Hamburg. Der Vorsitzende der Muradiye-Moschee hatte radikale Imam-Äußerungen weitergeleitet. Jetzt fühlt er sich falsch verstanden.

Nach demokratie- und deutschlandfeindlichen Äußerungen hat der Chef der Wilhelmsburger Gemeinde der umstrittenen islamischen Religionsgemeinschaft Ditib seinen Rücktritt erklärt. Ishak Kocaman, Vorsitzender der Muradiye-Moschee, bedaure es, dass durch einen „aus dem Kontext gerissenen Text“ ein Eindruck entstanden sei, der sowohl ihn als auch die Ditib „in einem falschen Licht stehen lässt“. Da dieser Anschein auch für ihn „nicht akzeptierbar“ sei, habe er diese Konsequenz gezogen, heißt es in einer Mitteilung der Ditib Nord.

Das NDR-Fernsehmagazin „Panorama 3“ hatte über Facebook-Einträge berichtet, die von Kocaman weitergeleitet wurden. Sie zeigen einen Imam und dazu radikale Zitate. Beispiel: „Demokratie ist für uns nicht bindend, bindend ist Allahs Buch, der Koran.“ In einem weiteren Eintrag hieß es, er „spucke auf das Gesicht der Türken und Kurden, die nicht islamisch leben“.

„Klare Haltung für demokratische Grundordnung“

Die Ditib Nord hatte daraufhin nach eigenen Angaben eine interne Untersuchung eingeleitet und Kocaman zu einer Stellungnahme aufgefordert. Darin habe er „seine klare Haltung für unsere demokratische Grundordnung“ beteuert und erklärt, dass die weitergeleitete Textpassage eines ehemaligen türkischen Predigers“ nicht seine eigene Haltung widerspiegele.

Die Ditib war zuletzt ins Zwielicht geraten, nachdem bekannt geworden war, dass einzelne Imame in Deutschland offenbar für die türkische Regierung spioniert haben. Sie sollen demnach Informationen über Anhänger des Predigers Fethullah Gülen weitergegeben haben, darunter auch von fünf Lehrern an allgemeinbildenden Schulen in Nordrhein-Westfalen.

Ditib distanziert sich von Theaterstück

Die Hamburger CDU plädierte wiederholt dafür, die Ditib aus dem Islam-Staatsvertrag auszuschließen, was die Bürgerschaft aber mit den Stimmen der rot-grünen Mehrheit ablehnte. In ihrer Stellungnahme beklagte die Ditib Nord nun am Freitag, dass der Umgang mit Kocaman wie auch mit der Ditib und seinen Gemeinden „Züge einer Hexenjagd“ annehme. Die Berichterstattung diskreditiere nicht nur Kocaman, sei reiße auch „Gräben mitten in unsere Gesellschaft“.

Zugleich distanzierte sich Ditib Nord von der für Sonntag geplanten Theateraufführung in Wilhelmsburg. „Wir können die Aufführung in Deutschland nicht gutheißen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Sedat Simsek: „Ditib Nord teilt die Ideologie, die in dieser Aufführung propagiert wird, in keinster Weise.“

Eine Stadt in NRW verbot die Aufführung

Das umstrittene Stück „Letzte Festung Türkei“ handelt vom gescheiterten Putschversuch gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan im Juli vergangenen Jahres. Die Veranstaltung, hinter der ultranationalistische Gruppierungen stecken sollen, tourt seit Wochen durch Deutschland. Die Stadt Augsburg hatte sich wegen der „menschenverachtenden Ideologie“ von dem Stück distanziert. Die Stadt Erlensee in Nordrhein-Westfalen hatte das Stück verboten, weil sie „Hass und Nationalismus keine Bühne bieten“ wolle.