Hamburg. Die Floristikkette aus Norderstedt plant neue Läden in Bayern und Baden-Württemberg. Doch die Branche hat Personalprobleme.

Die Blumen sind nach Farben in der Auslage angeordnet. Tulpen neben Rosen und Nelken neben Chrysanthemen. Alles in Rosa. Das soll die Kaufbereitschaft der vorwiegend weiblichen Kundschaft in der Filiale von Blume 2000 an der Osterstraße in Eimsbüttel verstärken. Denn hinter der Farbauswahl steckt ein tieferer Sinn.

Farbtrends kommen aus der Modeindustrie

Alexander Zoern, Geschäftsführer von Blume 2000, hält eine große Farb­tafel hinter die Auslage. Es dominieren die Farben Pink und Rosa in Kontrast mit Weiß und Grün. „Das sind die Farben des Winters“, sagt Zoern. Auch die Farben des Sommers kennt er schon. Sie sind kräftiger und kontrastreicher: Rot, Lila und Gelb. „Wir arbeiten mit Trendberatern der Modeindustrie zusammen“, sagt Zoern. Dort werden die Farbtrends der kommenden Saisons ermittelt. „Diese Erkenntnisse geben wir an unsere Züchter und Gärtner weiter, um unseren Kunden dann entsprechend der saisonalen Farbtrends Blumen und Pflanzen anzubieten.“

Die Blumenhändler konkurrieren nicht nur untereinander, sondern sie stehen auch im Wettbewerb mit Ketten wie Douglas, Christ und Arko. „Blumen werden aus einem Impuls heraus oder als Geschenk gekauft“, sagt Zoern. Für Kosmetik, Schmuck oder Gebäck und Pralinen gilt das aber auch.

Die Blumen-Kette mit Sitz in Norderstedt hat mit einem neuen Ladenkonzept reagiert. Bis Ende 2018 soll es komplett umgesetzt sein. Das Geschäft an der Osterstraße wurde als eines der ersten umgestaltet. Wenn es draußen etwas wärmer ist, werden Rolltore vor dem Laden hochgefahren, um noch mehr Kunden in das Geschäft zu ziehen und größere Auslagen davor zu gestalten. „Hier konnten wir den Umsatz bei Schnittblumen mehr als verdoppeln, obwohl es viele Wettbewerber in der Umgebung gibt“, sagt Zoern über die Filiale an der Osterstraße.

Sieben-Tage-Frische-Garantie

Von den 36 Geschäften in Hamburg und im Umland der Hansestadt sind bereits knapp 60 Prozent umgerüstet worden. „Wir gestalten sie in Anlehnung an südeuropäische Markthallen, verzichten auf Plastik und setzen auf Holz und verzinkte Gefäße“, sagt Zoern. Wichtig ist ihm auch die Frischegarantie. Innerhalb von 48 Stunden kommen die Blumen und Pflanzen von den Gärtnern in die Filialen. „Wir geben auf alle Blumen eine Sieben-Tage-Frischegarantie“, sagt Zoern.

Auch personell hat das neue Ladenkonzept Auswirkungen. Nach der Umgestaltung arbeiten ein bis zwei Mitarbeiterinnen mehr in der Filiale, denn Beratung steht im Mittelpunkt, und auch das Binden von Blumensträußen gehörte bei Blume 2000 bisher nicht immer zum Standard. 100 bis 150 neue Stellen sind in den vergangenen Jahren so neu entstanden.

Zwar gelingt längst nicht in jedem Geschäft eine Umsatzverdoppelung wie an der Osterstraße. Doch ein zweistelliges Wachstum peilt Geschäftsführer Zoern an. Konkreter wird er allerdings nicht. Blume 2000 gehört der Hamburger Unternehmerfamilie Herz, die als sehr verschwiegen gilt.

Erste Filiale in Stuttgart

Mit mehr als 100 Millionen Euro Umsatz pro Jahr ist Blume 2000 Deutschlands größter Blumenfilialist. Und diese Position soll noch ausgebaut werden. „Wir sind stark im Norden vertreten, wo das Unternehmen vor 42 Jahren gegründet wurde“, sagt Zoern. Aber in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen ist die Kette bislang kaum oder gar nicht vertreten. „Das soll sich in den kommenden Jahren ändern“, sagt Zoern. „Vor Kurzem haben wir die erste Filiale in Stuttgart eröffnet.“

Die Branche insgesamt wächst nur noch verhalten. Von 2005 bis 2014 erhöhte sich der Nettoumsatz in Deutschland von 4,2 auf 4,7 Milliarden Euro, während die Zahl der Unternehmen in diesem Zeitraum um rund 20 Prozent zurückging. Während Gartencenter, Super- und Baumärkte beim Blumenkauf an Bedeutung gewinnen, geht der klassische Einzelhandel zurück.

Online-Suche wichtig für Floristen

In Hamburg gibt es rund 300 Blumen­geschäfte. „Eine der Herausforderungen für die Floristik-Fachgeschäfte ist, das richtige Konzept für den entsprechenden Standort zu haben“, sagt Corinna Schroeder, die Präsidentin des Landesverbands Hamburg im Fachverband Deutscher Floristen. Es werde auch immer wichtiger, online gefunden zu werden. „Der größte Konkurrent für ein gutes Floristik-Fachgeschäft ist ein anderes Floristik-Fachgeschäft“, sagt Schroeder, die in Ottensen ihr eigenes Geschäft Floral-Art betreibt. Ketten und Discounter konkurrierten eher untereinander um Umsatzanteile.

Auch der Wandel des Geschmacks sorgt für eine Belebung des Geschäfts. Grünpflanzen waren lange Zeit nicht sehr gefragt. Jetzt steigt die Nachfrage wieder – vor allem in Kombination mit modischen Accessoires. Etwa in Glas­gefäßen, die sich aufhängen lassen.

Auszubildende verdienen sehr wenig

Ein Problem steht dem Expansionsdrang von Blume 2000 allerdings entgegen: Es gibt zu wenige Floristen. So wie Emily Winkler, die in diesem Sommer ihre Ausbildung beendet. „Mir gefällt der Kundenkontakt und die kreative Arbeit“, sagt die angehende Floristin. „Sie wird nach Abschluss der Ausbildung übernommen, alle anderen auch“, sagt Zoern.

Inzwischen hat die gesamte Branche das Ausbildungsproblem erkannt. „Wir wollen den Beruf bei potenziellen Bewerbern in Schulen bekannter machen“, sagt Zoern. Gegenwärtig gibt es 120 Azubis bei Blume 2000. Mittelfristig sollen es mehr als 300 werden. Auch die Zahl der Ausbildungsbetriebe in Hamburg soll steigen. „Für den Beruf benötigt man gutes Farbempfinden, Feinmotorik und darf nicht so introvertiert sein“, sagt Christine Pommerehne, Ausbildungschefin bei Blume 2000. Bundesweit hat sich die Branche bei einem Ausbildungsgipfel in Hamburg vorgenommen, die Zahl der Lehrlinge von aktuell 2700 zu verdoppeln und die Abbrecherquote (40 Prozent) deutlich zu senken. Ein Problem ist die niedrige Ausbildungsvergütung von 540 bis 620 Euro pro Monat.

Blumen online bestellen

„Einige Betriebe legen auf die Ausbildungsvergütung noch etwas drauf, wir auch“, sagt Zoern. Die Umsatzrendite im Blumenhandel sei jedoch nicht höher als im Einzelhandel üblich. Dort beträgt sie nur ein bis zwei Prozent. Damit seien die Möglichkeiten für höhere Gehälter begrenzt. Nach der Ausbildung bewegt sich der Verdienst für eine Vollzeitkraft zwischen 1800 und 2200 Euro.

Neben dem Filialnetz baut Blume 2000 auch den Onlineversand von Blumen aus. „Auch dieses Segment wächst kontinuierlich“, sagt Zoern. Von den beiden Zentrallagern des Unternehmens für den Onlinehandel in Berlin und Schwabhausen (bei Weimar) werden jährlich eine Million Blumensendungen mit DHL verschickt. Wer am Vortag bis 20 Uhr bestellt, dem wird die Lieferung des Blumenstraußes am nächsten Tag versprochen.