Hamburg . Im Landgericht hat ein Mann seine Ex-Freundin angegriffen, die als Zeugin aussagen sollte. Auch der Staatsanwalt wurde verletzt.

Gegen zehn Uhr am Dienstagmorgen verlor der Angeklagte Chris Z., der bereits 2002 wegen Mordes verurteilt worden war, komplett die Kontrolle. Mit einem Gegenstand – möglicherweise mit einer mit Klinge versehenen, umgebauten Zahnbürste – ging der 39 Jahre alte Gewalttäter im Gerichtssaal auf seine Ex-Freundin los und verletzte sie.

Die 25-Jährige war in der Berufungsverhandlung als Zeugin geladen. „Es hat einen Angriff gegeben durch den Angeklagten auf eine Zeugin gegeben“, sagte Gerichtssprecher Kai Wantzen. Während die junge Frau aussagte, erhob sich Chris Z. plötzlich von seinem Platz und griff seine Ex-Freundin an. Nach Angaben der Polizei verletzte er sie mit einem Gegenstand am Hals.

Tumultartige Szenen im Gerichtssaal

Mehrere Prozessbeteiligte, darunter Oberstaatsanwalt Lars Mahnke und Chris Z.’s Verteidiger Tim Burkert stürzten sich nach Abendblatt-Informationen auf den Mann. Der Staatsanwalt wurde laut Polizei leicht verletzt. Sowohl die Zeugin als auch der Staatsanwalt konnten nach ambulanter Behandlung vor Ort wieder entlassen werden.

Auch der 39-jährige Angeklagte zog sich Verletzungen zu. Er wurde auf die Krankenstation des Untersuchungsgefängnisses gebracht. Ob er sich die Wunden selbst zugefügt hat, ist noch unklar. Nachdem Saalalarm ausgelöst worden war, stürmten zahlreiche Justizbeamte ins Gericht und überwältigten den Täter. Es gab tumultartige Szenen.

Angeklagter schmuggelte Waffe in Gerichtssaal

Mit einem Großaufgebot rückte dann auch die Polizei zum Landgericht am Sievekingplatz aus. Am Tatort befragten die Ermittler mehrere Zeugen. Nicht bekannt ist, wie es dem Angeklagten gelungen war, die Waffe in den Gerichtssaal zu schmuggeln. Der 39-Jährige war am Dienstagmorgen, gegen 9 Uhr, aus der Untersuchungshaftanstalt direkt dem Gericht zugeführt worden. Aktuell will die Justizbehörde die möglichen Hintergründe der Attacke nicht kommentieren.

Der 39-Jährige stand am Dienstag erneut vor Gericht, weil er seiner Ex-Freundin Martina O. am 20. Dezember 2015 am S-Bahnhof Holstenstraße mit der Faust ins Gesicht geschlagen und ihr gedroht haben soll, er werde „wieder durchdrehen“. Damit spielte er nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft auf die frühere Verurteilung wegen Mordes an.

2001 hatte er den Feund seiner Ex getötet

Wenig später soll er in der Wohnung seiner Ex-Partnerin in Billstedt das Mobiliar zerstört haben. Als kurz darauf die Polizei eintraf, soll er sich mit einem Küchenmesser selbst verletzt und dann in Richtung eines Beamten gestochen haben. Nachdem die Polizisten vergeblich mehrere Warnschüsse abgegeben hatten, mussten sie Chris Z. durch einen gezielten Schuss in die Beine stoppen. In erster Instanz war der 39-Jährige im Sommer 2016 zu einer Freiheitsstrafe von 16 Monaten verurteilt worden.

Bereits im Juli 2002 war Chris Z. wegen Mordes im Zustand verminderter Schuldfähigkeit zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte 2001 den neuen Freund seiner Ex-Freundin getötet. Im Mai 2015 hatte er die Strafe verbüßt und wurde entlassen.