Hamburg. Hafenmanagerin Angela Titzrath tritt vor Ausschuss. Ihre Berufung an die HHLA-Spitze hatte für Schlagzeilen gesorgt.
Erst seit zweieinhalb Wochen ist Angela Titzrath Vorstandschefin von Hamburgs größtem Hafenkonzern, der HHLA. Und schon musste sie beim Mehrheitseigentümer des Unternehmens zum Rapport. Die HHLA gehört zu 68 Prozent der Stadt, und der Ausschuss Öffentliche Unternehmen der Bürgerschaft wollte die neue Hafenchefin kennenlernen. Schließlich hat Titzrath zwar bei Daimler verschiedene Managementpositionen innegehabt und war zeitweise sogar Personalvorstand der Deutschen Post, mit Hafen und Schifffahrt hatte die 50-jährige aber bisher nichts zu tun.
Nicht nur deshalb sorgte ihre Berufung an die HHLA-Spitze im Vorfeld für Schlagzeilen. Seit Oktober ist Titzrath, die geschieden ist und keine Kinder hat, im Vorstand des Hafenunternehmens tätig. Dort ließ sie sich von ihrem Amtsvorgänger, Klaus-Dieter Peters, einarbeiten – bezog aber schon ein Vorstandsgehalt, weshalb eine Fachzeitschrift des Hafens sie bereits als „Hamburgs teuerste Azubine“ titulierte.
Kein geselliges Beisammensein
Solche Vorwürfe prallen an Titzrath eigentlich ab. Einen kleinen Seitenhieb konnte sich die Managerin dazu vor dem Ausschuss dennoch nicht verkneifen: Ihre Ausbildung liege bereits mehr als 30 Jahre zurück, sagte Titzrath zur Einleitung. Ihr anschließender Auftritt war sehr selbstbewusst: Im dunklen Hosenanzug, die blonden Haare streng zu einem Pferdeschwanz gebunden, trat sie den Parlamentariern entgegen.
Eine Anhörung in einem Ausschuss ist kein geselliges Beisammensein. Insbesondere Abgeordnete der Opposition neigen dazu, unbequeme Fragen zu stellen, die schon bei manchen Befragten Schweißausbrüche hervorgerufen haben. Die neue HHLA-Chefin drehte den Spieß einfach um. Bevor sie mit ihrer Präsentation beginne, wolle sie ihre Erwartungshaltung deutlich machen, sagte sie den etwas irritiert schauenden Abgeordneten. „Ich erwarte, dass unsere Eigentümer, insbesondere der Mehrheitseigentümer, unsere Arbeit konstruktiv begleiten“, sagte Titzrath.
Asienreise zu den Kunden
Die HHLA und ihr Vorstand sollten nicht zu parteipolitischen Zwecken missbraucht werden. Sie habe kurz vor Weihnachten eine Asienreise zu den Kunden unternommen. Die wüssten sehr genau, was in Hamburg gesprochen und geschrieben werde. „Mit jeder öffentlichen Äußerung, die die HHLA in ein schlechtes Licht rückt, beschädigen Sie letztlich Ihr Eigentum“, stellte Titzrath fest.
Eine solche Ansprache mussten die Abgeordneten, denen es in der Regel auch nicht an Selbstbewusstsein mangelt, erst einmal sacken lassen. Schließlich gab der Aussschussvorsitzende, der Hafenexperte der SPD, Joachim Seeler, die passende Replik: Da es sich bei der HHLA um eine städtische Beteiligung handele, sei es sogar die Pflicht der Abgeordneten, im Ausschuss kritische Fragen zu stellen. Er könne sie aber auch beruhigen, sagte Seeler: „Wissen Sie, eine Hauptversammlung mit kritischen Wortbeiträgen von Aktionären sind in der Regel schwerer zu überstehen als eine Sitzung im Ausschuss Öffentliche Unternehmen.“
„Die Brücke ist ein nautisches Problem“
Angesichts dessen, dass die HHLA viel Geld in den Weitertransport von Seegütern per Bahn investiert, wollte der FDP-Abgeordnete Michael Kruse dann wissen, ob die HHLA vom Hafen- zum Bahnunternehmen mutiere. „Mit den Hinterlandtransporten versorgen wir den Hafen doch mit Ladung. Ich verstehe Ihre Frage nicht“, antwortete Titzrath.
Und auf die Nachfrage des Linken-Abgeordneten, Norbert Hackbusch, wo man denn die neuen Hapag-Lloyd-Schiffe unterbringen wolle, die unter der niedrigen Köhlbrandbrücke nicht durchpassen würden, sagte sie: „Die Brücke ist nicht Sache der HHLA, sondern ein nautisches Problem. Die Frage sollte der Wirtschaftssenator beantworten.“ Fragen zur strategischen Ausrichtung der HHLA umging Titzrath: „Zur Zukunft des Unternehmens hat sie uns nichts sagen können. Da erwarten wir beim nächsten Auftritt deutlich mehr“, sagte Michael Kruse nach der Sitzung.