Hamburg. Behörden genehmigen Eurogate-Westerweiterung. Neue Seezeichen und neue Liegeplätze werden das Bild an der Elbe ändern.

486 steile Treppenstufen müsste man erklimmen, um ganz bis nach oben an die Spitze zu kommen: Knapp 100 Meter hoch soll der neue Leuchtturm am Hamburger Eurogate-Containerterminal einmal sein – und wäre damit dann der höchste Europas. Ein Rekord, der aber nur ein Detail eines riesigen Hafenprojekts ist, für das die Wirtschaftsbehörde jetzt den Planfeststellungsbeschluss – also die offizielle Baugenehmigung – erlassen hat. „Westerweiterung Eurogate“: Unter diesem Titel planen die Behörden bereits seit mehr als sieben Jahren. Begleitet von zahlreichen Gutachten und Anwohnerprotesten, weil die Terminalerweiterung nicht nur wegen des hohen Turms das derzeitige Erscheinungsbild dort gegenüber vom Altonaer Elbstrand deutlich verändern wird.

Im Kern geht es dabei um zwei Baumaßnahmen. Zum einen soll direkt am Hauptstrom ein neuer und mehrere Hundert Meter langer Liegeplatz für große Containerschiffe gebaut werden, um die Umschlagskapazität des Terminals zu erhöhen. Die alte Pappelreihe dort am Bubendeyufer dürfte damit aber verschwinden – und man schaut vom anderen Ufer künftig voraussichtlich direkt ins Hafenareal.

Anwohner befürchten zusätzlichen Lärm

Anwohner auf der Altonaer Elbseite befürchten daher zusätzlichen Lärm und den Wegfall eines optischen Schutzes durch die Bäume. „Das wird sich alles dramatisch ändern“, sagt Tobias Jaeger vom Verein „Erhaltet Oevelgönne“. Gegen den Planfeststellungsbeschluss wollen rund 50 Anwohner daher heute eine Sammelklage einreichen. Auch mit Klagen von Umweltverbänden rechnen die Behörden.

Zweite Baumaßnahme ist die Vergrößerung des sogenanten Drehkreises dort: Von heute 480 Metern soll er auf 600 Meter erweitert werden, um mehr Platz zum Drehen der besonders großen Frachter mit 400 Metern Länge zu erhalten, die immer häufiger von den Reedereien eingesetzt werden und auch Hamburg vermehrt anlaufen. „Der Drehkreis hat absolute Priorität bei diesem Projekt“, sagt die Sprecherin der Wirtschaftsbehörde, Susanne Mei­necke. Doch noch gibt es gegen den Planfeststellungsbeschluss eine einmonatige Klagefrist. Danach dürfte dann das Verwaltungsgericht Hamburg zunächst darüber entscheiden, ob die Klagen eine aufschiebende Wirkung auf den Baustart haben.

Gut sechs Jahre würden laut Wirtschaftsbehörden die Bauarbeiten insgesamt dauern – vorausgesetzt eben, dass es vor Gericht eine dazu positive Entscheidung gibt. Rund 270 Millionen Euro wird Hamburg das Projekt nach eigenen Schätzungen kosten, endgültig gesichert ist die Finanzierung aber noch nicht.

Eine genaue Zahl zu den Kosten gibt es von der Behörde ebenfalls noch nicht. Dabei ist die Planung schon ziemlich detailliert: Der Leuchtturm beispielsweise ist Teil einer neuen Richtfeuerlinie, die durch die Erweiterung gebaut werden muss. Richtfeuer sind eine optische Hilfe beim Navigieren, die trotz Elektronik bei den engen Flussfahrten eingesetzt wird.

Ein „Oberfeuer“ auf einem Turm und ein „Unterfeuer“ auf einem zweiten, kleineren Turm müssen beim Blick darauf in einer Linie liegen – dann ist man mitten im Fahrwasser. Weil das neue Oberfeuer aber höher als die neuen Container­brücken sein muss, wird in diesem Fall der Turm dazu fast 100 Meter aufragen.

Zum Vergleich: Der bisher höchste europäische Leuchtturm steht in der Bretagne und ist 82,5 Meter hoch. Das neue „Unterfeuer“ soll indes auf dem Bubendey-Ufer gebaut werden und wird auch immerhin noch 75,92 Meter hoch sein. Beide Türme sollen einen schwarz-weiß gestreiften Anstrich erhalten, gut vier Meter wird jeweils der Durchmesser betragen.

Gebaut werden muss für den Drehkreis zudem ein neuer, etwa 33 Meter hoher Radarturm: Und der dürfte optisch noch mehr auffallen, weil er am Nordufer direkt am Elbstrand nicht weit weg vom Felsbrocken „Alter Schwede“ gebaut werden soll. Gefahr von Radarstrahlen gibt es laut Behörden nicht, weil die Strahlung zum Elbhang hin bei jedem Umlauf des Radarsenders quasi abgeschaltet werde.

turm.png