Neustadt. Wissenschaftler untersuchte 33 Korridore. 2018 könnte mit Teilen der Strecke zwischen Elmshorn und Hamburg begonnen werden.

Mehr als 400.000 Menschen pendeln werktäglich in der Metropolregion Hamburg (MRH) zur Arbeit. Was das bedeutet, erleben viele von ihnen allmorgendlich, wenn sie in den überfüllten Nahverkehrszug steigen oder auf einer der Autobahnen rund um Hamburg im Stau stecken bleiben.

Auf der Suche nach Abhilfe haben Behörden und Politik längst das Fahrrad entdeckt. Der Boom der E-Bikes – sie ermöglichen längere Touren – tut sein übriges. Am Mittwoch stellte die Geschäftstelle der MRH eine „Potenzialanalyse für Radschnellwege“ vor.

Wer allerdings auf Vorschläge hoffte, wo in absehbarer Zeit sogenannte Radautobahnen verlaufen könnten, der wurde enttäuscht. Es sei bei seiner Studie lediglich darum gegangen, das Potenzial der 33 von Landkreisen und Kommunen vorgeschlagenen „Korridore“ zu untersuchen, sagte Marcus Peter vom Institut für Verkehrsplanung und Logistik der TU Hamburg.

Jetzt kommt eine Machbarkeitsstudie

In den kommenden Monaten soll nun jene „Handvoll“ interessantester Vorschläge einer Machbarkeitsuntersuchung unterworfen werden. Und wenn wirklich alles klappt, so könnte 2018 möglicherweise mit Teilen der Strecke zwischen Elmshorn und Hamburg begonnen werden.

Aber die Hürden bis zum Baustart sind hoch. Zuallererst sind da die Kosten. Bis zu 1,5 Millionen Euro teuer ist ein Kilometer Radschnellweg. Auf insgesamt rund 743 Kilometer summierte sich die Gesamtlänge der untersuchten Korridore. Selbst wenn nur ein kleiner Teil am Ende Radautobahn wird, ist klar: Auf die Kommunen und Landkreise kommen Investitionen in Millionenhöhe zu. Am Wochenende war bekannt geworden, dass der Bund 2017 und 2018 jeweils 25 Millionen Euro an Fördergeld bereitstellt – deutschlandweit wohlgemerkt.

Widerstand von Anwohnern wird erwartet

Hinzu komme der zu erwartende Widerstand von Anwohnern, wenn die genaue Streckenführung einer Fahrradautobahn feststehe, sagte Peter.

Dem steht gegenüber, dass ein Radschnellweg die Reisezeit erheblich verkürzen würde, fügte der Wissenschaftler hinzu. Immerhin 20 Stundenkilometer im Durchschnitt sollen auf einer Radautobahn erreichbar sein. Auf einem normalen Radweg liegt der Wert bei 15 Kilometern die Stunde.

Der Studie zufolge gelten die Verbindungen von Wedel, Schenefeld, Quickborn und Elmshorn nach Hamburg als erfolgversprechend. So wären zwischen Schenefeld und Hamburg fast 25.000 Arbeitsplätze mehr innerhalb von 20 Minuten erreichbar, wenn es einen Radschnellweg gäbe. Zwischen Wedel und Hamburg wären es rund 22.000 Arbeitsplätze, zwischen Quickborn und der Hansestadt rund 20.600 Arbeitsplätze mehr.

Die drei Orte gehören auch zu jenen, in denen die meisten Menschen in einem Umfeld von 3,5 Kilometern eines Radschnellweges leben – ausreichend „Kundschaft“ also. Denn eines gilt für Radschnellwege wie für normale Autobahnen: gut ausgebaute Strecken führen zu mehr Verkehr. Das aber sei das Ziel der Radschnellwege: Straßen wie Bahnen entlasten und den Verkehr besser verteilen, sagte Jakob Richter, Leiter der Geschäftsstelle der MRH.

Hamburgs Radverkehrskoordinatorin Kirsten Pfaue legte in ihrer Bewertung Wert auf eine gute Anbindung an das Hamburger Veloroutennetz, räumte aber zugleich ein: Um so weiter man in die Stadt hineinkomme, desto schwieriger werde es, die Standards der Radschnellwege durchzuhalten.