Hamburg . Dreimal im Monat soll der Triebwagen „Fridolin“ mit Passagieren durch das Hafengelände tuckern. Das plant die Stiftung Hamburg Maritim.

Hafenrundfahrten mit Barkassen haben eine lange Tradition in der Hamburger Tourismusbranche, auch Busfahrten zu den Terminals zählen schon lange zu den beliebten Rundfahrten durch dieses weitläufige Gebiet. Etwas Neues will nun die Stiftung Hamburg Maritim im kommenden Jahr anbieten: Hafenrundfahrten auf der Hafenbahn. Genauer gesagt: Rundfahrten mit einem gerade umfangreichen restaurierten Triebwagen aus der 50er Jahren.

„Fridolin“, so wird der alte Schienenbus genannt. „Fridolin ermöglicht erstmalig bis dato nicht zugängliche Einblicke in das Hafengeschehen“, verspricht das Vorstandsmitglied der Stiftung Markus Söhl. Am morgigen Sonnabend soll die erste öffentliche Vorstellungsfahrt stattfinden, zu der die Stiftung 40 Kinder aus ganz Deutschland eingeladen hat.

200 Güterzüge sind täglich im Hafen unterwegs

Tatsächlich dürfte eine Mitfahrt mit diesem Fahrzeug auch erfahrenen Hafenbesuchern noch Entdeckungen ermöglichen: Mit einem Gleisnetz von rund 300 Kilometern Länge ist der Hamburger Hafen eben auch ein riesiger Eisenbahnhafen, bis in die hintersten Ecken verlaufen dort die Schienen.

Auf eigenen Bahnhöfen werden ganze Züge mit Ladungen von Seeschiffen zusammengestellt und rollen bis in weit entfernte Ziele. 200 Güterzüge sind hier täglich unterwegs, denn immerhin rund 30 Prozent aller Waren im Hamburger Hafen werden per Bahn weitertransportiert. „Fridolin“ wird dabei an den neuen Containerterminals vorbeirollen, aber auch an alten Umschlagsanlagen oder durch Areale tuckern, die „überraschend naturnah“ geblieben sind, wie die Stiftung verspricht. Erläuterungen zum Hafen gebe es dabei direkt vom Lokführer, der aber auch immer einmal wieder aussteigen muss, um eine Weiche von Hand umzustellen.

Stiftung will Charterfahrten für Feiern anbieten

Geplant sind Anfang 2017 zunächst drei Fahrten pro Monat, später sollen es mehr werden. Zwischen einer und drei Stunden sollen die Fahrten dauern. Auch Charterfahrten für Firmen oder Feiern will die Stiftung anbieten. Startpunkt ist jeweils am kleinen Hafenmuseum in den 50er Schuppen an der Australiastraße auf dem Kleinen Grasbrook.

"Fridolin" wurde aufwendig restauriert © HA | Stiftung Hamburg Maritim

Hier restauriert die von der Handelskammer initiierte Stiftung seit Jahren die alten Hafenanlagen. Unter dem Dach der Stiftung betrieben und restaurieren zudem zahlreiche Vereine historische Schiffe und eben auch Hafen-Lokomotiven. Viele bekannte Museumsschiffe wie der Frachter „Bleichen“ oder der Lotsenkutter „Elbe No 5“ gehören zur Flotte dieser Stiftung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das „maritime Erbe“ Hamburg zu erhalten.

„Fridolin“ hatte 2005 großen Getriebeschaden

Und dazu gehört seit 2008 auch Fridolin. 1956 wurde der Triebwagen zunächst bei der Alsternordbahn in Dienst gestellt, die damals als eine Nebenbahn die Bahnhöfe Ochsenzoll in Langenhorn mit Ulzburg Süd in Schleswig-Holstein verband. 1977 übernahm die Hafenbahn das Fahrzeug, das dann 2005 mit einem großen Getriebeschaden als nicht mehr zu reparieren galt.

Doch Mitarbeiter der Stiftung trieben schließlich in Italien ein neues Getrieben auf, und der kleine Triebwagen konnte in den vergangenen Jahren dann mit Hilfe von Sponsoren aus der Wirtschaft und viel ehrenamtlicher Arbeit des Vereins „Freunde der historischen Hafenbahn“ wieder flott gemacht werden.