Westerland. Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Reinhard Meyer kann nicht schlichten – abgenutzte Waggons bis Sommer im Einsatz.

Die Probleme beim Bahnverkehr nach Sylt dauern den Sommer über an. Um die stillgelegte Flotte von 90 Waggons wieder in Betrieb zu nehmen, würden Gutachten erarbeitet. „So wie es aussieht, hat die Hälfte der Kupplungen Schäden“, sagte der Chef des Nahverkehrsverbunds Nah.SH, Bernhard Wewers, nach einem Treffen mit Landesverkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) sowie mit Pendlern, Unternehmern und Vertretern der Bahn. „Ich war im November hier, ich war im Dezember hier, bin heute hier, und ich werde vor Ostern wieder hier sein“, sagte Meyer nach dem Treffen am Donnerstag auf Sylt.

Die 108 veralteten Ersatz-Waggons ärgern die Bahnfahrer

Wegen der Ende 2016 noch vom vorherigen Betreiber, der Nord-Ostsee-Bahn (NOB), aus dem Verkehr gezogenen Waggons ist vor allem der Komfort auf der Bahnstrecke zwischen Hamburg und Sylt stark beeinträchtigt. Die 108 veralteten Ersatz-Waggons ärgern die Bahnfahrer. „Prähistorisches Material und Fahrpreise aus 2017, das passt nicht zusammen“, ärgerte sich deshalb Achim Bonnichsen, der eine Pendler-Gruppe organisiert. Eigentlich hätten die defekten Kupplungen an den Wagen bis Ende März repariert sein sollen. Doch daraus wird nun wohl nichts – noch immer, so Wewers, sei die genaue Ursache offen.

Bei der Anreise erlebte auch Minister Meyer eine Facette der Probleme: Der Zug des Ministers hatte wegen einer Weichenstörung 20 Minuten Verspätung. „Es war unangenehm, dass wir zweimal den Bahnsteig wechseln mussten“, schilderte er die Situation am Abfahrtsbahnhof Niebüll. Auch ein Gast mit Kinderwagen sei betroffen gewesen. „Bei allem Unmut müssen wir respektieren, dass wir eine besondere Situation haben“, sagte Meyer, der in dem Streit zwischen Bahn und Pendlern schlichten will.

Meyer unterscheidet zwischen Pünktlichkeit und gefühlter Pünktlichkeit

Wewers betonte jedoch, dass – mit Ausnahme der ersten Januarwoche – die Pünktlichkeit trotz der alten Wagen gut sei: „Über 95 Prozent.“ „Es gibt die Pünktlichkeit, die wir messen, und es gibt die gefühlte Pünktlichkeit“, so der Nahverkehrschef angesichts der nicht barrierefreien, alten und nach Angaben von Pendlern oft verdreckten Waggons. „Es sind viele Dinge, die zusammenkommen“, so Wewers. Dazu gehöre auch, dass Informationen an Bahnsteigen und im Zug verbessert werden müssten. Er sprach von einer „Notlage, die es so in Deutschland noch nicht gegeben hat“.

„Und weil es so eine Notlage ist, ist die Gefühlslage derjenigen, die diese Züge nutzen müssen, eine andere“, ergänzte Meyer. „Das ist leider kein Orient-Express“, so der Minister, der bereits bei der Streckenübernahme Ende­ Dezember zwischen Bahn, Pend­lern und Unternehmern vermittelt hatte. Die Konzernbeauftragte der Deutschen Bahn, Manuela Herbort, versprach zu prüfen, ob auch Fernverkehrszüge teils unbürokratisch für Pendler mit Nahverkehrsticket freigegeben werden können. Man sei „sehr gut im Gespräch“, sagte sie. Wichtig für Touristen und Pendler sei, „die Erreichbarkeit der Insel sicherzustellen“. Und das sei gelun­gen.