Hamburg. Die Hamburger Reederei kämpft mit Finanzierungsproblemen. Gibt es im Februar endlich Einigung?

Es sollte die Megafusion in der Schifffahrtsbranche im vergangenen Jahr werden. Ende April 2016 verkündete Hamburgs Traditionsreederei den geplanten Zusammenschluss mit dem arabischen Konkurrenten United Arab Shipping Company (UASC). Ende des Jahres sollte die Fusion unter Dach und Fach sein. Der Jahreswechsel liegt drei Wochen zurück, doch die beiden Reedereien fahren immer noch getrennt. Die Fusion verzögert sich.

Nach Informationen des Abendblatts unternehmen die beiden Schifffahrtsbetriebe jetzt einen neuen Versuch, um den Zusammenschluss zum Ende zu bringen. Zwischen Mitte und Ende Februar soll es klappen, heißt es aus Kreisen. Aber verbindlich ist auch dieser Termin nicht.

Hochzeit schwieriger als anfänglich gedacht

Die Hochzeit der aktuellen Nummer sechs mit der Nummer zehn der weltgrößten Reedereien gestaltet sich nämlich schwieriger als anfänglich gedacht. Bereits Mitte Dezember wurde bekannt, dass die Finanzierung nicht geklärt ist. Es treffen ja auch nicht zwei liquide Kraftpakete aufeinander: Hapag-Lloyd bringt 3,7 Milliarden Dollar Nettoschulden in die Ehe ein, die kleinere UASC 3,4 Milliarden. Zwar soll durch eine Kapitalerhöhung um 400 Millionen Dollar innerhalb eines Monats nach Zusammenschluss die Nettoverschuldung auf 6,7 Milliarden Dollar gesenkt werden. Aber auch das sind noch Verbindlichkeiten riesigen Ausmaßes.

Hinzu kommt, dass beide Unternehmen in einer Branche unterwegs sind, die derzeit nicht gerade eine Boom-Phase erlebt, sondern im Gegenteil seit acht Jahren in einer tiefen Krise steckt. So hieß es kurz vor Weihnachten, dass sich mehrere Banken von UASC aus der Finanzierung zurückziehen wollten. Sie verlangten eine zusätzliche Finanzspritze von UASC als Sicherheit. Das ist, nicht nur aus den eben genannten Gründen verständlich.

UASC skeptisch gegenüber Hapag-Lloyd

Die Gesellschafter der UASC mit Hauptsitz in Kuwait sind ein Zusammenschluss einer Reihe von arabischen Emiraten, an deren Spitze reiche Ölscheichs stehen. Diese galten in der Vergangenheit bei den Banken als solvente Kunden, von denen man keine zusätzlichen Sicherheiten verlangte. Mit Hapag-Lloyd kommt aber ein neuer Partner ins Spiel, dem der mehr als 40 Unternehmen umfassende Bankenkreis der UASC skeptischer gegenübersteht.

Dieses Problem sei grundsätzlich vom Tisch, heißt es nun aus Unternehmenskreisen. Allerdings müssten nun mit allen Banken Einzelverträge abgeschlossen werden, wodurch sich die Fusion „um einige Wochen“ verschiebe.

Sorge vor weiteren Kosten

Geplant ist, dass die Araber mit einem Anteil von 28 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen zum größten Anteilseigner von Hapag-Loyd aufsteigen. 52 Prozent bleiben bei den bisherigen Großeigentümern, der chilenischen Reederei CSAV, dem Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne und der Stadt, die mit insgesamt 20,6 Prozent oder nominal 1,1 Milliarden Euro an Hapag-Lloyd beteiligt ist.

Allerdings gibt es in Hamburg die Sorge, dass der Stadt durch die Verzögerungen der Fusion weitere Kosten entstehen könnten. Das befürchtet zumindest der parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bürgerschaftsfraktion, Michael Kruse. „Wenn mit UASC nachverhandelt werden muss, besteht die Gefahr, dass Hamburg zusätzliche Mittel für die Fusion aufzubringen hat“, sagt Kruse.

Fachleute sehen Fusion als sinnvoll an

Er bezieht sich dabei auf eine Drucksache der Bürgerschaft, nach der die großen Eigentümer als Bedingungen für den Zusammenschluss Kriterien bezüglich Mindesteigenkapital, Mindestbarmittel und Verschuldung festgelegt haben. „Wird eines dieser Kriterien im Verlauf der Verhandlungen verletzt, könnten daraus Nachzahlungspflichten für die Stadt entstehen“, sagt FDP-Mann Kruse.

Dabei wird der geplante Zusammenschluss mit den Arabern von Kruse wie von anderen Fachleuten durchweg als sinnvoll angesehen: Zusammen steigen die Reedereien zur stabilen Nummer fünf unter den größten Containerreedereien auf und halten Tuchfühlung zur Spitze. Die Flotte wird 237 Schiffe mit einer Transportkapazität von insgesamt 1,6 Millionen Standardcontainern (TEU) umfassen und jährlich rund zehn Millionen Boxen transportieren.

Zwölf Milliarden US-Dollar Umsatz

Der Umsatz wird sich auf rund zwölf Milliarden US-Dollar belaufen. Und aus Sicht der Stadt besonders wichtig: Hapag-Lloyd bleibt ein in Deutschland registriertes, börsennotiertes Unternehmen mit Hauptsitz in Hamburg. „Außerdem erhält Hapag-Lloyd Zugriff auf die größte Containerschiffsklasse“, sagt Vorstandschef Rolf Habben Jansen.

Zur UASC-Flotte gehören nämlich sechs außergewöhnlich große Frachter mit einer Kapazität von 18.800 TEU, die zu den umweltfreundlichsten und effizientesten Schiffen weltweit gehören. „Mit einem Durchschnittsalter von 6,6 Jahren und einer durchschnittlichen Schiffsgröße von 6600 TEU wird das zusammengeschlossene Unternehmen über eine der modernsten und effizientesten Flotten verfügen“, sagt Habben Jansen. Doch dazu muss die Fusion erst einmal klappen.