Offenbar zwingt unrechtmäßiges Verhalten eines Kooperationspartners den irischen Billigflieger zum Rückzug aus dem neuen Geschäft

HamburgEs ist noch nicht lange her, dass Ryanair ankündigte, die Reisebranche aufmischen zu wollen. Der Billigflieger wolle sich dem Pauschalreise-Markt öffnen und zusammen mit Partnern selbst entsprechende Angebote machen, hieß es von der irischen Firma. Diese Ankündigung liegt noch nicht einmal zwei Monate zurück.

Doch nun muss Ryanair diese Leistung, mit der Ferienpakete von Wettbewerbern preislich unterboten werden sollten, kleinlaut wieder aus dem Angebot streichen. Es heißt, dass der Dienstleister, der die Pauschalreisen bei Ryanair technologisch betreut, in das „illegale Auslesen“ von Ryanair-Webseiten verwickelt sei.

Auf Abendblatt-Anfrage bestätigte Ryanair, dass „Ryanair Holidays“ unterbrochen und die Vereinbarung mit dem Kooperationspartner beendet ist. Dieser hatte offenbar unrechtmäßig die niedrigen Tarife von Ryanair für sich genutzt. „Alle bestehenden Ryanair-Holidays-Buchungen sind geschützt und derzeit schließt Ryanair eine Vereinbarung mit einem neuen Anbieter ab, der erwartungsgemäß in Kürze benannt werden wird“, sagte Ryanair-Sprecher Robin Kiely dazu.

Die Iren wollten das „Amazon der Fluganbieter“ werden

Ryanair entschuldige sich bei seinen Kunden für eventuell entstandene Unannehmlichkeiten, weist jedoch darauf hin, dass es „keinem Drittanbieter gestattet sei, die niedrigen Tarife von Ryanair unrechtmäßig weiterzuverkaufen“, so Kiely. Für Kunden, die bereits Pauschalurlaub über die Ryanair-Seite gebucht haben, bietet das Unternehmen im Internet unter „Update zu Ryanair Holidays“ Hilfe an.

Vor der Kooperation, die jetzt beendet wurde, konnten die Kunden nur separat einzelne Extras wie Leihwagen oder Unterkünfte über die Website von Ryanair buchen. Ziel der Neuerung war es, tatsächlich erstmals alle Leistungen aus einer Hand bekommen zu können – alles abgesichert mit den Regeln, die für eine Pauschalreise gelten.

Partner von Ryanair wurden der spanische Reiseveranstalter Logitravel und der Unterkunftsanbieter World2Meet. Gemeinsam wolle man unter dem Dach von Ryanair Holidays den Markt für Pauschalreisen „komplett verändern“, hatte Ryanair im Dezember noch angekündigt. Man wolle „das Amazon der Fluganbieter“ werden.

Kunden könnten aus „einer fantastischen Auswahl an 3-, 4-, und 5-Sterne Hotels im gesamten Mittelmeerraum und in Europas Hauptstädten wählen“, pries Marketingchef Kenny Jacobs das neue Angebot. Dieses werde „im Hinblick auf die Preise nicht zu schlagen sein“, sagte Jacobs im Dezember.

Auch viele norddeutsche Kunden dürften von den Einschränkungen nun betroffen sein. Denn zuletzt hatte Ryanair sein Streckenangebot von Flughäfen wie Hamburg und Bremen deutlich ausgeweitet. So fliegt Ryanair bald etwa auch von Hamburg nach Kalabrien. Die Stadt Lamezia Terme wird ab März 2017 zweimal wöchentlich angeflogen, teilte die Airline mit. Weitere Ziele von Ryanair ab Hamburg sind etwa Brüssel, Faro, Lissabon, Alicante, Palma, Thessaloniki oder London. Insgesamt fliegt Ryanair von Fuhlsbüttel aus im laufenden Jahr 16 Ziele an. 25 werden es nach Aussage von Ryanair-Chef Michael O’Leary wohl im Sommer 2019 sein.

Der irische Billigflieger, der 2016 erstmals die Lufthansa mit 117 Millionen Passagieren als größte europäische Airline abgelöst hat, hatte erst im November 2016 eine Basis in Hamburg eröffnet. Damit soll sich die Passagierzahl in der Hansestadt für Ryanair auf 650.000 Kunden pro Jahr verdoppeln.