Hamburg. Das Unglück geschah kurz vor der Einfahrt im Hamburger Hauptbahnhof. Zug musste nach missglücktem Abschleppversuch evakuiert werden.
Quälend lange mussten am Sonntagabend Passagiere des ICE 1610 in ihren Zugabteilen ausharren. Der Grund dafür war eine 15.000-Volt-Oberleitung, die auf den einfahrenden ICE kurz vor Erreichen des Hamburger Hauptbahnhofes stürzte.
Der Zug mit 400 Personen an Bord war am Sonntagmorgen in München gestartet und aus Richtung Berlin nach Hamburg unterwegs, als sich das Unglück gegen 18.20 Uhr auf Höhe der Altmannbrücke ereignete. Geplante Ankunftszeit im Hamburger Bahnhof war 18.24 Uhr.
Die Bundespolizei und Feuerwehr rückten mit einem Großaufgebot und einem Teleskopmastwagen an. Der Strom wurde abgestellt, um die Rettung zu ermöglichen.
Vorderer Teil war schon am Bahnsteig
Die Oberleitung fiel auf den hinteren Teil des ICE, der erste Teil war bereits mit anderthalb Wagen an Gleis 8 eingefahren. Doch auch dort blieben die Türen für die Fahrgäste zunächst geschlossen.
Um kurz nach 20 Uhr konnte die Leitung geerdet und die Evakuierung des Zuges gestartet werden. Dazu wurden die Passagiere des vorderen Zugteils durch die allererste Tür geleitet. Währenddessen mussten die Passagiere im zweiten Zugteil zunächst weiter ausharren. Da die Wasservorräte zur Neige gingen, wurden die Personen von Bahnangestellten mit Wasser versorgt. Im hinteren Zugteil befanden sich noch 280 Personen.
Gegen 21.30 Uhr konnte der ICE zunächst nicht von einem Triebwagen der Bahn abgeschleppt werden, da eine Kupplung zum Abschleppen des ICE defekt war. Das Problem wurde gelöst, doch dann klemmten beim ICE die Bremssysteme, so dass der Zug nach wenigen Metern erneut ins Stocken geriet. Nach dem gescheiterten Abschleppversuch entschied sich die Einsatzleitung, den Zug zu evakuieren und die mittlerweile seit über fünf Stunden ausharrenden Passagiere aus dem Zug zu holen. Gegen 23.30 Uhr waren alle Passagiere des zweiten Zugteiles dann endlich aus dem ICE geborgen. Die Feuerwehr und einige Krankenwagen standen bereit, um Hilfe zu leisten. Vier Personen mussten wegen Kreislaufproblemen behandelt werden.
Schienenersatzverkehr Richtung Norden
Der Zugverkehr war am Sonntagabend massiv gestört. In Richtung Ahrensburg/Lübeck fuhren lange Zeit keine Züge. Es wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Der Regionalexpress 7 (Kiel–Hamburg) fuhr nur bis Altona. Zwischen Hamburg und Lübeck kam es zu Verspätungen, auf der Teilstrecke nach Bad Oldesloe/Ahrensburg zu Zugausfällen. Die Arbeiten dauerten am späten Abend noch an. „Es geht jetzt vor allem um die Passagiere“, sagte ein Bahnsprecher am Abend.