Hamburg. Drei Zwischenfälle innerhalb weniger Wochen. Ursachen sind vielfältig. Fahrgastverband: „Häufiger Störungen am Hauptbahnhof“.

Dieses Mal waren es die sogenannten „Prüfleitungen“. Die Signaltechnik, die anzeigt, ob alle Weichen und Systeme am Hauptbahnhof funktionieren. Sie fiel gegen 6 Uhr plötzlich aus. Und kurz darauf auch viele Züge auf den Linien S 3, S 31 und S 11. Mitten im Berufsverkehr kam es am Montagmorgen teils zu chaotischen Szenen im gesamten Bereich der S-Bahn. Die Züge waren so überfüllt, dass etwa am Bahnhof Othmarschen Passagiere nicht mehr zusteigen konnten und auf den nächsten Zug warten mussten.

Offenbar besteht kein Zusammenhang zwischen dem jüngsten Defekt und einem ähnlichen Zwischenfall am Hauptbahnhof am Anfang des Monats – die gehäuften Ausfälle steigern aber den Verdruss der Passagiere über Störungen im Bahnverkehr. „Gefühlt treten seit einiger Zeit ausgerechnet am Hauptbahnhof vermehrt Störungen auf“, sagt Stefan Barkleit, Vorsitzender des Fahrgastverbandes „Pro Bahn“ in Hamburg und Schleswig-Holstein. „Jeder Zwischenfall an diesem Knotenpunkt hat starke Folgen für weite Teile des Bahnbetriebs in Hamburg.“

Als am Sonntagabend, wie berichtet, eine defekte Oberleitung am Hauptbahnhof auf einen einfahrenden ICE krachte, kam es bis auf die Verbindung nach Harburg im gesamten Regionalverkehr zu Problemen. Der hintere Zugteil ließ sich nicht in den Bahnhof ziehen – die noch eingeschlossenen 280 Passagiere mussten auf offener Strecke aus dem Zug gerettet werden. Eine Materialermüdung als Ursache für den Unfall gilt inzwischen als unwahrscheinlich – es ist denkbar, dass ein Kupferdraht eines anderen Zuges auf das Dach des ICE gelangt sein könnte, mit der Oberleitung in Kontakt kam und einen Kurzschluss auslöste. Ein Sprecher der Bundespolizei konnte dies nicht bestätigen, ein Fremdverschulden sei aber ausgeschlossen.

Technische Defekte seltener als Rettungseinsätze

Zuvor war am Sonntagnachmittag der Bahnhof Jungfernstieg – ebenfalls ein Knotenpunkt für U- und S-Bahnen und häufig von Ausfällen betroffen – wegen eines Fehlalarms für 45 Minuten gesperrt und komplett geräumt worden. Wasserdämpfe bei der Reinigung einer McDonald’s-Filiale hatten einen Feuermelder ausgelöst. „Die Gründe für Störungen im Bahnverkehr sind generell sehr vielfältig“, sagt Egbert Meyer-Lovis, Sprecher der Deutschen Bahn.

Ob sich die Störungen häufen, ist selbst für die Verkehrsbetriebe nicht zu bestimmen. Eine schriftliche Kleine Anfrage des FDP-Abgeordneten Wieland Schinnenburg ergab, dass bei der S-Bahn Hamburg keine solche Statistik geführt wird – die Hochbahn kann ebenfalls keine genauen Zahlen nennen. Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre sei der Anteil von technisch bedingten Ausfällen aber gering. Dass der fortschreitende Einbau von hochtechnischen Steuerungsteilen im Bahnverkehr auch vermehrt zu Störungen führen könnte, ist laut Senat „nicht erkennbar“. Alle Verkehrsbetriebe geben dagegen äußere Einflüsse als häufigste Ursache für Ausfälle und Verspätungen an – etwa Rettungseinsätze der Feuerwehr, über die Gleise laufende Straftäter auf der Flucht vor der Polizei oder gesperrte Brücken.

Auch der Fahrgastverband Pro Bahn betont, dass die Deutsche Bahn und andere Verkehrsbetriebe etwa seit dem Jahr 2013 verstärkt in die Instandhaltung der Technik investieren. Es werde aber noch mehrere Jahre dauern, bis sich die Häufigkeit von Defekten wirksam reduziere. Die FDP sieht auch den Senat in der Pflicht: „Wer nicht weiß und sich auch nicht dafür interessiert, woran die Ausfälle liegen, kann auch nicht dafür sorgen, dass diese nicht wieder vorkommen“, so der Abgeordnete Schinnenburg. Er forderte ein Konzept, um Störungen besser zu vermeiden.