Hamburg. Der Hamburger Krankenhauskonzern startet einen bundesweiten Pilotversuch im Westklinikum in Rissen.
Das Ergebnis der Studie ist eindeutig: 77 Prozent der Klinikärzte wünschen sich eine Entlastung von bürokratischen Aufgaben. „Das Grundübel im Gesundheitssystem ist die Fehlbelastung der Ärzte durch eine Vielzahl medizinfremder Tätigkeiten, hervorgerufen vor allem durch den vorgeschriebenen Dokumentationsaufwand“, sagte Prof. Christoph Herborn, medizinischer Direktor bei Asklepios, am Mittwoch. Der Klinikkonzern hatte die Studie zur Zufriedenheit von Ärzten und Patienten in Auftrag gegeben. Viel Arbeitszeit, die dann beim Patienten fehle, koste laut Herborn auch die oft handschriftliche Führung der Patientenakten.
Asklepios geht neue Wege
Um die „Überdosis Bürokratie“ (Herborn) abzubauen, geht Asklepios neue Wege. Im Januar 2017 startet im Westklinikum in Rissen das Modell digitale Patientenakte. Dann sollen alle Untersuchungsergebnisse nur noch elektronisch eingegeben werden, auch Röntgenbilder oder MRT-Aufnahmen wären dann digital vom Klinikpersonal abrufbar. Mit 517 Betten gilt das Westklinikum als guter Teststandort. „Ein Haus wie das AK Altona hat deutlich mehr Betten, dort wären die Herausforderungen noch größer“, sagt Herborn.
In der Tat gilt die Einführung einer digitalen Patientenakte als extrem komplexe Operation. Die Akte muss eine Vielzahl von Untersuchungsergebnissen, von Blutwerten bis zum Ultraschall, speichern können – und vor allem absolut datensicher sein. „Ein Datenleck wäre in diesem sehr sensiblen Bereich katastrophal“, sagt Herborn.
Bislang gilt das UKE im digitalen Bereich als führend
Bislang gilt das UKE in der Branche im digitalen Bereich als führend, es wurde 2011 als erstes vollständig digitales Krankenhaus Europas zertifiziert. Der Weg dorthin war allerdings auch von Rückschlägen geprägt, das System fiel in der Startphase 2009 mitunter stundenlang aus, sodass aktuelle Befunde nicht abgerufen werden konnten. Während das UKE mit Siemens das System entwickelte, wird Asklepios mit dem medizinischen IT-Dienstleister Meierhofer zusammenarbeiten, auch deshalb erwarb der Konzern 2015 eine Beteiligung an dem Münchner Unternehmen.
Herborn macht sich keine Illusionen, dass die digitale Akte zunächst einen Mehraufwand bedeuten wird: „Auf Sicht wird es sich aber für alle Seiten lohnen.“ Den laut Studie größten Wunsch der Klinikärzte wird indes auch das beste System nicht erfüllen können: mehr Lohn für Pflegekräfte. Darauf hoffen 80 Prozent der Ärzte.