Hamburg. Die Versicherungsbranche gehört zu den Hauptleidtragenden der von der Europäischen Zentralbank betriebenen Niedrigzinspolitik.

Versicherungen legen das Geld ihrer Kunden hauptsächlich in festverzinslichen Papieren an. Damit gehört die Branche zu den Hauptleidtragenden der von der Europäischen Zentralbank (EZB) betriebenen Niedrigzinspolitik. Vor diesem Hintergrund wagt Ulrich Leitermann, Vorstandsvorsitzender der Signal-Iduna-Gruppe mit Sitz in Hamburg und Dortmund, eine düstere Prognose: „Eine Trendwende erwarte ich nicht vor der Mitte des nächsten Jahrzehnts.“ Nach Einschätzung von Leitermann kann erst dann von einer Wende gesprochen werden, wenn die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen, die aktuell rund 0,3 Prozent beträgt, auf mindestens 2,5 Prozent steigt.

Bundeshaushalt um 25 Milliarden Euro entlastet

„Es gibt derzeit keinen Anhaltspunkt dafür, dass die Politik etwas für höhere Zinsen tut“, sagte Leitermann vor Journalisten. Länder wie Spanien und Italien, die angesichts ihrer hohen Schuldenquote in erheblichem Umfang von vergleichsweise niedrigen Zinslasten profitieren, hätten gar kein Interesse an einem Zinsanstieg.

Doch auch der Bundeshaushalt werde jährlich um 25 Milliarden Euro entlastet. „Diese Beträge müssen den Kleinsparern zurückgegeben werden“, so Leitermann. „Denn den Menschen wird durch den Niedrigzins Geld entzogen, das sie für die Altersvorsorge dringend bräuchten.“

Mitarbeiterzahl wird in Hamburg abnehmen

Der Versicherungschef gab zudem einen ersten Überblick über den Geschäftsverlauf 2016. Demnach erhöhten sich die Beitragseinnahmen in der Sachversicherungssparte um rund 2,2 Prozent, während die gesamte Branche hier ein Plus von 2,9 Prozent erreichte. In der Krankenversicherungssparte gab es ein Minus von 0,9 Prozent (Branche: plus 1,1 Prozent), was Leitermann damit erklärte, dass die Signal-Iduna anders als viele Wettbewerber Anfang 2016 keine Beitragserhöhung vorgenommen hat. Es sei gelungen, die Zahl der voll versicherten Kunden um 3000 zu steigern, während die Branche 17.000 Versicherte verlor. Die Lebensversicherungssparte schnitt mit einem leichten Beitragsplus besser ab als die Branche (minus 2,2 Prozent).

Wegen des laufenden Stellenabbauprogramms wird nach Firmenangaben die Mitarbeiterzahl in der Hamburger Hauptverwaltung in diesem Jahr um rund 200 auf 2180 abnehmen.