Hamburg. Das Unternehmen Ryanair startet sein Komplettreiseportal neu. Zahlreiche Angebote auch ab Hamburg.

Das Image von Ryanair war lange Zeit – freundlich formuliert – ausbaufähig. Groß geworden sind die Iren mit günstigen Flügen. Der Service ließ dagegen häufig zu wünschen übrig. Jahrelang heimste das Unternehmen den zweifelhaften Titel als schlechteste Fluglinie ein, und in Großbritannien tauchte sie unter den unbeliebtesten Marken ganz vorne auf. Seit einiger Zeit arbeitet das Unternehmen um Chef Michael O’Leary an seiner Beliebtheit. „Always getting better“, lautet das Programm, mit dem die Iren besser werden wollen.

Mehr Service ist ein Schritt dazu: Dazu passt der Start von Ryanair Holidays. Auf dem Onlineportal können Kunden in Deutschland statt in Einzelbausteinen Flug, Hotel und Mietwagen zusammenzustellen, nun Pauschalreisen buchen, wie Ryanair am Montag mitteilte.

Anbieter vergleichen

Ein Komplettpaket aus Flug, Transfer und Hotelzimmer wird dort angeboten. Von Hamburg war am Montag zum Beispiel für Anfang Mai eine Woche im Fünf-Sterne-Hotel im portugiesischen Albufeira für 393 Euro erhältlich. Eine Woche Barcelona im Vier-Sterne-Hotel ab Fuhlsbüttel gab es im Doppelzimmer mit Frühstück für 245 Euro – Reisezeitraum November. Bei beiden Angeboten waren zehn Kilogramm Handgepäck inklusive.

Aber sind die Iren nun wirklich stets besonders günstig? Immerhin locken sie teilweise mit Ticketpreisen für 4,99 Euro pro Strecke. Der Hamburger Luftfahrtexperte Cord Schellenberg hält „Schnäppchen“ für möglich, sagt aber auch: „Überall kann es sehr gute Angebote geben, man sollte sich immer verschiedene Anbieter anschauen.“ Zumal das Angebot von Ryanair ab Hamburg zwar schon relativ groß, aber eben doch eingeschränkt ist.

Erst seit Oktober 2014 in Fuhlsbüttel aktiv, steuern die Iren ab nächstem Winter 20 Ziele an. Dazu zählen beispielsweise die seit den politischen Krisen in der Türkei, Tunesien und Ägypten stark nachgefragten Urlaubsregionen in Spanien und Portugal. In Italien und Griechenland fliegen sie aber nur das Festland und nicht Inseln wie Sizilien, Sardinien, Kreta und Korfu an.

Für Ryanair ist es der zweite Versuch, mit Pauschalreisen Fuß zu fassen. Begleitet mit der üblichen Marketingoffensive startete der erste Versuch bereits Anfang Dezember des vergangenen Jahres. „Die günstigen Preise von Ryanair haben Flugreisen für Passagiere in ganz Europa revolutioniert“, sagte Marketing-Chef Kenny Jacobs damals. „Mit Ryanair Holidays verändern wir nun auch den Markt für komplette Pauschalreisen.“

Dämpfer für die Airline

Knapp zwei Monate später gab es allerdings einen Dämpfer für die Airline, die im vergangenen Jahr mit 117 Millionen beförderten Passagieren die Lufthansa als größte Fluggesellschaft in Europa abgelöst hat. Sie nahm das Pauschalreisenangebot vorübergehend vom Markt. Ein Partner habe illegal agiert, daher habe man die Zusammenarbeit mit ihm eingestellt, so Ryanair.

Dem Vernehmen nach soll er die günstigen Ryanair-Flüge an andere Reiseanbieter verkauft haben. Die Probleme erklären die überraschende Zurückhaltung der Iren am Montag, die ansonsten die Werbetrommel bei neuen Strecken und Aktionen stets kräftig schlagen: Zitate von Offiziellen gab es nicht.

Schwergewicht der Branche mit an Bord

Für den Re-Start holt sich Ryanair nun ein Schwergewicht der Branche an Bord. Vertragspartner bleibt wie beim ersten Versuch World2Meet, eine Tochtergesellschaft der spanischen Hotelkette Iberostar. Der Partner greift nun auf die Technik von HLX Touristik zurück, hinter dem Karlheinz Kögel, der Gründer des auf Last-Minute-Angebote spezialisierten Reiseanbieters L’Tur, steckt. „Die wissen, was sie tun“, sagt Schellenberg. Gestartet ist das Angebot am Wochenende neben Deutschland auch im Vereinigten Königreich und Irland. Italien und Spanien sollen in den nächsten Wochen folgen.

Die Bundesrepublik spielt bei den Wachstumsplänen der Iren eine große Rolle. Statt sich wie früher auf kleine Airports auf der „grünen Wiese“ zu konzentrieren, gehen sie nun in die Ballungsräume – wie Hamburg. Für die Fluggäste ist das bequemer, weil sie keine lange Anreise mehr haben. Ab dem Sommerflugplan wird Ryanair sogar erstmals das größte deutsche Drehkreuz Frankfurt anfliegen und dort zwei Maschinen stationieren – sehr zum Ärger von Platzhirsch Lufthansa.

„Deutschland-Geschäft immer wichtiger“

„Für Ryanair wird das Deutschland-Geschäft immer wichtiger“, sagt Schellenberg. Das Unternehmen baut seine Flotte kräftig aus. Mit 360 Boeing 737 – die das Unternehmen ausschließlich fliegt, um Kosten zu sparen – werden täglich mehr als 1800 Strecken bedient. 33 Länder und mehr als 200 Flughäfen stehen im Flugplan. Weitere 300 Flieger sind bei Boeing bestellt. Jedes Jahr kämen 50 Jets dazu, sagte Firmenchef O’Leary der „Wirtschaftswoche“: „Ich wäre überrascht, wenn wir nicht zehn davon in Deutschland stationieren würden.“