Hamburg. Mitglieder wollen auf dem Schiff Aktionen für Besucher veranstalten. In drei Jahren könnte es auf der Elbe sein.
Mathias Kahl war erst neun Jahre alt, als sein Vater starb. Die vielen Geschichten, die der Hamburger Kapitän seinem Sohn erzählt hatte, hat er aber nie vergessen. Vor allem nicht jene aus der Zeit, als Karl Peter Friedrich Kahl im Mai 1928 mit 15 Jahren als Schiffsjunge auf der Viermastbark „Peking“ angeheuert hatte.
Wie die jungen Seeleute in Hängematten schliefen und dort von den Offizieren mit Fußtritten geweckt wurden, oder wie die Mannschaften damals Schweine und Hühner an Bord als lebenden Proviant für die monatelangen Reisen ums stürmische Kap Hoorn mitführten – all das kann Kahl bis ins Detail nacherzählen. „Ich war wohl immer ein Vaterkind“, sagt er. Und gerade das Abenteuer „Peking“ ließ ihn nicht los.
Als der Kaufmann für die Reederei Hamburg-Süd in den 1980er-Jahren mehrere Wochen in New York arbeitete, besuchte er mehrfach das Schiff, das dort mittlerweile am Hudson River an einer Museumspier lag, durchstreifte die Räume unter Deck, immer mit den Geschichten des Vaters im Kopf.
Heute ist der 1950 geborene Kahl dem Viermaster wieder näher als je zuvor. Der Rissener gehört zu den Gründungsmitgliedern und ist Vorsitzender des Vereins „Freunde der Viermastbark Peking“, der in diesen Tagen richtig Fahrt aufnimmt und mit einer neuen Website erstmals bewusst an die Öffentlichkeit geht, um historische Fotos und Dokumente über das Schiff zu sammeln.
Während die 1911 in Hamburg gebaute „Peking“ auf einer Werft in New York für den Rücktransport an Bord eines Dockschiffes vorbereitet wird, bereiten sich jetzt auch die Mitglieder des Vereins im Schulterschluss mit der Stiftung Hamburg Maritim auf die Ankunft vor, die voraussichtlich im Juni erfolgen wird. Der Verein mit seinen derzeit noch 56 Mitgliedern will später das künftige Hamburger Museumsschiff mit „bespielen“, wie Kahl sagt. Führungen an Bord, seemännische Aktionen wie das Ankeraufholen – so etwas möchte man den Besuchern zeigen.
Die "Peking" auf dem Weg nach Hamburg:
Die "Peking" auf dem Weg nach Hamburg
Und natürlich in ehrenamtlicher Arbeit helfen, die „Peking“ in Zukunft technisch und optisch in Schuss zu halten. Viele der Mitglieder kommen wie Kahl aus der Schifffahrtsbranche oder sind aktive Hochseesegler. Und das Hochsee-Segeln war es wohl auch, das letztlich dazu geführt hat, dass der legendäre „Hamburger Veermaster“ wieder zurück an die Elbe kommt.
Idee der Rückführung entstand auf Yacht
So lernte 2003 der Hamburger Henning Schwarzkopf, heute ebenfalls im Vorstand des „Peking“-Vereins, auf einer Yacht einen amerikanischen Segler kennen, der Beirat im New Yorker South Street Seaport Museum ist. Jenes Museum, das die „Peking“ seit 1974 in Besitz hatte und das das ursprünglich Hamburger Schiff irgendwann abgeben wollte. Möglichst nach Hamburg. Und so entstand die Idee der Rückführung.
Im Hintergrund arbeiteten Schwarzkopf, Kahl und vor allem der in Hamburg gut vernetzte Handelskammer-Geschäftsführer Reinhard Wolf an Finanzierungsmodellen. Es gab Spendenzusagen, und dann wieder Absagen. Die Stadt Hamburg zeigte sich angesichts kalkulierter Millionenkosten für die notwendige Sanierung ebenfalls zögerlich. Auch intern in der Stiftung Hamburg Maritim, die eine ganze Flotte historischer Schiffe besitzt, war lange umstritten, ob sich Rückführung und Sanierung bezahlen ließen.
Starke historische Bedeutung
Dafür aber sprach, dass die „Peking“ eine außerordentliche starke historische Bedeutung für Hamburg besitzt, wie Schiffshistoriker argumentierten. Mit solchen „Flying P-Linern“ der Hamburger Laeisz-Reederei seien eben noch Anfang des 20. Jahrhunderts erfolgreiche und schnelle Reisen absolviert worden. Windjammer gehörten an der Elbe daher noch zum vertrauten Bild, als sie woanders längst schon von Kohlen-Dampfern verdrängt worden waren. Die Abwägung zwischen solchen Argumenten und den Bedenken zog sich einige Zeit hin. Dann sah es aber so aus, dass das Schiff doch im Hochofen landen würde.
2015 aber kam die Wende. Die beiden Hamburger Bundestagsabgeordneten und Haushaltspolitiker Johannes Kahrs (SPD) und Rüdiger Kruse (CDU) konnten ihre Kollegen in Berlin überzeugen, immerhin 120 Millionen für den Aufbau eines nationalen Hafenmuseums in Hamburg freizugeben. 26 Millionen davon sind nun für Rücktransport und Sanierung der „Peking“ bestimmt, die so etwas wie ein Wahrzeichen des neuen Museums werden soll.
Während die Fertigstellung eines solch großen Museumsprojekts noch einige Jahre dauern könnte, rechnet Mathias Kahl damit, dass die „Peking“ schon vorher – etwa in drei Jahren – als neues maritimes Schmuckstück an der Elbe zu sehen sein wird.
„Es wird ein sehr lebendiges Museum werden“, verspricht er und dürfte dann selbst dazu beitragen. Wie man früher auf einem solchen Windjammer lebte und arbeitete – davon kann er viel erzählen. Weitererzählen, um genau zu sein.
Infos und viele Fotos zur Historie und aktuellen Plänen gibt es auf der Internetseite des Vereins: www.peking-freunde.de