Nur Platzhirsch in Hamburg zu sein, wird auf Dauer zu wenig sein, um die Marktposition zu erhalten.“
Dass das Problem im Unternehmen bekannt ist, hat das Management bereits vor einem Jahr deutlich gemacht: Bei der Vorstellung der Bilanz für 2015 sagte Ex-Vorstandschef Klaus-Dieter Peters, dass die HHLA neben ihren Containerterminals in Hamburg und in Odessa weitere Beteiligungen in anderen Häfen sucht und bereits intensive Gespräche führt. „Wir haben unsere Suche nach horizontalen Beteiligungsmöglichkeiten außerhalb Europas intensiviert“, sagte Peters damals. Passiert ist bis heute nichts. Derzeit würden keine Verhandlungen geführt, sagte ein HHLA-Sprecher.
Gehen weitere Marktanteile verloren?
Nach Meinung des Hafenexperten Martin Makait vom Logistik-Beratungsunternehmen MWP sollte sich das schnell ändern. „Die Erhöhung des Containerumschlags und die damit verbundenen positiven Entwicklungen des Umsatzes sowie des Ergebnisses (Ebit) der HHLA 2016 könnten sich bald als Strohfeuer erweisen. Nach der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes heißt es für die HHLA, für einen nicht absehbaren Zeitraum weiter auf die Elbvertiefung zu warten“, so Makait.
Dies werde Hamburg und damit auch die HHLA mit großer Wahrscheinlichkeit weitere Marktanteile kosten, und Wettbewerbshäfen würden in der Zwischenzeit ihre Kundenbeziehungen verfestigen. Makait: „Die einseitige Fokussierung der HHLA auf den Standort Hamburg erweist sich inzwischen als Risikofaktor. Man kann nur hoffen, dass das neue HHLA-Management seine Strategien den Anforderungen der global agierenden Schifffahrt anpasst, in dem es sich verstärkt an Häfen mit Wachstumspotenzial weltweit beteiligt.“