Hamburg . Die Intendantin kann eine starke Bilanz vorweisen. Karin Beiers Gehalt wird angehoben. Ihr Erfolg liegt auch an einer Doppelfunktion.

Das ist doch mal ein rasanter Einstieg für den neuen Kultursenator Carsten Brosda: Karin Beier, erfolgreiche Intendantin des Deutschen Schauspielhauses, bleibt bis mindestens 2021 an der Spitze des größten deutschen Sprechtheaters. Der Aufsichtsrat des Theaters – an dessen Spitze Brosda demnächst stehen wird – stimmte in seiner heutigen Sitzung für die Verlängerung der Verträge von Karin Beier um zunächst drei Jahre mit einer Option auf weitere zwei Jahre und ihres Kaufmännischen Geschäftsführers Peter F. Raddatz, der dann seine Altersgrenze erreicht, um drei Jahre.

Sie verstehe die Vertragsverlängerung als „neuen Rückenwind“ und als Bestärkung „darin, die eingeschlagene Richtung fortzuführen“, erklärte Karin Beier. In der Tat sind die Personalien eine sehr gute Nachricht für die Theaterstadt Hamburg.

Zuschauerzahlen steigen – auch dank Edgar Selges Solo in "Unterwerfung"

Die Zuschauerzahlen des Schauspielhauses steigen beständig, der kaum nachlassende Ansturm auf Karten der immer wieder ausverkauften Houellebecq-Inszenierung „Unterwerfung“ mit Edgar Selge wirkt aus heutiger Sicht wie ein früher Prolog zur elbphilharmonischen Kulturbegeisterung. Und gerade dieses Beispiel verdeutlicht: Einer der wichtigsten Gründe für den Erfolg der Intendantin Karin Beier ist nach wie vor die Regisseurin Karin Beier.

2016 wurde das Haus mit gleich zwei Produktionen zum Berliner Theatertreffen eingeladen: dem skurrilen und kurzweiligen Abend „Effi Briest – allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie“ von Clemens Sienknecht und Barbara Bürk und der unter Beiers eigener Regie entstandenen Produktion „Schiff der Träume“. Die Einladungen für die diesjährige Bestenschau werden in der kommenden Woche bekannt gegeben – und es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn das Selge-Solo (für den der Hauptdarsteller zum „Schauspieler des Jahres“ gewählt wurde und für den die Intendantin aufgrund der enormen Nachfrage wieder Stehplätze einführte) nicht dabei ist.

Uraufführungen prägen den Spielplan, auch sperrige

Nach einem etwas holprigen Start, den die damals neue Intendantin nicht verantwortete, da die Hauptbühne in ihrer ersten Saison 2013/14 durch umfangreiche Baumaßnahmen länger unbespielbar blieb als erwartet, hat sich Karin Beier nicht nur in der Stadt etabliert, sondern ihr Haus beharrlich an die Spitze gearbeitet – lokal und überregional. Dabei gelingt ihr mit einem starken Ensemble der Spagat zwischen gesellschaftlichem, politischem und künstlerischem Anspruch und dem breiten Publikumsinteresse.

„Viele Uraufführung, mitunter auch sehr sperrige und kontroverse Themen, haben unseren Spielplan geprägt“, sagt Beier selbst. „Dass unser Programm trotzdem so viele Hamburgerinnen und Hamburger erreicht und bewegt, und auch überregional für Aufmerksamkeit gesorgt hat, macht mir Mut für die Zukunft.“ Das Theater versteht die Intendantin auch als einen „Ort für unbequeme Fragen“. Wie unterhaltsam und zugänglich man auch solche Fragen mit dem Publikum diskutieren kann, bewiesen zuletzt etwa die Inszenierungen der hochaktuellen Ayad-Akhtar-Komödien „Geächtet“ (Regie: Klaus Schumacher) und „The Who and the What“ (Regie: Karin Beier). Der aus New York angereiste Dramatiker war bei der Premiere sichtlich gerührt über die gelungene deutsche Erstaufführung seines Stücks.

Gehalt der Intendantin Karin Beier steigt

Neu-Senator Carsten Brosda dankte nun Raddatz und Beier für „hervorragende Arbeit“ und rühmte das Theaterprogramm: „Hier kann man lachen und leiden, durchblicken und durchdrehen – und immer wieder aufs Neue erkennen, was wirklich wichtig ist.“

Nicht ganz unwichtig ist bei einem Staatstheaterbetrieb auch das Geld: In der laufenden Spielzeit hat das Schauspielhaus einen Etat von rund 26,5 Millionen Euro, für die Saison 2017/18 erwartet Geschäftsführer Raddatz gleichbleibende Zuschüsse, die sich allerdings um die Tarifsteigerungen erhöhen. „Ab der Spielzeit 2019/20 gehen wir dann davon aus, dass nur noch 1,5 Prozent der tatsächlichen Tarifsteigerungen erstattet werden.“ Bislang gilt für das Schauspielhaus die Sonderregelung, dass diese Steigerungen in vollem Umfang ausgeglichen werden.

Das Gehalt von Karin Beier, die unter den Hamburger Intendanten schon jetzt zu den Spitzenverdienern gehört, wird nach Abendblatt-Informationen steigen. Sie verdient zurzeit 205.000 Euro, ab dem 1. August 2018 (also mit Beginn des neuen Vertrages) mehr, bestätigte die Kulturbehörde.