Hamburg. Beirat der Akademie der Weltreligionen geht auf Distanz zu ihrem umstrittenen südafrikanischen Gastprofessor Farid Esack.
Der Islam-Lehrer hatte zum Boykott Israels aufgerufen und im Islamischen Zentrum an der Alster Mitte Januar gesagt, man müsse die Idee eines "Islamischen Staates in Deutschland" denken können. „Die Idee eines islamischen Staates in Deutschland muss vertreten werden dürfen", sagte der südafrikanische Wissenschaftler Farid Esack. Die Akademie der Weltreligionen an der Universität Hamburg hatte ihn als Gastprofessor berufen, ohne genau zu wissen, wen sie sich da eingeladen hat. Esack lehrt Islamische Theologie an der Universität Johannesburg.
Inzwischen ist die Gastprofessur von Esack beendet, der sich außerhalb seiner wissenschaftlichen Arbeit für die Bewegung Boycott, Divestment an Sanctions Südafrika (BDS-Südafrika) engagiert. Die internationalen BDS-Akteure wenden sich gegen die Politik Israels und fordern einen Boykott des Landes auf wirtschaftlicher, kultureller und politischer Ebene.
Akademisches Renommee
Jetzt geht die Akademie der Weltreligionen auf Distanz zu ihrem Gastprofessor und räumt eigene Fehler bei der Berufung ein. Zwar sei seine fachliche Kompetenz international unstrittig, heißt es in einer Erklärung des Beirates, die dem Abendblatt vorliegt. "Sein akademisches Renommee ist hoch." Insbesondere die liberale Neuauslegung des Islam mache ihn zu einem gefragten Religionswissenschaftler.
Völlig inakzeptabel ist es allerdings aus Sicht des Beirats, wenn zu einem umfassenden Boykott Israels aufgerufen werde und damit auch für den Abbruch jeder Zusammenarbeit mit israelischen Universitäten und Kultureinrichtungen. "Unter Berücksichtigung der jetzt bekannten Fakten würde eine Entscheidung, Prof. Dr. Esack auf eine Gastprofessor zu berufen, sicherlich anders ausfallen, heißt es in der Erklärung.
Einstimmiger Beschluss
Sie war auf der Sitzung vom 14. Februar einstimmig verabschiedet worden. Zu den Beiratsmitglieder gehören unter anderem Bischöfin Kirsten Fehrs, die ehemalige Senatorin Christa Goetsch und Schura-Chef Mustafa Yoldas.
Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck hatte bei seinem Auftritt mit dem umstrittenen Südafrikaner in der Blauen Moschee an der Alster an die muslimischen Verbände in Deutschland appelliert, in den eigenen Reihen stärker auf Demokratie und Respekt gegenüber Andersgläubigen zu achten. "Sie müssen sich mehr um die eigenen Leute kümmern. Es geht um Respekt vor Juden, Christen und Alewiten." Stattdessen sehe er nur "Camouflage". Wenn Demokratie "nicht im eigenen Laden" durchgesetzt werde, stärke das den Rechtspopulismus.
Kritik von Beck
Nach der umstrittenen Rede hatte Beck die Universität Hamburg für die Berufung Esacks scharf kritisiert. Er könne nicht nachvollziehen, warum Esack eine Gastprofessur bekommen habe, hieß es in einem Schreiben des religionspolitischen Sprechers der Bundes-Grünen an die Dekanin der Fakultät für Erziehungswissenschaft, Prof. Eva Arnold, und Prof. Wolfram Weiße, Direktor der Akademie der Weltreligionen.