Hamburg. Rund 300 Millionen investiert das Unternehmen 2017. Geld ist auch für 120 neue Busse gedacht – deutlich mehr als in den Jahren zuvor.
Die Hamburger Hochbahn konnte im vergangenen Jahr einen neuen Rekord verzeichnen: 443 Millionen Fahrgäste fuhren mit Bussen und Bahnen des Unternehmens. Das sind rund 2,2 Prozent mehr als 2015: „Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung der Fahrgastzahlen. Das wirkt sich natürlich auch positiv auf die Einnahmen aus“, sagte der Hochbahn-Vorstandsvorsitzende Henrik Falk dem Abendblatt. Besonders stark sei die Nachfrage auf den Linien U 3 und U 4 und bei den Metrobuslinien 5 und 6. Die Hochbahn wolle auch in Zukunft mit einem attraktiven Angebot die Fahrgastzahlen weiter steigern, so Falk.
Fahrgäste werden automatisch gezählt
Der ÖPNV ist trotzdem immer ein Zuschussgeschäft: 2015 musste die Stadt ein Minus von rund 60 Millionen Euro bei der Hochbahn ausgleichen. Das Jahresendergebnis für 2016 steht noch nicht fest, es soll sich aber um einen Verlust von etwa 54 Millionen Euro handeln.
Neue Fahrzeuggeneration
In diesem Jahr stehen zahlreiche Investitionen an: Das Verkehrsunternehmen gibt rund 100 Millionen Euro für die Beschaffung der neuesten Fahrzeuggeneration aus. Aktuell sind 55 DT 5-Züge im Streckennetz der U-Bahn in Hamburg unterwegs. Bis Jahresende sollen 25 weitere dieser Fahrzeuge ausgeliefert werden. Insgesamt hat die Hochbahn 118 DT 5 Züge bestellt: „Durch diese neuen Züge wird das Durchschnittsalter der Flotte deutlich gesenkt. Ende 2015 lag es noch bei rund 25 Jahren. Aber bis Ende 2019 wird dieses bei gut 13 Jahren liegen“, sagte Hochbahn-Chef Falk.
Zudem investiert das Unternehmen rund 45 Millionen Euro in den Kauf von 120 neuen Bussen. Das ist deutlich mehr als in den vergangenen Jahren. Bislang wurden immer durchschnittlich 70 bis 80 Fahrzeuge pro Jahr angeschafft. Insgesamt hat die Hochbahn etwa 800 Busse im Einsatz. Ab 2020 darf das Verkehrsunternehmen nur noch emissionsfreie Busse kaufen. Seit vergangenem Jahr baut die Hochbahn einen neuen Busbetriebshof am Gleisdreieck nördlich der Hebebrandstraße. Das Richtfest ist im Herbst dieses Jahres geplant.
Emissionsfreie Busse
Das Areal ist rund 70.000 Quadratmeter groß. Die Investitionskosten liegen bei etwa 70 Millionen Euro: „Es wird dort Platz für etwa 250 Busse sein. Die gesamte technische Infrastruktur wird auf die emissionsfreien Busse ausgerichtet sein.“
Allerdings gibt es aktuell noch keinen Fahrzeughersteller, der diese emissionsfreien Busse in Serie fertigt: „Das stellt eine große Herausforderung dar“, sagt Falk. Das gilt auch für den barrierefreien Ausbau aller 91 U-Bahn-Haltestellen in Hamburg. In diesem Jahr sollen 14 weitere Stationen mit Fahrstühlen ausgestattet werden.
Bis 2020 alle Haltestellen barrierefrei
Die Stadt investiert in dieses Vorhaben rund 31 Millionen Euro. Eigentlich sollen bis 2020 alle Haltestellen barrierefrei sein. Doch es gibt drei Stationen, die eine schwierige Aufgabe für die Planer der Hochbahn sind: Dabei handelt es sich um die stark frequentierten U-Bahnhöfe Jungfernstieg und Landungsbrücken: „Wir wollen in diesem Jahr eine Lösung finden, wie wir auch an diesen beiden Standorten einen barrierefreien Ausbau realisieren können, ohne dass es zu jahrelangen Bauarbeiten und Sperrungen kommt“, kündigte Falk an. Die könnten an der Sternschanze drohen. Nach Abendblatt-Informationen ist eine Option, hier eine neue barrierefreie Haltestelle zu bauen.
Bereits fest steht, dass die Hochbahn ihre rund 400 Fahrkartenautomaten austauscht. Von 2019 an sollen sogenannte „Self-Service-Terminals“ aufgestellt werden, die auch EC- und Kreditkarten annehmen werden.
U- und S-Bahnen auch an Werktagen nachts
Unterdessen setzen sich die Jungen Liberalen dafür ein, dass auch an Werktagen die U- und S-Bahnen nachts durchfahren. Bislang gibt es von Montag bis Freitag ab etwa 1 Uhr bis 4 Uhr eine Betriebspause: „Hamburgs Nachtverkehr wird nicht dem Anspruch einer Millionenstadt gerecht. Viele Veranstaltungen im Stadtkern enden erst, wenn die letzte Bahn schon lange abgefahren ist“, sagte der Landesvorsitzende Carl Cevin-Key Coste. Auch Pendler im Schichtdienst seien bisher abgehängt, weil vor 4 Uhr kein Zug stadteinwärts fahre.
Am kommenden Mittwoch berät die Hamburgische Bürgerschaft über den Antrag der FDP-Fraktion zu einer Machbarkeitsstudie hinsichtlich des Nachtbetriebs der U- und S-Bahnen auch an Werktagen. Ziel der Machbarkeitsstudie ist es, mögliche Betriebsarten und zusätzliche Kosten zu ermitteln.