Hamburg. Künftiger Mutterkonzern von Hamburg Süd mit 1,8 Milliarden Euro im Minus. Unternehmen soll umgebaut werden. Aktienkurs rutscht ab.

Den Mitarbeitern der Hamburger Reederei Hamburg Süd dürfte die bevorstehende Übernahme ihres Unternehmens durch den dänischen Konkurrenten A.P. Møller- ­Maersk jetzt noch schwerer fallen. Ihr künftiger Mutterkonzern hat gestern nämlich einen Milliardenverlust veröffentlicht. Eigentlich galt Maersk als relativ krisenfest und konnte in den vergangenen Jahren trotz der miserablen Erlös-Situation in der Schifffahrt noch satte Gewinne präsentieren. Doch 2016 ist der dänische Konzern tief in die roten Zahlen gerutscht. Unter dem Strich machte das Unternehmen im vergangenen Geschäftsjahr 1,9 Milliarden Dollar (rund 1,78 Milliarden Euro) Verlust, nach einem Plus von 925 Millionen Dollar im Vorjahr. Der Umsatz sank von 40,4 auf rund 35,5 Milliarden Dollar.

Das Unternehmen begründete die hohen Verluste mit Einmaleffekten. Vor allem Abschreibungen bei den mit der Ölförderung befassten Tochtergesellschaften Maersk Drilling und Maersk Supply Service verhagelten die Bilanz. 2,7 Milliarden Dollar betrugen die Wertberichtigungen nach Steuern. Aber auch die Schifffahrtskrise, die sich Anfang 2016 noch einmal verschärfte, hat ­Maersk nun voll erfasst. Die Containersparte Maersk Line verbuchte nämlich ein Minus von 376 Millionen Dollar.

Ergebnis ist für viele Analysten überraschend

Das Ergebnis ist für viele Analysten eine Überraschung – und Auslöser für eine personelle Änderung: Der Chef des Verwaltungsrates, Michael Pram Rasmussen, kündigte am Mittwoch nach 14 Jahren seinen Rücktritt an. Sein Nachfolger soll Jim Hagemann Snabe werden, der schon im Vorstand des Software-Konzerns SAP saß. An der Börse in Kopenhagen büßten Maersk-Aktien daraufhin zwischenzeitig mehr als vier Prozent an Wert ein.

Für Hamburg Süd ist das Ergebnis insofern bedenklich, da die Oetker Gruppe, die die Hamburger Reederei an Maersk veräußert, bisher von einem finanzstarken Investor ausgegangen war. Maersk sei der „ideale Partner“, teilte die Bielefelder Familie Anfang Dezember mit. Doch jetzt muss Maersk sparen und will sogar die Dividende halbieren.

Größerer Konzernumbau

Außerdem kommt es zu einem größeren Konzernumbau. Sein Ölgeschäft will Møller-Maersk in den nächsten zwei Jahren abspalten. Der Konzern will sich aufs Schifffahrts- und Hafengeschäft fokussieren. So soll Maersk Line mit einen Gewinn von dann wieder mehr als einer Milliarde Dollar zu einer besseren Bilanz beitragen, glaubt der starke Vorstandschef Søren Skou, der zuvor die schwächelnde Container-Frachtsparte leitete, die wie alle Anbieter unter Überkapazitäten litt.

„2016 war finanziell ein schwieriges Jahr – mit Gegenwind auf allen unseren Märkten“, sagte Maersk-Chef Skou laut einer Mitteilung. „Es war aber auch ein Jahr, in dem wir uns entschieden haben A.P. Møller-Maersk für die Zukunft substanziell umzubauen.“ Als Ziele für 2017 kündigte Skou die Integration des Transport- und Logistikgeschäfts, den Abbau von Kosten an den Hafenterminals und bei der Tochter Damco sowie den Abschluss der Übernahme von Hamburg Süd an.

„Weiche“ Integration geplant

Vorbehaltlich der Zustimmung seitens der Kartellbehörden soll letztere bis zum Jahresende erfolgt sein. Wie berichtet, plant Maersk eine „weiche“ Integration der Hamburger Konkurrenz. Die Marke „Hamburg Süd“ sowie der Firmensitz sollen erhalten bleiben.