Hamburg. Hamburger Stadtreinigung stellt Hightech-Toiletten auf – selbstreinigend, mit Aufpumpservice, Ladestation und – WLAN.

Blitzeblank, barrierefrei, bunt blinkend, mit einem Bildschirm an der Stirnseite, einer Fahrrad- und E-Bike-Servicestation auf der Rückseite und demnächst sogar mit WLAN rundherum: Das neue Toilettenhäuschen am Harburger Stadtpark könnte ein Publikumsmagnet werden. Unter anderem, weil es das erste seiner Art in Hamburg ist und mindestens neun noch folgen sollen. Hier können sich Bürger anderer Bezirke schon einmal informieren, wie das Örtchen, zu dem sie können, wenn sie mal müssen, aussehen wird. Am Donnerstag eröffnete die Stadtreinigung die Anlage feierlich.

Stadtreinigung ist verantwortlich

Es ist die erste Toilette, für die die Stadtreinigung verantwortlich ist. Am 1. Januar kommen schlagartig 121 weitere dazu: Dann übernimmt die Stadtreinigung den Großteil der öffentlichen WC. Eine Studie im Auftrag des Senats hatte ergeben, dass Hamburg Nachholbedarf bei den Bedürfnisanstalten hat: Bezirke, Landesbetriebe, die Hochbahn, Fachbehörden und ein privates Unternehmen waren wild durcheinander für die einzelnen Toiletten zuständig. Die Öffnungszeiten waren nicht lang genug, und es fehlte an Hinweisen darauf, wo man entlangmuss, wenn man hinmuss. Deshalb bekam die Stadtreinigung die zentrale Zuständigkeit. Lediglich die etwa 90 Markt- und Friedhofstoiletten bleiben bei den Bezirken.

„Die luxuriösesten und saubersten öffentlichen Toiletten der Welt hat die Stadt Tokio“, sagte Stadtreinigungs-Geschäftsführer Rüdiger Siechau bei der Eröffnungsrede. „An deren Standard kommen wir allerdings auch mit den neuesten Toiletten nicht ganz heran, denn die Japaner haben beheizte Sitze. Dann kämen wir mit 50 bis 80 Cent pro WC-Sitzung allerdings nicht mehr aus.“

Ein großes Geschäft ist das nicht

Ein großes Geschäft ist das Geschäft mit dem Geschäft allerdings nicht – eher im Gegenteil: Über die Benutzungsgebühren der öffentlichen Bedürfnisanstalten kommt schon jetzt nur ein Sechstel der Betriebskosten von drei Millionen Euro herein. Und die Stadtreinigung will investieren: Neun neue Anlagen sind in den nächsten zwei Jahren mindestens geplant.

Die neuen Toiletten kommen von der Firma Hering in Burbach. Hering baut eigentlich Gleisanlagen und Bahnhöfe, hat sich mit Hightech-Toiletten aber ein weiteres Standbein geschaffen. Die Stadtreinigung orderte das Modell „Premium-WC WCmatic“ – Preis: rund 200.000 Euro – und dessen Name sagt schon, dass die Toilette vieles von selbst macht. So verfügt das Klo unter anderem über eine Selbstreinigungsanlage.

Innere Werte und äußere Ausstattungsextras

Anders als bei den bislang bekannten Säulenklos, bei denen der Sitz im Verrichtungsraum gereinigt wird, gibt es im WCmatic einen eigenen Technikraum dafür. Auf einem mechanischen Schlitten zieht die Anlage den Klo-Sitz aus dem Gästebereich ins dunkle Kämmerchen und reinigt ihn dort, um die Brille dann wieder ins Neonlicht des Sitzungszimmerchens zurückzuschieben. Währenddessen hat ein kleiner Hochdruckreiniger den Boden abgestrahlt, nur für den Fall, dass der Gast nicht ganz getroffen oder aber Schmutz von außen mit hereingebracht hat. Über den „Opti-Drain“-Fußboden ist das Wasser des Waschstrahls im Nullkommanichts entsorgt, und der nächste Nutzer kann trockenen Fußes zum Sitz schreiten. Der Reinigungsprozess wird erst eingeleitet, wenn der Hauptraum menschenleer ist. Während des Vorgangs ist die Tür automatisch verriegelt. Erst wenn alles wieder sauber ist, zeigt die grüne Lampe über der Tür an, dass die Toilette nun wieder benutzt werden kann, und das Schloss entriegelt sich.

Solche Vorgangsketten gefallen dem promovierten Verfahrenstechniker Rüdiger Siechau: „Mit diesem Aufwand sorgen wir dafür, dass der Besuch auf unseren Toiletten zu einer appetitlichen Erfahrung wird“, sagt der Stadtreinigungschef.

Zu den inneren Werten des glänzenden Toilettenhäuschens kommen äußere Ausstattungsextras. So ist das Harburger Klo auf der Rückseite mit einer Druckluftsäule zum Fahrradaufpumpen ausgestattet – Achtung: Wer kleine Ventile hat, muss einen Adapter bei sich haben. Außerdem verfügt es dort über einen Trinkwasseranschluss und eine kostenlose E-Bike-Ladestation. WLAN soll noch kommen.

Eine Sitzung auf der neuen Toilette kostet 50 Cent. An stark touristisch frequentierten Standorten sollen später auch 80 Cent genommen werden. Die Benutzung der Steh-Urinale ist kostenlos. „Die Stadt hat mancherorts ein Problem mit Wildpinklern. Dem wollen wir mit diesem Angebot begegnen“ , sagt Rüdiger Siechau, „Gebühren würden das Problem eher verschärfen.“

Beim offiziellen Termin blieb es übrigens bei der Eröffnung der Toilette. So richtig einweihen wollte sie keiner der Honoratioren.