Hamburg. Das neue OpenLab der Helmut-Schmidt-Universität steht auch Schülern und Gründern offen. Zum Maschinenpark gehören zehn 3-D-Drucker.

Wenn das Interesse bei der Eröffnung ein Vorzeichen ist, dann muss die Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr (HSU) ihre jüngste Einrichtung wohl schon bald ausbauen: Mehr als 100 Besucher drängten sich am Mittwoch zeitweise auf 120 Quadratmetern im neuen „Open Lab Hamburg“ – und schoben einander vorbei an 3-D-Druckern, Lasercuttern und CNC-Fräsen. Untergebracht in einem unscheinbaren Container, versammelt die Werkstatt 25 Maschinen im Wert von 200.000 Euro – zum Tüfteln nicht nur für Studenten der Hochschule in Jenfeld, sondern auch für Hamburger Schüler, Azubis, Unternehmensgründer und Hobby-Konstrukteure. Bezahlt worden ist die Ausstattung vom Bund, dem Träger der HSU.

Offenes Labor soll Beitrag zur Wertschöpfung leisten

„Eine Universität hat einen Bildungsauftrag, der die ganze Bevölkerung betrifft“, sagte HSU-Präsident Wilfried Seidel. „Wir müssen Dinge, die zur Problemlösung beitragen können, auch allgemein bekannt machen.“ Das offene Labor solle allerdings weit mehr leisten, als nur neue Technologien zu veranschaulichen: „Hier soll etwas entstehen. Wir wollen einen Beitrag zur Wertschöpfung leisten und dabei viele Menschen miteinbeziehen.“

Zunehmende Entfremdung von der Produktion

Warum das aus Sicht der Labor-Macher nötig ist? „Es gibt in der Gesellschaft eine zunehmende Entfremdung von der Produktion“, sagte Ingenieur Tobias Redlich, Leiter des OpenLab. „Viele Menschen konsumieren vor allem, haben aber keine Vorstellung davon, wie Produkte entwickelt und hergestellt werden.“ Dabei sei solches Wissen wichtig, um kundig über die Chancen ebenso wie über die Risiken neuer Technologien diskutieren zu können.

Vorbild für das OpenLab Hamburg ist die Bewegung der FabLabs (Fabrication Laboratories), ein globales Netzwerk aus offenen Werkstätten. Im Mittelpunkt der Hamburger Einrichtung steht die digitale Fabrikation, die gerade die Wirtschaft revolutioniert. Gemeint ist damit unter anderem, dass sich diverse Produkte – seien es Autoteile, Kaffeetassen, Hüftprothesen oder Möbel – am Computer entwerfen und nach diesen digitalen Vorlagen herstellen lassen, etwa mit 3-D-Druckern. Diese Geräte bauen aus millimeterdünnen Materialschichten eine Form auf, wie Maurer, die Stein auf Stein ein Haus zusammensetzen. Im OpenLab stehen zehn 3-D-Drucker. Das größte Modell kann ein Kubikmeter große Gegenstände herstellen.

Neue Ideen lassen sich schneller umsetzen

Die Vorteile der Technik liegen auf der Hand: Nichts muss mehr verschraubt oder geschweißt werden, es sind weniger Produktionsschritte nötig, neue Ideen lassen sich schneller umsetzen. „In den letzten Jahren sind die computergestützten Maschinen nicht nur günstiger geworden, es entstanden auch eine Vielzahl von Computerprogrammen für Einsteiger. Im OpenLab kann mit diesen Werkzeugen experimentiert werden“, sagte Professor Jens Wulfsberg vom Laboratorium für Fertigungstechnik an der HSU.

Vorgesehen sind ab Februar 2017 Schulklassenprogramme, Workshops und Vorträge etwa zu rechnerunterstütztem Konstruieren (CAD) sowie Einweisungen in den Maschinenpark, zu dem auch Standardwerkzeuge wie Akkubohrer gehören.

Gelegentliche Nutzung der Geräte soll kostenlos sein

Zunächst soll das Labor donnerstags zwischen 14 und 18 Uhr für jedermann geöffnet sein. Änderungen will das Team im Internet mitteilen: www.openlab-hamburg.de. Wer das Labor nutzen wolle, möge sich per Mail anmelden (openlab@hsu-hh.de), bittet Tobias Redlich. Grundsätzlich gelte aber: „Jeder Hamburger kann einfach vorbeikommen und mitmachen.“

Eine gelegentliche Nutzung der Geräte soll kostenlos sein. Für Schüler und Studenten sei auch das Verbrauchsmaterial kostenlos. Von Startups werde eine Beteiligung an den Materialkosten erwartet. Einen geringen Beitrag sollen Tüftler zahlen, die das Labor dauerhaft nutzen wollen. Dazu werde noch ein Verein gegründet.

Hamburger Lehrer planen Besuche des Labors

Bei Hamburger Lehrern kommt das Konzept gut an. Sven Callesen, Abteilungsleiter Mittelstufe am Gymnasium Ohlstedt erzählte, seine Schule wolle bald einen 3-D-Drucker anschaffen. Das Gerät könnte im Fach Medien und Technik ab der siebten Klasse genutzt werden. „Wir würden im Unterricht erste Schritte vermitteln. Komplexe Projekte ließen sich dann vielleicht im OpenLab umsetzen“, sagte Callesen.

Auch Jens Hagelstein und sein Kollege Michael Gottschalk von der Gewerbeschule für Fertigungs- und Flugzeugtechnik in Borgfelde informierten sich im OpenLab vor allem über 3-Drucker und mögliche Workshops für ihre Schüler. „3-Drucker bieten enorm viele Möglichkeiten“, sagte Hagelstein. „Ich kann mich einfach dafür begeistern – und glaube, das wird unseren Schülern auch so gehen.“