Fantastische Einblicke ins Universum: Das umgebaute Planetarium im Stadtpark bietet großzügige Flächen und neue Ausblicke.
Schon vor seinem Umbau war das Hamburger Planetarium das erfolgreichste in ganz Deutschland. Nachdem es in den vergangenen 18 Monaten entkernt, erweitert und mit neuer Technik ausgerüstet wurde, kann es nun die Konkurrenz mit führenden internationalen Planetarien aufnehmen. Entsprechend groß war der Stolz, der in den Worten mitschwang, die am Montag anlässlich der bevorstehenden Wiedereröffnung gesprochen wurden.
Carsten Brosda, der neue Kultursenator, nannte das Planetarium eine „Arena für Träume und Sehnsüchte mit Weltklasse-Standard“, die Entdeckungsreisen zu den großen Menschheitsfragen biete. Direktor Thomas Kraupe bezeichnete es als ein „mehr denn je einzigartiges und faszinierendes Theater“. Und Bezirksamtsleiter Harald Rösler sagte, er würde – stände es in seiner Macht – den 14. Februar als Tag der Wiedereröffnung zumindest für Hamburg-Nord zum Feiertag erklären.
Bilder aus dem neuen Planetarium:
Wie neu, nur schöner – das Hamburger Planetarium
Planetarium-Umbau: Sockel ausgehöhlt, Eingang tiefergelegt
Im Juli 2015, bei der Pressekonferenz zur bevorstehenden Schließung des Planetariums, hatten Kraupe und Rösler noch unmittelbar unter dem historischen Deckenfresko gestanden. Jetzt schwebt das 1930 geschaffene Sternbilder-Gemälde über einem zweistöckigen Foyer mit einer umlaufenden Galerie.
Im Video: die Erweiterung des Hamburger Planetariums
Im Zuge des Umbaus wurde der Sockel des ehemaligen Wasserturms ausgehöhlt und der Eingangsbereich tiefergelegt. So wurde eine neue Etage mit mehr als 1200 Quadratmetern Fläche geschaffen, die künftig den barrierefreien Zugang ins Planetarium ermöglicht.
Die Umbaumaßnahmen bezeichnete Brosda als einen „nicht ganz einfachen Prozess in einem nicht ganz einfachen Gebäude“. Es sei ein „Kraftakt“ gewesen, sich durch die acht Meter dicken Wände des ringförmiges Fundaments zu arbeiten. Dort wurden zunächst schmale Durchlässe geschaffen, um das Erdreich zwischen den tragenden Stützen, die das Planetarium im Boden verankerten, ausheben zu können. Anschließend wurden auch die Stützen entfernt, um Platz für die weiteren Arbeiten zu haben, etwa den Abbruch der mächtigen gemauerten Gründungspfeiler.
Der Wasserturm konnte vier Millionen Liter fassen
Statisch war das vertretbar – das Gebäude wurde vor dem Ersten Weltkrieg von Arthur Oskar Menzel als Wasserturm konstruiert, der vier Millionen Liter Wasser fassen konnte. Seit es 1930 unter Fritz Schumacher zu einem Observatorium umgebaut wurde, ist sein gigantischer Kessel leer – und das Fundament muss weniger Gewicht tragen.
Hier geht's zur Panorama-Ansicht des Planetariums
Die schmalen Durchlässe wurden später erweitert und bilden nun die drei Zugänge ins Innere des Planetariums. Da die Innenräume durch den Umbau von allem befreit wurde, was den Blick auf die Symmetrie des Gebäudes bislang gestört hat, ist seine symmetrische Grundstruktur jetzt gut zu erkennen. Das großzügige Foyer nimmt die Rundung des früheren Wasserturms auf, weiße hohe Säulen bilden dazu einen markanten Kontrast.
Dass man sich im Fundament des Planetariums befindet, wird an den Wänden im Kassenbereich deutlich, die bewusst im Rohzustand gelassen wurden. Ihr grauer Beton bildet nun einen spannenden Kontrast zu der umlaufenden, hölzernen Bank, die auf der untersten Stufe des Ringfundaments angelegt wurde.
Neuer Aufzug zur Aussichtsplattform
Vom Foyer aus, das modern in Schwarz-Weiß gehalten ist, gelangt man über einen neuen Aufzug zu der Aussichtsplattform auf dem Dach. Ein weiterer gläserner Aufzug sowie zwei neue, geschwungene Treppen führen auf die Galerie. Sie wird künftig als Ausstellungsraum genutzt, so werden sich hier interaktive Lerntische und Großbildschirme befinden, an denen aktuelle Weltraummissionen verfolgt und neueste Bilder aus dem All analysiert werden können. Später soll hier auch die historische Bildersammlung zu Sternenglaube und Sternenkunde ihren Platz finden, die für die Planetariumseröffnung 1930 konzipiert wurde.
Von der Galerie gelangt man auch in den Sternensaal. Thomas Kraupe ließ es sich am Montag nicht nehmen, seinen Gästen eine Kostprobe der neuen Technik zu geben. Simulationen des Kosmos werden jetzt viermal schärfer und heller gezeigt als zuvor. Statt zwölf Millionen Pixel bilden 40 Millionen Bildpunkte auf der Innenkuppel des Hamburger Sternentheaters viele Strukturen des Universums erheblich genauer ab. Statt wie bisher 30 Bilder sollen künftig 60 Bilder pro Sekunde erzeugt werden.
Mega-scharfe Bilder vom Kosmos
In puncto Bildschärfe spricht Kraupe auch von einem „8-K“-Bild („4K“ entspricht der „Ultra-HD“-Auflösung neuer Fernseher). Verantwortlich dafür sind fünf Projektoren der jüngsten Generation, die anstelle der zwei bisher genutzten Geräte zum Einsatz kommen, sowie 20 neue Computer, welche die Bilder für die Projektion erzeugen und acht alte Rechner ersetzen. „Das Hamburger Sternentheater ist das weltweit erste Planetarium, das Veranstaltungen mit 8-K-3D-Bild in Kombination mit 3-D-Ton bietet, so Kraupe stolz. Zudem hat der Sternensaal eine neue Laseranlage erhalten, die durch eine intelligente Farbmischung mehr als 16 Millionen Farbnuancen erzeugen kann, sowie eine neue Mediensteuerung und eine neue Beleuchtung.
Nachdem er darum gebeten hat, die 3-D-Brillen aufzusetzen, präsentiert Kraupe einen Ausschnitt aus dem Animationsfilm „Wir sind Sterne“, der am 17. Februar im Planetarium Europapremiere feiert. Für 3-D-Neulinge ist Vorsicht geboten: Beim Sausen durch Raum und Zeit kann sich leichter Schwindel einstellen. Eine weitere Premiere feiert am 22. Februar das 360-Grad-Erlebnis „Lichtmond - Days of Eternity“, bei dem die Zuschauer in fantastische Bild- und Klanglandschaften eintauchen. Am Eröffnungswochenende (18./19. Februar) sind die Shows fast ausverkauft. „Das zeigt, dass die Hamburger das Planetarium vermisst haben“, so Kraupe.
Planetarium: Tage der offenen Tür
Während die Eröffnungsfeier an diesem Dienstag nur für geladene Gäste ist, lädt das Planetarium am Mittwoch und Donnerstag alle Hamburger und andere Interessierte zum Tag der offenen Tür. Dann können die Besucher auch erstmals im Café Nordstern Platz nehmen. Die neue Gastronomie mit Innen- und Außenbereich wird vom Catering-Unternehmen Kofler & Kompanie betrieben. Geboten werden Snacks, Kaffee und Kuchen, Softdrinks, Bier und Wein.Geschäftsführer Christoph Meyer wird das Planetarium künftig auch als Eventlocation vermieten.
Außer dem Café wurden durch den Umbau auch neue Mitarbeiter- und Technikräume sowie eine neue Toilettenanlage geschaffen. Sämtliche Räume liegen in einem ringförmigen Anbau, der um das Fundament herumgebaut wurde. Die Kosten für die Erweiterung des Planetariums in Höhe von 7,5 Millionen Euro hat die Kulturbehörde übernommen. „Ich bin dankbar dafür, dass Carsten Brosda auch das Potenzial der neuen digitalen Medien in der Kultur befeuert“, so Thomas Kraupe.