Hamburg. Am Mittwochmorgen waren weder Starts noch Landungen möglich. Verspätungen bis zum Abend. Auslöser des Serverproblems unklar.
So etwas hat es am Hamburger Flughafen noch nie gegeben: Ein Ausfall im Computersystem hat am Mittwochmorgen den Flugverkehr am Helmut-Schmidt-Airport in Fuhlsbüttel lahmgelegt. Um 8.31 Uhr wurde der Flughafen deshalb geschlossen, sagte Sprecherin Janet Niemeyer dem Abendblatt. Bis um 8.56 Uhr waren weder Starts noch Landungen am Flughafen möglich.
Erst am Mittag liefen sämtliche Servicesysteme des Airports wieder an. So lange konnten auch weder Ankunft- noch Abflugzeiten abgerufen werden. Vorübergehend war auch die Internetseite des Flughafens außer Betrieb. Die IT-Experten arbeiteten mit Hochdruck an der Beseitigung der Probleme. Doch auch, nachdem der Ausfall behoben wurde, lief der Flugbetrieb nur eingeschränkt. Bis zum Abend kam es zu Verspätungen im Flugablauf.
Die Schließung des Flughafens war notwendig geworden, weil es durch den Systemausfall auch zu einer Unterbrechung der Verbindung zur Deutschen Flugsicherung kam. „Es kam aber zu keinen Flugstreichungen oder Umleitungen von Flugzeugen“, so Janet Niemeyer.
Die Schließung des Flughafens betraf ausschließlich den Flugverkehr – nicht das Gebäude des Airports. Fluggäste konnten die Terminals weiterhin betreten und sich darin aufhalten. „Trotz aller Einschränkungen war es am Vormittag ruhig in den Terminals und Wartebereichen“, sagte Sprecherin Janet Niemeyer. „Die Passagiere zeigten sehr viel Geduld.“
Ein solcher Serverausfall ist sehr ungewöhnlich, die Sprecherin konnte sich nicht erinnern, dass so etwas schon einmal in Hamburg vorgekommen sei.
Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen rund um den Vorfall:
Was war die Ursache für den Ausfall des Servicesystems? Laut Flughafen handelte es sich um eine interne technische Störung, die durch die IT-Experten behoben werden konnte. Was genau die Ursache für diese Störung war, blieb am Mittwoch allerdings noch unklar. Die Untersuchungen dazu würden laufen, so Sprecherin Janet Niemeyer. Ein Hacker-Angriff wurde indes schon am Mittwochmorgen ausgeschlossen. Welche technischen Systeme waren von dem Serverausfall betroffen? Betroffen waren die unterschiedlichen Kommunikationssysteme wie E-Mail und Telefon, die Anzeigetafeln, das Check-in-System sowie die Gepäckaufgabe. Teilweise konnten die Systeme auf manuelle Bearbeitung umgestellt werden. „Unsere Mitarbeiter haben Check-in und Gepäckabfertigung zeitweise händisch erledigt“, sagt Janet Niemeyer. „Das funktionierte gut, dauerte aber etwas länger als mithilfe der Computer.“
War die Technik im Tower betroffen? Der Tower wird von der Deutschen Flugsicherung (DFS) betrieben und war von dem Ausfall nicht betroffen. Da aber die Verbindung zwischen Flughafen und DFS aufgrund der Probleme mit den Kommunikationssystemen zeitweise unterbrochen war, musste der Flughafen aus Sicherheitsgründen geschlossen werden. Wie viele Flugzeuge befanden sich während der Schließung im Anflug auf Hamburg? Auch das war am Mittwoch nicht bekannt. Einen Ersatzflughafen habe jedoch kein Flugzeug ansteuern müssen, hieß es. Alle für Hamburg vorgesehenen Maschinen hätten – teils mit Verspätung – landen können. Die Piloten hatten in der Zeit auch weiterhin Kontakt zur Flugsicherung. Generell ist es so, dass es für jeden Flug einen Ersatzflughafen gibt, den der Pilot in einem solchen Fall ansteuern kann, für Hamburg zum Beispiel Bremen oder Hannover. Am Ende entscheidet aber der Pilot, welchen weiteren Flughafen er ansteuert.
Wie viele Flüge waren insgesamt betroffen? Bei den Abflügen kam es den ganzen Tag über zu Verspätungen. Wie viele Maschinen verspätet landeten und starteten, kann der Flughafen erst im Laufe des Donnerstags sagen. Ebenso, wie viele Fluggäste betroffen waren.
Welche Maßnahmen trifft der Flughafen, um künftig Störungen des Computersystems zu verhindern? Die IT-Fachleute arbeiteten das Problem auf, damit solche Störungen künftig nicht mehr auftreten können, so Sprecherin Niemeyer.
Ist so etwas schon mal an anderen Flughäfen vorgekommen? Laut der Deutschen Flugsicherung passieren solche Pannen sehr selten. Aber sie kommen vor. Wie zum Beispiel am Flughafen in Wien-Schwechat. Dort gab es Ende August 2016 Chaos wegen IT-Problemen zwischen der österreichischen Kontrollstelle Austro Control und der europäischen Organisation zur Flugsicherung Eurocontrol. Hunderte Passagiere hingen in der Haupturlaubszeit über Nacht in Wien fest. Im Flughafen wurden Feldbetten für gestrandete Flugpassagiere aufgestellt.
Im Oktober 2015 brachte eine Computerpanne bei der Deutschen Flugsicherung den Betrieb am Münchner Flughafen durcheinander. Starts und Landungen wurden stark gedrosselt. Damals waren 100 Starts und Landungen von teils stundenlangen Verspätungen betroffen. Zu Flugausfällen kam es damals nicht.
Am 29. Mai 2015 gab es an vielen Flughäfen weltweit Irritationen beim Boarding von Lufthansa-Flügen: Das Computersystem der Fluggesellschaft war damals eine Stunde komplett heruntergefahren. Die Probleme betrafen das Eincheck- und Abfertigungssystem des Unternehmens. Die Störung verursachte an den deutschen Flughäfen in Frankfurt, München und Hamburg Verspätungen von bis zu einer Stunde.