Hamburg. Oberleitung stürzt kurz vor dem Hamburger Hauptbahnhof auf Zug mit 430 Reisenden, die stundenlang festsaßen.

Großalarm am Hamburger Hauptbahnhof. Am Sonntagabend ist eine Oberleitung auf einen einfahrenden Inter-City-Express (ICE) gestürzt. 430 Fahrgäste waren in dem Zug eingeschlossen, die Rettungsarbeiten gestalteten sich schwierig.

In Richtung Kiel und Ahrensburg/Bad Oldesloe/Lübeck kam es zu Zugausfällen und massiven Verspätungen. Die mit 15.000 Volt betriebene Oberleitung war gegen 18.20 Uhr gerissen, als der aus München kommende ICE 1610 die Altmannbrücke passierte. Die Stromleitung krachte auf den hinteren Teil des Zuges.

Augenzeugen zufolge sprühten Funken an den Seiten des Zuges herunter. Bundespolizei und Feuerwehr rückten mit einem Großaufgebot und einem Teleskopmastwagen an. Der Strom wurde abgestellt, um die Rettung zu ermöglichen.

ICE wurde nach Eidelstedt abgeschleppt

Der vordere Teil des Zuges war bereits mit anderthalb Wagen an Gleis 8 eingefahren – dennoch mussten die Fahrgäste zunächst im Inneren sitzen bleiben. Erst etwa 90 Minuten nach dem Unfall konnte die Leitung geerdet und die ersten Passagiere befreit werden. „Der zweite Zugteil kann noch nicht in den Bahnhof gezogen werden“, sagte ein Einsatzleiter der Bundespolizei am späten Abend. Es fehlte zunächst noch ein Kupplungsteil.

Vor dem ICE wurde eine Zuglok in Position gebracht, die den ICE in den Bahnhof hineinschleppen sollte. Hinter der Unfallstelle sollte ein Arbeitszug die defekte Oberleitung währenddessen anheben, damit sie sich nicht weiter in dem Zug verfing.

Nach Mitternacht konnte der Zug schließlich mit einer Diesellok abgeschleppt und nach Bahnangaben in eine Werkstatt in Eidelstedt gebracht werden.

Auch die Oberleitung sei in der Nacht zum Montag von Technikern repariert worden, sagte eine Sprecherin der Bahn. Das zuvor gesperrte Gleis sei mit Betriebsbeginn am Montagmorgen wieder uneingeschränkt befahrbar.

Wartende Fahrgäste mit Wasser versorgt

Die ersten 150 Passagiere konnten den vorderen Zugteil gegen 20 Uhr verlassen, teilte die Bahn mit. Mit der Evakuierung des hinteren Teils war gegen 22.15 Uhr begonnen worden. Die etwa 270 Fahrgäste, die zu dem Zeitpunkt noch eingeschlossen waren, wurden während der Wartezeit von den Rettungskräften mit Wasser versorgt.

Es habe Schwierigkeiten gegeben, den ICE vorwärts zu bewegen, damit auch die Passagiere aus dem hinteren Bereich am Bahnsteig aussteigen konnten. Nach vorne durch den Zug ging es auch nicht raus, weil dieser aus zwei Teilen bestand. Schließlich wurden die letzten Fahrgäste im Bereich Münzstraße/Höhe Hühnerposten in die Freiheit entlassen. Ob es eine Entschädigung über dem Normalsatz für die Fahrgäste geben werde, sei nicht geklärt, sagte einer Sprecherin der Deutschen Bahn auf Nachfrage.

Brücke für Fußgänger gesperrt

Aus Sorge vor Stromschlägen waren zeitweise kleinere Straßen am Hamburger Hauptbahnhof gesperrt worden, wie ein Polizeisprecher sagte. Die Altmannbrücke war zudem für Fußgänger gesperrt.

Unterdessen richtete die Bahn einen Ersatzverkehr mit Bussen für die betroffenen Strecken ein. Der Regionalexpress 7 (Kiel–Hamburg) fuhr nur bis Altona. Zwischen Hamburg und Lübeck kam es zu Verspätungen, auf der Teilstrecke nach Bad Oldesloe/Ahrensburg zu Zugausfällen.