Hamburg. Jahrelang konnten Verkäufer für Wohnungen und Häuser fast verlangen, was sie wollten. Damit scheint in Hamburg jetzt Schluss zu sein.
Ist der Boom auf dem Hamburger Immobilienmarkt im Preissegment ab einer halben Million Euro zu Ende? Werden die Projektentwickler ihre Wohnungen in den gutbürgerlichen und hochpreisigen Stadtteilen nicht mehr los? Einer, der sich mit den sogenannten Premium-Immobilien auskennt, ist Makler Björn Dahler. Der Geschäftsführer von Dahler&Company steht im großzügigen Wohnbereich eines 172-Quadratmeter-Neubauobjekts am Theresienstieg auf der Uhlenhorst. Auch diese Wohnung unweit der Außenalster steht zum Verkauf. Es werden mehr als 2,5 Millionen Euro aufgerufen. „Wir haben einen Rückgang im Premium-Wohnimmobilienmarkt auf einem hohen Niveau zu verzeichnen.
Käufer sind nicht bereit, überzogende Forderungen zu aktzepieren
Einer der Gründe ist, dass die Käufer nicht mehr bereit sind, überzogene Forderungen der Verkäufer zu akzeptieren“, sagt Immobilienexperte Dahler dem Abendblatt. Das heißt, Angebot und Nachfrage seien schwerer zusammenzubringen. Auch bei einem Objekt in 1-Lage könne sich der Verkauf dann schon einmal längere Zeit hinziehen, so Makler Dahler.
Die Ergebnisse einer aktuellen Marktanalyse von Dahler&Company, die sich mit Verkäufen von Wohnungen und Ein- und Zweifamilienhäusern im Preissegment ab einer halben Million Euro beschäftigt, belegen Dahlers Ausführungen: 761 Wohnungen und Ein- und Zweifamilienhäuser wurden im ersten Halbjahr 2016 in Hamburg verkauft. Im zweiten Halbjahr 2015 waren es noch 847 Verkäufe. Der Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bei den Wohnungen von rund 439,6 Millionen Euro auf 370,1 Millionen Euro. Das ist ein Rückgang um 16 Prozent. Der Umsatz bei den Ein- und Zweifamilienhäusern fiel gegenüber den zweiten Halbjahr 2015 um 15 Prozent auf 341,7 Millionen Euro.
Stadtteile rund um die Alster sind Spitzenreiter
Wie in den vergangenen Jahren sind die Stadtteile rund um die Alster Spitzenreiter bei den Wohnungsverkäufen: Von den insgesamt 421 Objekten, wurden im ersten Halbjahr 2016 insgesamt 207 in diesem Gebiet veräußert. Dabei wurde ein Umsatz von rund 200 Millionen Euro erzielt. Das sind gut 60 Millionen Euro weniger als noch im zweiten Halbjahr 2015.
Auch bei den Ein- und Zweifamilienhäusern ist die Zahl der Verkäufe im ersten Halbjahr 2016 zurückgegangen: Es wurden 340 Objekte verkauft, das sind 40 weniger, als noch im zweiten Halbjahr 2015.
Die meisten Häuser - insgesamt 111 - wurden in den Elbvororten verkauft. Dabei wurde ein Gesamterlös von 121,8 Millionen Euro erzielt. Auf dem zweiten Platz landete das Alstertal, wo 100 Ein- und Zweifamilienhäuser den Besitzer wechselten.
Gewinner ist die HafenCity
Dass die Zeit der großen Preissprünge zunächst einmal vorbei sei, begrüßt SPD-Stadtentwicklungsexperte Dirk Kienscherf. Aber der Politiker weiß auch: „Aufgrund der großen Attraktivität Hamburgs wird die Nachfrage nach Wohnraum bleiben.“
Großer Gewinner ist die HafenCity: Dort stieg die Zahl der Verkäufe im ersten Halbjahr 2016 gegenüber dem in 2015 von 22 auf 28 an. Der Umsatz hat sich von 18,5 Millionen Euro auf 41,6 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Gleich sieben Wohnungen wurden nach Abendblatt-Recherchen in der Elbphilharmonie in diesem Zeitraum verkauft, die teuerste für 4,87 Millionen Euro. Es ist bekannt, dass für die Penthäuser in der Elbphilharmonie bis zu 35.000 Euro pro Quadratmeter aufgerufen werden. Insgesamt gibt es dort 44 Wohnungen, von denen mehr als die Hälfte inzwischen verkauft sind. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis der in der ersten Jahreshälfte 2016 in der HafenCity verkauften Immobilien lag bei 10.128 Euro.