Hamburg. Vier Euro für einen halben Liter aus der Leitung, 11,50 Euro für eine Flasche Mineralwasser – der große Überblick.

In Hamburg wird derzeit eine Wasserschlacht ausgetragen. Ausgelöst hat sie Schauspieler Til Schweiger, der in seinem Restaurant Barefoot Leitungswasser für 4,20 Euro pro Liter verkauft. Seine Begründung: Das Wasser aus der Leitung werde gefiltert und dadurch veredelt. Jetzt diskutieren die Hamburger: Darf man für Wasser aus dem Hahn Geld verlangen oder sollte man es kostenlos anbieten? Muss die Herkunft des Wassers offengelegt werden? Und wie sieht es in Hamburger Restaurants mit den Preisen von Mineralwasser aus? Das Abendblatt hat sich umgehört.

Leitungswasser kostenlos? Pro und Contra

Fest steht: Til Schweiger ist nicht der Einzige, der teures Leitungswasser anbietet. In der Bar des Hotels Scandic (sie heißt passenderweise H2O) werden 0,8 Liter mit 4,30 Euro berechnet. Im neuen Szene-Laden Basil&Mars am Alsterufer etwa zahlt man vier Euro für 0,5 Liter Tafelwasser (mit Sprudel versetztes, entkalktes und gefiltertes Leitungswasser). Es werde jedoch auf Wunsch kostenlos nachgeschenkt und zum Business-Lunch gratis serviert, so einer der Geschäftsführer. Mineralwasser gibt es hier ab acht Euro – für die 0,75-Liter-Flasche der Marke Sans Souci.

Das Café Paris an der Rathausstraße bietet seinen Gästen neben Viva con Agua (0,75 Liter für sechs Euro) ebenfalls Tafelwasser an (0,5 Liter für 2,70 Euro). Während das Scandic Hotel explizit damit wirbt, dass es sich bei dem „Scandic Wasser“ um Hamburger Leitungswasser handelt, kann oder will eine Mitarbeiterin im Café Paris nichts zur Herkunft des Tafelwassers sagen. Stattdessen bricht sie das Gespräch abrupt ab.

Hamburger Wasser ein „Top-Produkt“

Auch die Burger-Kette Peter Pane, die ebenfalls Tafelwasser (0,5 Liter für 2,90 Euro) als Alternative zum Mineralwasser (Gerolsteiner, 0,75 Liter für 4,90 Euro) anbietet, bleibt die Antwort schuldig. Der Definition nach besteht Tafelwasser aus Leitungswasser, es kann aber auch ein Mix verschiedener Wässer sein. Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale Hamburg findet es „nicht verwerflich, Leitungswasser auszuschenken“. Die Gäste müssten jedoch über die Herkunft des Wassers aufgeklärt werden.

Tatsächlich handele es sich beim Hamburger Wasser um ein „Top-Produkt“, bestätigt Sabrina Schmalz von Hamburg Wasser. Es zu filtern, hält sie für überflüssig. „Eisen und Mangan, die den Geschmack beeinflussen könnten, werden von uns herausgefiltert“, sagt sie. Durch weiteres Filtern könnten auch andere Mineralien verloren gehen.

Frage des Vertrauens

„Mit Getränken verdienen die Gas­tronomen ihr Geld“, sagt Ulrike von Albedyll, Landesgeschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga. In die Kalkulation mische sich der Verband nicht ein, antwortet sie diplomatisch auf die Frage, ob hohe Preise für Leitungswasser gerechtfertigt sind. Die Geste, Leitungswasser wie in manchen Ländern kostenlos auf den Tisch zu stellen, fände sie allerdings nett.

„Ob man es dann trinkt oder doch lieber Mineralwasser bestellt, hängt letztendlich von dem Vertrauen ab, dass man in die Trinkwasserqualität des Landes hat“, so von Albedyll. Hamburger Leitungswasser könne gesünder als manches Mineralwasser sein, sagt Verbraucherschützerin Schwartau. So wurden in Plastikflaschen schon Keime oder Weichmacher gefunden. Auch sie wünscht sich, dass häufiger Leitungswasser gratis serviert wird. „Es ist eine großzügige Geste, die nicht viel kostet, den Gästen aber ein gutes Gefühl vermittelt.“

Gewinnspanne bei italienischen Marken groß

Ganz so weit sind Hamburgs Gas­tronomen noch nicht – doch es gibt Läden, die auf Wunsch kostenlos Leitungswasser servieren. Im Restaurant Rialto etwa. Dort hat die Kasse sogar eine entsprechende Boniertaste: Wasser 0,00 Euro. Als Mineralwasser bietet Inhaber Tim Seidel Vöslauer an (0,7 Liter für 6,50 Euro). Auch in den Läden der Mama-Kette kann sich der Gast kostenloses Leitungswasser bestellen. Die Mineralwassermarken San Pellegrino/Acqua Panna liegen mit 5,70 Euro für 0,5 Liter im gehobenen Preissegment.

Bei den beiden italienischen Mineralwassermarken ist die Gewinnspanne besonders groß. So zahlen Großabnehmer für San Pellegrino maximal 25 Cent pro Liter – verkaufen es aber teilweise für mehr als das 30-Fache. Im Restaurant Tarantella am Stephansplatz etwa wird die 0,75-Liter-Flasche (oder die stille Variante Acqua Panna) für 8,90 Euro ausgeschenkt, in den Restaurants Haerlin und Nikkei Nine im Hotel Vier Jahreszeiten zahlen die Gäste für diese Marken sogar 11,50 Euro, die 0,75-Liter-Flasche Magnus kostet neun Euro.

Kompromiss in Hoheluft

Die Preise, so eine Sprecherin, seien für Fünf-Sterne-Hotels normal. Sowohl im Tarantella als auch im Vier Jahreszeiten wird auf Wunsch aber auch Leitungswasser serviert. Kostenlos. Das werde, heißt es, jedoch selten verlangt.

Dass man Mineralwasser aus Italien auch günstiger anbieten kann, zeigt das Uhlenhorster Restaurant Farinelli: Dort kosten 0,75 Liter San Pellegrino oder Acqua Panna nur 4,90 Euro. Auch hier bekommt man Leitungswasser gratis, sofern man auch ein Glas Wein bestellt.

Einen Kompromiss hat das Restaurant Ufer in Hoheluft gefunden: Dort zahlen Gäste für 0,3 Liter Leitungswasser einen Euro. Dieser wird an das Hamburger Unternehmen Viva con Agua gespendet, das sich für verbesserte Trinkwasserbedingungen in armen Ländern einsetzt.