Hamburg. Vierter Teil der Serie: Die Hamburgerin wurde in eine wohlhabende Familie geboren, kümmerte sich aber zeitlebens um die Armen.

Im 19. Jahrhundert – die Menschen im Gängeviertel stehen gedrängt in den Gassen oder schieben sich aneinander vorbei. Es riecht nach ungewaschener Kleidung, vermodert und nach Krankheit. Auguste Jauch trägt einen kleinen Korb mit Lebensmitteln und Kleidung, die sie entbehren kann, um die Ärmsten der Armen aufzusuchen und ihnen zu helfen. Über ihrem Kopf stehen Fenster offen, aus denen Jammern und Husten tönt. Hier herrscht überall Hunger und Elend.

Auguste bewegte sich nicht immer in diesen ärmlichen Verhältnissen. Sie wurde 1822 in eine wohlhabende Familie hineingeboren und war in ihrer Jugend per Segelschiff oder Postkutsche in ferne Länder gereist. Nach dem frühen Tod ihres Mannes Moritz Jauch, einem Oberstleutnant der Hanseatischen Kavallerie, trat die kunstbegeisterte junge Witwe 1876 ein reiches Erbe an.

Freiwohnungen für bedürftige Arbeiter

Auguste Jauch sieht sich genau um, denn hier im Arbeiterviertel Hamburgs, in dem die Gassen und Häuser labyrinthförmig angeordnet sind, verliert man leicht die Orientierung. Sie sucht vor allem Familien auf, die nicht genug Einkommen haben, um die Kinder zu ernähren und warm zu kleiden. Für diese Aufgabe setzt sie ihr Erbe ein, mit dem sie zahlreiche Stiftungen gründet, um Menschen zu helfen. Die Gemälde, die sie auf ihren Reisen sammelte, stiftet sie an verschiedene Institutionen.

Selbst das Familienhaus am Stadtdeich wird schließlich von Augustes einzigem Sohn Hermann zum Männerstift „Heim für alte Männer“ umgebaut. Es stellt Freiwohnungen inklusive Kost für bedürftige Arbeiter zur Verfügung. In Kiel entsteht auf Jauchs Initiative hin das „Damenstift aus Dankbarkeit“. Es ermöglicht ledigen gebildeten Frauen ohne die Abgabe von Gelübden, die sie ein Leben lang binden würden, ein klosterähnliches Leben in einer geschützten Gemeinschaft. Auguste Jauch unterstützt auch das Rauhe Haus Johann Hinrich Wicherns.

Augustes Weg führt nach Borgfelde

Der Theologe hat bei Hamburg, im kleinen Ort Horn, ein „Rettungsdorf“ für arme und verwaiste Kinder aus den Elendsvierteln Hamburgs gegründet. Wichern ruft später dazu auf, die sogenannte innere Mission geistig und organisatorisch auszubreiten. Auch dieses Bestreben wird von Auguste Jauch tatkräftig unterstützt.

Aus dem Gängeviertel führt Augustes Weg nach Borgfelde. Dort kauft sie das Haus Bürgerweide 59, um mittellose verwitwete Frauen zu unterstützen und Armenspeisungen zu organisieren. Sie steht an einem großen Fass und schöpft für die Armen der Stadt Kelle für Kelle Suppe in deren Tassen.

Männerstift bei Operation Gomorrha zerbombt

Hier ist die Wohltäterin bis zu ihrem Tod im Jahr 1902 aktiv. Und auch dann hören das Engagement und die Initiativen nicht auf. Viele Familien­mitglieder setzen ihr wohltätiges Wirken in den Stiftungen fort. Erst im Zweiten Weltkrieg werden ihre Stiftungshäuser zerstört. Das Restvermögen fließt schließlich der Hamburger „Stiftung Gast- und Krankenhaus“ zu.

Das bereits erwähnte Männerstift, ein Barockhaus im Stadtteil Hammerbrook, wird 1943 bei der Operation Gomorrha zerbombt, später aber saniert. Seitdem wird es als Hamburger Kulturdenkmal geführt. Über Günther Jauch ist bekannt, dass er wie seine Vorfahrin Auguste zahlreiche Projekte als großzügiger Spender unterstützt.