Hamburg . Der Kisseler-Nachfolger findet auch beim politischen Gegner Akzeptanz. Carsten Brosda war für das Amt eigentlich nicht vorgesehen.

Lange war der Posten vakant, doch nun ist die Spitze der Kulturbehörde auch offiziell wieder besetzt: Die Bürgerschaft hat am Mittwoch Carsten Brosda als neuen Kultursenator bestätigt. Nachdem der Sozialdemokrat bereits von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) zum Nachfolger von Barbara Kisseler berufen worden war, erhielt er im Parlament 78 von 121 Stimmen – und damit sechs mehr, als die Regierungskoalition aus SPD und Grünen Sitze hat.

Zustimmung für ein Senatsmitglied auch aus Teilen der Opposition ist ungewöhnlich, war nach den überwiegend positiven Reaktionen auf Brosdas Berufung aber keine große Überraschung mehr.

Brosda verzichtete auf Zusatz zur Eidesformel

Um 16.03 Uhr legte der neue Senator gegenüber Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) seinen Amtseid ab, wobei Brosda sich auf die Formel „Ich schwöre es“ beschränkte, und auf den Zusatz „so wahr mir Gott helfe“ verzichtete.

Hamburgs neuer Kultursenator Carsten Brosda bei der Vereidigung
Hamburgs neuer Kultursenator Carsten Brosda bei der Vereidigung © dpa | Axel Heimken

Barbara Kisseler, die das Amt seit 2011 innehatte und extrem beliebt war, war im Oktober nach einem langen Krebsleiden gestorben. Als Staatsrat der Kulturbehörde hatte Brosda sie bereits seit Frühjahr 2016 überzeugend vertreten – so überzeugend, dass es vor allem aus der Kulturszene heraus die Forderung gab, Brosda zum Senator zu befördern. Dieser Sichtweise schloss sich der Bürgermeister schließlich an – und brach sowohl mit seinem Prinzip, Staatsräte nicht zu Senatoren zu machen, als auch mit seinem Vorsatz, erneut eine Frau auf den Posten zu berufen.

Brosda wurde 1974 in Gelsenkirchen geboren, hat Journalistik und Politikwissenschaft an der Universität Dortmund studiert, bei der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" in Essen und später als Lehrbeauftragter an verschiedenen deutschen Hochschulen gearbeitet. Nachdem er von 2000 bis 2005 für den Parteivorstand der SPD in Berlin tätig war, ging er 2005 ins Bundesministerium für Arbeit und Soziales und diente dort ab 2007 dem damaligen Bundesminister Olaf Scholz.

Als der 2011 Hamburger Bürgermeister wurde, machte er Brosda im Juni 2011 zum Leiter des neugeschaffenen Amtes Medien in der Senatskanzlei. Diese Funktion nahm Brosda mit, als er zum 1. März 2016 auch Staatsrat der Kulturbehörde wurde.